Immer eine Gratwanderung: Der Erhalt des geschichtlichen Gegenstandes und die Erneuerung von kaputten oder überholungsbedürftigen Einzelteilen. Da gelte es zu unterscheiden, ob die Monstranz oder der Kelch noch benutzt wird. Dann empfiehlt sich die Neuvergoldung. Bei einem Museumsgegenstand werde im Gegensatz dazu allerdings nur gereinigt. Nach ein paar Minuten liegt die Monstranz in fünf Einzelteilen vor Michael Hornung. Fertig zum Polieren. Nach dem Polieren werden die Rückstände der Polierpaste im Entfettungsbad entfernt.
Doch sofort ins Goldbad kommt sie nicht. Erst versenkt sie Andreas Jurowski im Reinigungsbad. Dort wird sie entlaugt, dann erneut im Spülbad gereinigt. In der Dekapierung, einer leichten Säure, wird die alkalische Lösung aus dem Laugenbad entfernt – sie würde sonst mit dem Silber- oder Goldbad reagieren. Dann muss die Monstranz noch ein letztes Mal ins Spülbad. Vorversilberung, Versilberung, Reinigung. Erst nach diesen Arbeitsschritten kommt die finale Goldschicht drauf.
Damit das Gold haften bleibt, wird Strom angelegt. Eine umweltfreundlichere Variante als die frühere Feuervergoldung, bei der mit Quecksilber gearbeitet wird. Die Vergoldung durch die Elektrolyse sorgt zudem für eine gleichmäßige Oberfläche. Auch die meisten eingearbeiteten Edelsteine sind kein Problem: „Durch sie fließt kein Strom und sie sind resistent gegenüber Chemikalien.“ Die meisten zumindest. Bei manchen käme es aber vor, dass sie reagieren und sich verfärben. Aber das erkenne man vorher.
Etwas anderes ist da schwieriger: Oft hat die Goldschmiede mit notdürftig reparierten Gegenständen zu kämpfen. "Da hat dann irgendwann einer mit Lötkolben und Zinn mal was angelötet. Meistens, um Geld für die Restaurierung zu sparen." Zinn und Silber – eine tödliche Kombination. Der Goldschmied spricht aus Erfahrung: "Die reagieren so miteinander, dass sich das richtig durch Metall fressen kann und Löcher entstehen." Und wenn dann das Teil neu angefertigt werden muss, kann die Restaurierung gut das Fünffache vom eigentlichen Preis kosten.
"Das tut mir dann immer persönlich weh. Zum einen, weil mir die Kunden dann Leid tun, zum anderen, weil bei den Sachen so gepfuscht wurde", meint Jurowski. Er hat Respekt vor der Geschichte und vor dem Einsatz des jeweiligen Gegenstandes – obwohl Monstranzen und Kelche zum Alltagsgeschäft gehören. Auch Bischofsstäbe und Brustkreuze haben die Goldschmiede in der Abtei in den vergangenen Jahren einige angefertigt. Trotz der Regelmäßigkeit keine Gewohnheit. Und eine Arbeit war dann etwas ganz Besonderes: die Reinigung des Schreins der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan, der im Würzburger Dom aufbewahrt wird.