"Mein Großvater war kein Attentäter"
In der Biographie über Claus Schenk von Stauffenberg zeigt ihn Enkelin Sophie von Bechtolsheim von einer ganz neuen Seite.
Provokant sei der Titel ihres Buches natürlich – das hat Sophie von Bechtolsheim, Enkelin von Claus Schenk von Stauffenberg, gleich zu Beginn ihrer Lesung in den vollbesetzten Räumen von "Buch und Kunst im Klosterhof" zugegeben. Dennoch drücke "Mein Großvater war kein Attentäter" genau das aus, was sie mit ihrem Buch erreichen wolle: ihn auf das bloße Attentat zu reduzieren, sein Leben davon angetrieben darzustellen. Keineswegs wolle sie ihn aber verklären.
"Und ich halte mich auch mit Schlussfolgerungen und Konjunktiven zurück", stellte von Bechtolsheim klar. Zu wenige zeitgeschichtliche Dokumente und Primärquellen würde es aus dieser Zeit geben. Vieles wäre vor dem 20. Juli vernichtet worden. Ihr Buch, so zeigte die Lesung, verknüpft die persönliche Meinung, Erzählungen und Historie – ohne Vermutungen anzustellen.
Auf drei Ebenen nähert sich von Bechtolsheim an ihren Großvater an. Berührend und offen erzählte sie, wie ungreifbar das Erbe für sie lange Zeit war, wie diffus sie die Verwandtschaft wahrnahm und wie irritiert sie auf die Ehrfurcht anderer Menschen oft reagierte. Die Biographie lebt von Geschichten und Erzählungen ihrer Großmutter, Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg. Wie wichtig die 2006 verstorbene Ehefrau von Stauffenbergs für von Bechtolsheim war, wurde am Donnerstag in vielen persönlichen Erzählungen zwischen den Kapiteln deutlich. Ganz bewusst seien im Buch die Absätze durch Patience-Karten, die von der Großmutter in Einzelhaft aus leeren Zigarettenschachteln angefertigt wurden, gekennzeichnet.
In der anschließenden Diskussion erläuterte sie auf die Fragen die grundkatholische und gewissensgetriebene Position und Haltung von Stauffenbergs. Als "Tyrannenmord" bezeichnet habe er sich Erzählungen nach sehr klar mit den moralischen Aspekten des Anschlags auf Hitler auseinandergesetzt. Auch damit, was es für seine Familie bedeute. Bis zuletzt soll er nach einem anderen gesucht haben, der an seiner statt den Sprengsatz zünde. Und spätestens dann wurde den Zuhörern klar, dass der Titel zwar provokant, aber seiner Intention gerecht werde.
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