Von einer, die auszog, das Älterwerden zu lernen
"Älterwerden heißt, wir dürfen niemals aufhören, uns selbst zu beschenken, uns selbst den Hof zu machen" - Petra Urban
„Ich könnte Ihnen noch stundenlang zuhören", hieß es spontan aus dem Publikum, als Petra Urban ihre Lesung in der Buchhandlung „Buch und Kunst im Klosterhof" beendete. Zwischendrin hatte es immer wieder zustimendes Kopfnicken zu ihren Gedanken gegeben.
Sich mit dem Älterwerden auseinander zu setzen, habe ihr gut getan und ihr ein ganz neues Lebensgefühl geschenkt, erklärte Petra Urban, bevor sie bunt und abwechslungsreich ihre sehr persönlichen Gedanken und Geschichten zum Thema "Sprudelndes Leben, strömende Zeit" aneinander reihte. Dabei, das wurde schnell klar, ist sie keine, die auszog, das Fürchten zu lernen. Ganz im Gegenteil. Anschaulich vermittelte sie, wie sich freudvolles Älterwerden anfühlt. So sprach sie von seelischen Aufbrüchen und dem Mut, sich neue Schritte im eigenen Leben zu erlauben, sich lustvoll neu zu entwerfen. In poetischen Bildern inspirierte sie dazu, über die so wichtige Kunst nachzudenken, Abwechslung ins eigene Leben zu bringen. Das Interesse an Neuem sei wie ein Stein, erklärte sie, der ins Wasser fällt und immer weitere Kreise zieht.
Am Beispiel einer fast Hundertjährigen verdeutlichte sie, wie wichtig es ist, sich nicht nur äußerlich, vielmehr innerlich jung zu halten, „Liebe im Blick" zu haben. Womit sie eine innere Haltung meint, die mit Alter und Sehfähigkeit nichts zu tun hat, die vielmehr vollkommene Zuwendung ist. Eine Aufmerksamkeit dem Leben und sich selbst gegenüber, die mit „Aufmachen", „sich dem Augenblick öffnen" zu tun hat. Ihr Resümee: „Nicht in den eigenen vier Wänden vereinsamen, das Leben findet draußen statt. Älterwerden heißt, wir dürfen niemals aufhören, uns selbst zu beschenken, uns selbst den Hof zu machen." Voran gegangen war eine genauso amüsante wie treffende Fantasie vom „Leben als Bauernhof".
Immer wieder kehrte Petra Urban in ihren Geschichten ans Wasser zurück, das Element, das der fließenden Zeit sehr ähnlich ist. Sie entführte ihre Zuhörer an Flüsse, Bäche und die sprudelnden Glücksquellen im Innern. In einer Zeit, die geprägt ist von der Sehnsucht nach ewiger Jugend und ewiger Schönheit, in der Geburtstage als Feinde abgestempelt werden und Falten und graue Haare gern der Krieg erklärt wird, schwimmt Petra Urban erfrischend gegen den Strom. Ein wahrer Jungbrunnen, so zeigte sie, ist die tägliche Lebensfreude, gemischt mit einer gehörigen Portion Dankbarkeit und einer stets frischen Brise Begeisterung.
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