Mit Begeisterung gegen die Plastikflut
Beim BuchBesuch gaben Anja Rüthlein und Veronika Rötting Tipps zu einem nachhaltigeren, gesünderen und plastikarmen Leben - „Jeder kleine Schritt zu einem bewussteren Umgang mit unserer Erde zählt.“
„Wir sind nicht die letzte Generation, die den Klimawandel erleben wird, aber wir sind die letzte Generation, die etwas gegen den Klimawandel tun kann. Im Interesse des Planeten muss sich etwas ändern“, sagte Barack Obama im August 2015. Bei Anja Rüthlein und Veronika Rötting fielen die Worte des damaligen US-Präsidenten auf fruchtbaren Boden. Seit fast drei Jahren versuchen die beiden Frauen, die im Buchladen der Abtei arbeiten, nachhaltiger, gesünder und mit weniger Plastik zu leben. In der Veranstaltungsreihe „BuchBesuch“ haben sie vor rund 40 Zuhörern über ihre Erfahrungen berichtet und dabei Tipps für einen bewussten Alltag gegeben. Während des Vortrags wurde deutlich: Das Thema Plastik ist kein Randthema für Ökofreaks, sondern betrifft uns alle.
Wie drastisch die Auswirkungen unseres Lebensstils sind, verdeutlichten die beiden Referentinnen anhand von Gletscher-Fotos des Umweltaktivisten James Balog. „Läuft es richtig blöd, ist schon im Sommer 2020 kein Meereis mehr da“, beschreibt er das beängstigende Fortschreiten der globalen Erwärmung, die unabsehbare Folgen für die gesamte Menschheit hat.
Anja Rüthlein erreichte der Weckruf mit der Geburt ihrer Kinder. „Ich möchte meinen Kindern später nicht sagen müssen: Ich habe vom Klimawandel gewusst, aber nichts dagegen getan.“ Bei Veronika Rötting hat es während eines Mallorca-Urlaubs im Juli 2015 „Klick“ gemacht: „Damals lag am ganzen Strand Plastik herum, im Meer wurde ich von Müll gestreift.“
Erfahrungen wie diese verwundern keineswegs. Rund 240 Millionen Tonnen Plastikabfälle fallen laut Deutscher Umwelthilfe jährlich weltweit an. Rund 6,4 Millionen Tonnen davon landen in den Ozeanen, mehr als 100 Millionen Tonnen schwimmen bereits darin. Die Deutschen belegen in Punkto Müll europaweit den vierten Platz im Produzieren von Plastikmüll – ein Rekord von zweifelhaftem Ruhm. Zum sichtbaren Plastik in Verpackungen kommt das unsichtbare Plastik in Kleidung, Elektronik, Medikamenten und Kosmetik. Und das, obwohl längst erwiesen ist, dass Mikroplastik nicht nur unsere Erde zerstört, sondern die enthaltenen Weichmacher zu Diabetes, Herzerkrankungen, Unfruchtbarkeit und Krebserkrankungen führen.
Dennoch kann man etwas gegen die Plastikflut tun und damit nicht nur der Umwelt und der Zukunft unserer Kinder, sondern auch der eigenen Gesundheit etwas Gutes tun, so Anja Rüthlein und Veronika Rötting. Konkret bedeutet das: Selberkochen satt Fertigprodukte konsumieren, Saft und Milch in Glasflaschen, Gläser statt Dosen, Obst und Gemüse nur lose einkaufen, Brot und Brötchen im eigens dafür vorgesehenen Baumwollbeutel verstauen, für den Einkauf an der Wurst- und Käsetheke einen Behälter mitbringen. Auch der Großeinkauf in Unverpackt-Läden sei eine gute Alternative.
Ein absolutes NoGo ist für Rötting und Rüthlein Kaffee im To-Go-Becher, bei Kosmetik raten sie zu Seife statt Duschgel oder Taschentuchboxen statt -tüten. Bei Konsumgütern solle man eher in langlebige und hochwertigere Produkte investieren statt viel und billig zu kaufen. Auch ein kritischer Blick in den eigenen Kleiderschrank lohne sich. „Ich hatte 40 Tops in meinem Kleiderschrank, von denen ich nur einen Bruchteil getragen habe“, berichtet Veronika Rötting, die sich daraufhin ans Ausmisten machte und dabei eine Steigerung der eigenen Lebensqualität und der inneren Zufriedenheit feststellte.
Einige Produkte lassen sich mit etwas Lust und Zeit sogar selbst herstellen: So hatten die Zuhörer nach dem Vortrag Gelegenheit, ein Peeling aus Kaffeesatz und Olivenöl zu testen, an einem Haushalts-Reiniger aus Essig und Orangenschalen zu schnuppern und bekamen Geschenktüten aus Kalenderblättern und Abschminkpads aus Baby-Spucktüchern mit auf den Heimweg.
Sicherlich benötigt ein nachhaltigeres und plastikarmes Leben etwas mehr Planung und geht nicht von heute auf morgen, so Anja Rüthlein und Veronika Rötting abschließend. Wichtig sei es aber, die Sache mit Begeisterung, Tatendrang, Neugier und Freude anzugehen und nicht zu dogmatisch zu sein: „Denn jeder kleine Schritt zu einem verantwortungsvolleren und bewussteren Umgang mit unserer Erde zählt.“
Anja Legge
Surftipp:
Wer wissen will, wie nachhaltig er selbst lebt, kann dies anhand seines ökologischen Fußabdrucks testen. Der Test, der im Internet durchführbar ist (z.B. http://www.fussabdruck.de/), setzt die zur Verfügung stehenden Ressourcen mit der tatsächlichen Nutzung der Erde in Relation. Doch Vorsicht: Das Ergebnis könnte erschreckend sein!
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