Der Lohn der Liebe ist die Liebe selbst
Am Gründonnerstag hat Abt Michael die Feier vom Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus gefeiert. In seiner Predigt erklärte er, was die Brotbrechung mit dem eigenen Leben zu tun hat und wie sich das in der Fußwaschung vollzieht.
„An einem Abend,
bevor Jesus ausgeliefert wurde, nahm Maria
das Gefäß mit Öl,
zerbrach es,
salbte seinen Leib
und sprach,
das ist meine Liebe
vergossen für Dich.
Und diese Geste bleibt allen,
die dieses Evangelium hören
für immer im Gedächtnis.
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Mitbrüder,
Br. Andreas Knapp hat in seinem Büchlein „Heller als Licht“ die Salbung Jesu in Bethanien parallel zum Abendmahlsbericht gesetzt und nennt es Eucharistiefeier einer Frau! –Gedanken von ihm inspirierten mich für das Geschehen heute Abend.
In der Nacht
in der er ausgeliefert wurde,
nahm Jesus das Brot,
sprach das Dankgebet,
brach es
und sagte, das ist mein Leib für euch.
Tut dies zu meinem Gedächtnis!
Es geht um brechen, zerbrechen und um Hingabe und Liebe. Alles Leben lebt von Zerbrechen und Hingabe. Wenn das Samenkorn, das Weizenkorn, der Kern nicht in die Erde fällt zerbricht, aufbricht, ja stirbt und sich hingibt, bleibt es allein, wenn es aber stirbt, sich aufbrechen lässt bringt es reiche Frucht.
Die Traube lässt sich zerquetschen, zerbrechen und daraus entsteht der Saft, wenn er vergoren ist, der Wein, der das Herz des Menschen erfreut. Die Früchte der Erde geben sich hin, lassen sich zerbrechen, zerkauen, verdauen und wir dürfen leben! Das Lamm, wird zur Schlachtbank geführt, gibt sich hin, damit andere Leben. Jesus gibt sich hin, lässt sich zerbrechen, zerquetschen, zermalmen. Er gibt sich hin, damit wir leben. Und das nennt man Liebe.
Liebe vollzieht sich in Hingabe. Wer sich liebend hingibt, derschielt nicht nach dem Lohn, den er dafür bekommt.Der Lohn der Liebe ist die Liebe selbst. Hingabe hat auch immer etwas Schweres an sich, weil ich loslassen muss, weil ich verzichten muss, weil ich etwas ändern muss.
Aber die Frucht der Hingabe ist viel mehr. Die Frucht des Weizenkorns sind die vielen Körner. Die Frucht der Traube ist der Wein. Die Frucht der Hingabe des Lammes ist, dass viele davon essen und leben können. Die Frucht der Hingabe Jesu, der Schmerzen, des Leidens, des Todes ist, dass wir leben, ewig leben.
Das älteste Wort für die Eucharistie ist die Feier des „Brot Brechens“. In der Apostelgeschichte heißt esdas die frühen Christen in den Häusern das Brot brachen und es teilten und verteilten. Wie sehr ist doch gemeinsames Essen Gemeinschaft stiftend und verbindend. Das gemeinsam um dem Tisch sitzen, das Schöpfen und auch geschöpft bekommenim Alltag und dann noch wenn bei einem Fest der Tisch schön gedeckt ist. – wie heute hier mit dem weißen Tischtuch! – die Blumen und Kerzen….
Wenn das gemeinsame Essen zum Fastfood und Selfservice verkümmert, geht uns viel, sehr viel verloren. Wir in der Klostergemeinschaft sind sehr bemüht gemeinsam zu essen wie Gemeinschaftsstiftend ist das gerade auch mit unseren Tischritualen.
In der Eucharistiefeier sitzen wir auch gemeinsam um den Tisch, gerne würde ich sie alle einladen hier am weißt gedeckten Tisch Platz zu nehmen. Dass wir gemeinsam essen von dem einen Brot – trinken aus dem einen Kelch.
Jeder bekommt ein Stück vom gebrochenen Brot. In der Eucharistie verwenden wir dieses Brot, dies runden Hostien in verschiedenen Größen. Meist landet bei den Gläubigen nur die Kleine hier – nicht gebrochen. Das runde Brot, Kreis ist immer Symbol von Ganzheit, von Vollkommenheit, Perfektion, ohne Anfang ohne Ende von Ewigkeit. Es ist eine Idealform, rund, ganz, stimmig. Aber liebe Schwestern und Brüder, das Leben ist nicht so rund wie diese Hostie! Es ist so bruchstückhaft, so gebrochen, zerbrochen, geteilt in Fragmente.
Leiden wir nicht immer wieder an dieser Brüchigkeit, an unserer eigenen Gebrochenheit, an den zerbrochenen Idealen und Vorstellungen, an den zerbrochenen Hoffnungen An zerbrochenen Beziehungen, der zerbrochenen Ehe, der gebrochenen Beziehung zu den Kindern oder Eltern, dem auseinandergebrochenen Lebensentwurf, dem zerbrochenen Ideal meines Mönchseins, an meiner Stückhaftigkeit, und Unfähigkeit, an der geteilten Kirchen, an der gebrochenen und zerbrochenen Kirche unserer Tage. Müssen wir nicht eigentlich unsere zerbrochenen Stücke Brot zum Altar bringen, unsere Fragmente, unsere Bruchstücke, das, woran wir leiden, die Gebrochenheit des Alltags, die Gebrochenheit der Welt?
Die Gemeinde legt das Brot auf den Altar! Die Gläubigen bringen das Brot ihres Alltages zum Altar, wir bringen unser Zerbrochenes. Die Aufgabe des Priesters ist es diese gebrochenen Stücke Brot, uns, so wie wir sind, Gott hinzuhalten. Die Aufgabe des Priesters ist es, dass er es zusammenfügt zu dem einen Leib der auch gebrochen ist. Eben mit den Bruchstellten, die man sehen darf, durch die das Licht hindurch fällt. Der Priester hält dieses gebrochene Brot empor in den Himmel, in die Wirklichkeit Gottes, das meint opfern, lateinisch sacrificium- heilig machen.
Dass unsere Gebrochenheit heilig wird, etwas Heiliges ist, weil es sich ganz einfügt, ja eins wird mit dem gebrochenen Leib Christi. Und das macht uns Ihm ganz ähnlich – das ist Wandlung! Und dann essen wir diese gebrochenen Teile – den Leib Christi.
Und jeder von uns bekommt ein Stück der Gebrochenheit des anderen und der eigenen Gebrochenheit. In der Kommunion empfangen wir auch unsere Schwestern und Brüder.Dadurch werden wir wieder ein Leib und werden rund weil Jesus wieder zusammen fügt. Die Bruchstellen bleiben sichtbar, wie die Wundmale Jesu, aber sie leuchten golden! Dann wir können wieder sagen, wir sind ein Leib, SEIN Leib – Leib Christi!
Was sich im Brot brechen vollzieht, diese Hingabe und diese Liebe, das vollzieht sich auch in der Fußwaschung. Ich halte meine schmutzigen Füße hin, den untersten Punkt meines Leibes, und Jesus umfängt mich gerade da, wäscht ab, wäscht fort, macht wieder rein, nimmt mich an so wie ich bin – Zeichen der Liebe und Hingabe.
Lassen wir es an uns geschehen. Amen!