Die Verwaltung des Untergangs
Kreppold zeichnete ein düsteres Bild der Gegenwart: Der Glaube verdunstet, die Kirche wird bedeutungslos. „Die Leute laufen uns in Scharen davon“, sagte er. Die Zahlen bestätigen das. Nur noch 55 Prozent der Bevölkerung gehörte Ende 2016 einer der beiden großen Kirchen an. Vor sieben Jahren waren es noch 62 Prozent. Längst seien die Zeiten vorbei, da Kirchenaustritte noch ein soziales Tabu darstellten. „Die geistige Strömung der Zeit geht an der Kirche vorbei“, stellte Kreppold fest. Und wie reagiert die Theologie? „Die ist völlig ratlos.“
Laut Guido Kreppold habe sich die Kirche in den letzten Jahrzehnten zu sehr auf die Vernunft, das Bewusstsein und den Willen berufen. „Sie hat verlernt, mit Gefühlen umzugehen.“ Die Folge: Die Kirche erreicht immer weniger Menschen – obwohl die nach wie vor in großer Zahl spirituellen Beistand suchten. Das zeige sich vor allem in besonders emotionalen Momenten wie Geburt (Taufe), Hochzeit oder Tod. „Wo Menschen zutiefst ergriffen sind, da ist die Spur Gottes“, meinte Kreppold. „Und in diesen Augenblicken liegt die Chance der Kirche. Da müssen wir die Menschen ansprechen.“
Die richtige Ansprache will jedoch gelernt sein – die Worte müssten vom Herzen und nicht vom Verstand gesteuert sein. Kirchenvertreter müssten deshalb wieder lernen, selbst Gefühle zuzulassen, sich betreffen zu lassen, zuzuhören. Sie müssten ihre Gesprächspartner ernst nehmen. Nur so sei das spirituelle Niveau der ersten Christen wieder erreichbar. „Die waren erleuchtet“, erinnert Kreppold. Weil sie eine Nähe zur Schöpfung und zu ihren Mitmenschen hatten. „Und genau da müssen wir wieder hinkommen.
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