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"Das ist nicht mein Verdienst!"

Beim Symposium anlässlich seines 75. Geburtstages fand P. Anselm ein bestimmtes Wort, um die vergangenen Lebensjahre zu beschreiben.

Dankbarkeit – das wäre ein guter Alternativtitel für die Geburtstagsveranstaltung P. Anselm Grüns OSB gewesen. Denn genau das ließ er seinen zahlreichen Gästen zukommen. Doch überschrieben war das Symposium der Abtei Münsterschwarzach, das gemeinsam mit dem Vier-Türme-Verlag organisiert wurde, mit "Lebensträume und Inspiration". Welche Lebensträume P. Anselms erfüllt wurden, zeigten Gesprächsbeiträge einiger Wegbegleiter.

So war da etwa Winfried Nonhoff, der anlässlich des Geburtstages ein neues Buch mit 75 Fragen an P. Anselm mit ihm geschrieben hat. Er bezeichnete den Benediktiner als Missionar, denn als solcher sei er bei seinen Vorträgen und Seminaren unterwegs. Er mache die Dogmatik verständlich und zeige, dass es letzten Endes darauf ankomme, sich auf Gott ganz einzulassen. Mit großer theologischer Kompetenz helfe er, den Glauben im Alltag zu leben. "Was P. Anselm aber auch ausmacht, ist seine Liebe zu seiner Familie", so Nonhoff.

Dass seine vielen Nichten und Neffen da waren, berührte P. Anselm. Er wisse, dass seine Familie ihn immer trage. Neben seinen Mitbrüdern, die ihn immer unterstützt haben, dankte der Mönch aber vor allem Gott: "Das alles ist nicht mein Verdienst, das ist Gnade."

Diese Demut stellte auch Abt Michael Reepen OSB. Weiter würdigte er P. Anselm, der die Weisheit der Wüstenmönche gemeinsam mit seinen Mitbrüdern in den 70er Jahren wieder entdeckt und mit Erkenntnissen der Psychologie verknüpft hatten. "Aber die wichtigste Quelle sind wohl unsere Versuche in diesem Geist täglich als Gemeinschaft zusammen zu leben, ganz im Alltag von Gebet und Arbeit", betonte der Abt. Bei der Frage, was die Aufgabe der Mönche in der heutigen Zeit sei, habe P. Anselm eine Antwort gefunden.

Wie sehr seine Lebensträume beantwortet und verwirklicht wurden, zeigten fünf Themenbereiche: Wirtschaft, Mission, Psychologie, Lebenskrisen und Menschen. Aus der Wirtschaft sprach Unternehmer Bodo Janssen, der nach einer schlechten Mitarbeiterbefragung Anselm Grün kennenlernte und sein Unternehmen komplett neu ausrichtete. Er zeigte, wie Führung mithilfe der Benediktsregel geht: "Dabei ist es vor allem wichtig, den Menschen zu stärken und sich immer zu fragen, was ihm hilft."

Vor allem aber, erklärte Janssen, sei die Haltung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu Entscheidungen wichtig. "Denn wenn sie das Gefühl haben, etwas aufgedrückt zu bekommen, können sie nicht zufrieden sein." Als Beispiel aus der Regel nannte er gemeinschaftlich getroffene Entscheidungen. Gute Beziehungen hielt er für ein gelingendes Leben für wichtige. Die Klostergemeinschaft von Münsterschwarzach zeige immer wieder, wie Beziehung untereinander gut gelinge.

Dieses Kollektivleben ist auch der Grund, warum P. Anselm in Asien so beliebt sei, erklärt Hsin-Ju Wu, die in Taiwan einen Verlag leitet und die Auslandsreisen für P. Anselm dort organisiert. Christen bildeten dort die Minderheit und seien bis vor kurzem sehr durch die ignatianische Theologie geprägt. Doch durch das große Engagement der wenigen Christen seien sie ganz anders vernetzt und das entspreche viel mehr den Benediktinern. "Wir sind wie eine große Familie", erzählte sie und bezeichnete P. Anselm als modernen Asien-Missionar.

Und modern gedacht hat der Benediktiner schon immer. Dr. Bernd Deiniger, Chefarzt der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Nürnberg erklärte, wie P. Anselm theologisch Grundfragen der Psychoanalyse aufgreife und diese entsprechend beantworte. Heilende und heilsame Aspekte führe er auf das Gottesbewusstsein zurück. "Die zentrale Aussage bei ihm ist, dass Selbsterkenntnis immer mit Gotteserkenntnis zu tun hat", so Deininger. Glaube gehe immer über das hinaus, was Psychotherapie mache. Daher habe er das Modell des Recollectio-Hauses in seiner Arbeit aufgegriffen und arbeite mit den Klinikseelsorgern zusammen.

Wie wichtig die Seelsorge ist, durfte Walter Kohl erfahren. Im Zuge der CDU-Spendenaffäre wurde das Leben des Sohns von Helmut Kohl existentiell auf die Probe gestellt. Durch das Buch "Einreden" von P. Anselm konnte er Kraft finden. "Anselm, du bist ein Leuchtturm", sagte Kohl. P. Anselm schaffe es, auf viele Bedürfnisse zu antworten. Vor allem auf eines: Orientierung. Etwas, was für ihn auch die Benediktsregel tut. Der heutige Unternehmensberater zitiere daher häufig daraus. Ein Kraftort ist für ihn nach wie vor die Abtei Münsterschwarzach. Extra sei er an diesem Tag früher gekommen, um noch mit den Mönchen zu beten.

Dieses Kloster war auch für Katrin Miletich prägend. Sie hat P. Anselm in ihrer Jugend kennen und schätzen gelernt. Bis heute sieht sie das Kloster als den Ort, den sie in der hdieser beschleunigten Zeit braucht: "Hier komme ich mit mir selbst in Berührung, auch mit den Schattenseiten." Dass sie diese annehmen könne, habe sie auch P. Anselm zu verdanken. Alles dürfe sein, hätte er ihr einmal geraten. Ein Satz, der sie ihr Leben lang begleiten werde.

Ein Begleiter ist P. Anselm für viele Menschen geworden – unabhängig davon, ob sie ihn persönlich kennen oder nicht. Millionenfach verkaufte Bücher, Vorträge auf der ganzen Welt, ausgebuchte Kurse – für seinen persönlichen Erfolg in den vergangenen 75 Jahren findet der bescheidene Mönch aber nur ein Wort: Dankbarkeit.