Wenn der Altarraum zum Konzertsaal wird
Die großen Konzerte in der Abtei Münsterschwarzach zählen jedes Jahr zu den kulturellen Höhenpunkten der Region. Heuer bot Organisator und Abteiorganist P. Dominikus Trautner OSB den Besuchern ein rein orchestrales Programm: die Stuttgarter Philharmoniker unter Chefdirigent Dan Ettinger präsentierten drei sehr unterschiedliche symphonische Werke.
Den Anfang machte Richard Strauss Tondichtung „Tod und Verklärung“. Darin vertont Strauss die letzten Stunden eines sterbenden Künstlers, der sein Leben betrachtet. Schmerzlich wird diesem bewusst, dass er seine Ideale auf Erden nie erreichen konnte, es gibt jedoch Hoffnung auf Erfüllung in jenseitiger Verklärung. Dieses aufwühlende tiefgängige Werk ließ die 1500 Zuhörer in einer langen Stille zurück, in der man eine Stecknadel hätte fallen hören.
Eine ganz andere Stimmung zauberten die Philharmoniker danach mit Mozarts beschwingtem Hornkonzert in Es-Dur. Stefan Helbig, Solo-Hornist des Orchesters, brachte mit brillant perlendem Spiel die Besucher zum Träumen. Dabei bildeten Orchester und Solist ein harmonisches Gesamtbild aus einem Guss. Mit Anton Dvořáks beliebter „Symphonie aus der Neuen Welt“ schloss der Konzertnachmittag.
Beeindruckend, wie der aus Israel stammende Dan Ettinger seine knapp 90 Musiker durch die Bandbreite an Klangwelten führte. Ständig bemüht, ein absolut ausgewogenes Verhältnis zwischen den Registergruppen im Orchester zu schaffen. Lohn war höchste Homogenität im Klang. Auch mit dem 100 Meter langem Kirchenraum wusste Ettinger zu spielen. In Dvořáks Neunter intonierte er oft fast kammermusikalisch leise, so ging in der halligen Akustik kein Klangakzent verloren. Ein Meister seines Fachs! Die Zuhörer dankten es ihm und den Stuttgarter Philharmonikern mit lang anhaltendem Applaus. Und viele notierten sich voll Vorfreude schon den 3. Oktober 2018 im Kalender, denn da hat die Abtei die Regensburger Domspatzen mit Mendelssohns „Lobgesang“ zu Gast.
Georg Ruhsert