"Wir sind Gesandte an Christi statt"
Predigt von Bischof Dr. Sebastian Thekethecheril, Diözese Vijayapuaram, Kerala, Indien am Weltmissionssonntag in der Abtei Münsterschwarzach
Liebe Mitchristen, liebe Schwestern und Brüder, die Ihr heute zum Weltmissionssonntag nach Münsterschwarzach gekommen seid!
Unter dem Leitwort: "Wir sind Gesandte an Christi statt", schauen wir in diesem Jahr auf Indien. Ich komme aus Kottayam, Südindien. Ich bin Bischof der Diözese Vijayapuram. Meine Diözese ist 1930 von spanischen Karmelitenpatres gegründet worden. Damals machten sich spanische Missionare mit dem Schiff auf den Weg nach Indien. Sie waren überzeugt von der froh machenden Botschaft Jesus Christi und wollten allen Menschen erzählen vom Auferstandenen Jesus Christus. Sie waren entzündet von der Liebe Christi und spürten den Drang den Menschen in Indien davon zu künden. Die Missionstätigkeit ist jedoch nicht nur eine Aufgabe von früheren Missionaren. Nein es ist auch heute noch ganz aktuell und gilt für jeden Einzelnen Christen.
Ja jeder Einzelne von uns soll sich entzünden lassen von der froh machenden Botschaft Jesus Christi und der christlichen Verheißung von Erlösung und Auferstehung. Die meisten Menschen in Indien, ob reich oder arm, sind gläubig und ihr Glaube ist stark. Diesen starken Glauben, die Ernsthaftigkeit des geistlichen Lebens und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Familie, zu einer Pfarrei, zu einer Kirche zeichnet indische Christen aus. Sie glauben und vertrauen, wie ein Kind. Gott ist in Ihrem Alltag real anwesend und spielt in ihrem Leben eine Rolle. Sie sehen in den wenigen Dingen, die sie empfangen eine Gabe Gottes. Und auch im Leid, Krankheit und Naturkatastrophen hoffen Sie, dass Gott Ihnen Heil und Erlösung bringt. Die Menschen in Indien schätzen sehr die Angebote in Erziehung und Gesundheit, die wir Ihnen als katholische Kirche bieten. Und hier sind unsere Priester missionarisch tätig.
Ich freue mich sehr, dass Papst Franziskus die Bedeutung der Weltmission besonders herausstellt, in dem er den Monat Oktober zum Außerordentlichen Monat der Weltmission erklärt. Er möchte uns heute dort, wo wir leben, ermutigen, als Getaufte unseren Sendungsauftrag in der Nachfolge Jesu Christi als Missionarinnen und Missionare wahrzunehmen. In der Taufe haben wir den Glauben und die Gnade der Gotteskindschaft ohne eine Vorleistung, als Geschenk von Gott erhalten. Dieses göttliche Leben ist Reichtum, den wir Christen weiter schenken, mitteilen und verkündigen sollen und müssen. Hierin liegt der Sinn dieser Mission. Umsonst haben wir diese Gabe empfangen, und umsonst teilen wir sie (vgl. Mt. 10.8).
Und möchte ich Ihr Augenmerk wieder lenken auf die missionarischen Aufgaben in meiner indischen Heimat. Vor 5 Jahren untersuchte VSSS Vijayapuram (vergleichbar mit der Caritas in Deutschland) die Situation der indischen Familien in meiner Diözese. Sie stellten fest, dass 766 Familien in Hütten wohnen und weitere 346 Familien in beschädigten Hütten lebten. 52 Familien haben weder einen Wohnraum noch Grund und Boden. Wohnen ist ein wichtiges Grundrecht des indischen Bürgers. Es muss geschützt werden, da dies ein wesentlicher Bestandteil der Menschenwürde ist. Wohnen ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Wahrung der Menschenwürde. "Angemessenes Wohnen" umfasst mehr als nur die vier Wände eines Raumes und ein Dach über dem Kopf. Wohnen ist für ein normales gesundes Leben unerlässlich. Es erfüllt tiefsitzende psychologische Bedürfnisse nach Privatsphäre und persönlichem Raum; physische Bedürfnisse nach Sicherheit und Schutz vor schlechtem Wetter; und soziale Bedürfnisse für grundlegende Sammelpunkte, an denen wichtige Beziehungen geknüpft und gepflegt werden.
2014 wurde vom VSSS Vijayapuram das Programm: Hüttenfreie Diözese, ins Leben gerufen. Es sollte sicherstellen, dass alle Menschen Zugang zu erschwinglichen und akzeptablen Wohnraum haben und sich ausschließlich auf die Barmherzigkeit Gottes verlassen können. Seit dem konnten wir 449 stabile Häuser bauen. Baufällige Hütten konnten ersetzt werden. 109 Häuser sind noch im Bau. Es wurden 136 Familien unterstützt. Finanzielle Hilfe erhielten wir durch die italienische Bischofskonferenz, Freunden in den USA und Wohltätern aus Kerala.
Die Überschwemmung 2018 war eine der schlimmsten Katastrophen, die der Bundesstaat Kerala seit 100 Jahren erlebt hat. In den Monaten Juli und August 2018 war der Monsun so extrem, dass es zu unablässigen und sehr starken Regenfällen kam. Dies führte dazu, dass es in den hügeligen Regionen zu Erdrutschen und Dammbrüchen kam. Die Flüsse stiegen über und überschwemmten weite Gebiete in allen 14 Bezirken des Staates Kerala. Bei den Erdrutschen, Schlammlawinen und Sturzfluten kamen zahlreiche Menschen ums Leben, mehrere tausend Häuser wurden zerstört. Das Hochwasser drang in fast eine halbe Million Häuser ein und überflutete sie, wobei etwa zwei Millionen Menschen vertrieben wurden. Auch unsere Diözese war davon hart betroffen. Und ich als Bischof von Vijayapuram danke heute für die Möglichkeit, dass Ihre Kollekte Verwendung findet für die Aufgabe, den Menschen wieder Wohnraum zu geben.
Anteilnahme ist ein Zeichen der Nächstenliebe und der Fürsorge für die Mitmenschen. Auch Jesus Christus hat immer wieder die Menschen aufgefordert, den Armen beizustehen. Dies ist auch eine Aufgabe von uns als Gesandte an Christi statt. Wir lindern die Not der anderen, indem wir ihnen helfen, damit Christen in Indien in Würde leben können.
Weltmission bedeutet in einer so globalisierten Welt, dass alle voneinander lernen können und dass wir erfüllt sind von Liebe, Frieden und Versöhnung. Wir indische Christen leben eine tiefe Religiösität, Gott hinter allem Geschaffenen zu entdecken. Ihn in unserem Alltag mitwirken zu lassen. Wollen wir Gottesauftrag: "Seid Gesandte an Christi statt", ernst nehmen und uns heute neu senden lassen. Dazu darf ich Sie am Ende dieses Gottesdienstes segnen und senden.
Legen wir nun alle unsere Sorgen, Begabungen und Fähigkeiten auf den Altar und bitten wir Christus, dass er Sie verwandelt und veredelt zu einer erneuerten Sendung für die Weltmission! Amen.