Zusammenfinden gelingt nur durch ein großes Gottesbild
Predigt von P. Meinrad Dufner OSB am 3. Sonntag im Jahreskreis.
In der Lesung aus dem 1. Korintherbrief hieß es: „Ich ermahne Euch im Namen Jesu Christi, duldet keine Spaltungen unter Euch.“
Im eben zitierten Brief und im Tagesevangelium tauchten aber eine ganze Reihe Eigennamen auf: die Leute der Chloe Paulus –Apollos – Kephas Johannes der Täufer nochmals Petrus und Andreas, Jakobus und Johannes Da ist doch jeder Name eine Welt, eine eigene. Und da soll es keine Spaltungen geben? Es gibt sie. Namen sind Gesichter. Gesichter sind Sichtweisen und Ansichten. Sind Standpunkte und begrenzte Erfahrungen. Also wäre das Erste: Ich weiß um die Begrenztheit meiner ganzen Weise, Mensch zu sein. Ich bin ein Teil – und nicht das Ganze. Die anderen sind anders, weil sie ebenfalls Begrenzte sind.
Dann kommt noch dazu, dass ich in mir ja auch nicht ganz und eindeutig bin. Ich bin auch meine eigenen Gegensätze. Und der andere auch. Auseinandersetzungen sind das Normalste, was es gibt. Im Leben – im Staat – in der Kirche. Wie aber könnte Zusammenfinden gelingen?
Zusammenfinden gelingt nur durch ein großes Gottesbild. Solange mein Gott besser ist als Dein Gott, habe ich gar keinen Gott. Solange meine Religion besser ist als Dein Glaube, was habe ich da für einen Glauben…. „Alle Menschen habe Zugang zu Gott, aber jeder einen andern. Gerade in der Verschiedenheit der Menschen, in der Verschiedenheit ihrer Eigenschaften und ihrer Neigungen liegt die große Chance des Menschengeschlechts. Gottes Allumfassung stellt sich in der unendlichen Vielheit der Wege dar, die zu ihm führen, und von denen jeder einem Menschen offen ist.“ Martin Buber
„Der Mensch, dem Gott sich nicht im Zusammenklang, sondern im ausgespannten Gegensatz der Prinzipien offenbart, ist der Bestürzung anheimgegeben und muss am Heil der Welt verzweifeln. Solange er untätig in den brennenden Widerspruch starrt. Erst wenn sich in seiner eigenen Seele, die der gleiche Gegensatz durchwaltet, die Einung vollzieht, kann er auf die göttliche Kundgebung antworten, und antwortend erfährt er die Einheit des Seienden, das Heil der Welt.“ Martin Buber
In der eigenen Seele die Einigung der Gegensätze vollziehen, den Bruch in mir annehmen, die alten Bilder sind: unvollkommen/Sünder = Sonderung, Sonderling der Ergänzung bedürftig, ein Sucher, kein Allwissender, ein Teil, der Deinen anderen Teil braucht.
So antwortend: Erfahrung der Einheit des Seienden, das Heil der Welt.
Gott ist Mensch. „Durch Leute, die anders und in anderen Sprachen reden, werde ich zu diesem Volk sprechen.“ Jes 28,11f Durch andere Worte: Lautlose Eroberung Gott immer noch gegenwärtig oft gebrauchtes Sonntagswort im Alltag verborgen in Lebensgeschichten von Mensch zu Mensch erobert es ungesagt verbarrikadierte Herzen. Aus dem Büchlein „Gottes hauchdünnes Schweigen“ von Wilhelm Bruners
Das ist der Weg zur Einheit: das Hören aufeinander, nicht das Belehren übereinander Kirchenleute beklagen die Gottvergessenheit in der Welt. Wir sollten auf Gottes hauchdünnes Schweigen in der Welt und Zeit hören. „Das Himmelreich ist nahe.“