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Silvester im Kloster

Bericht – Den Jahreswechsel betend in der Kirche verbringen? Das machen in der Abtei Münsterschwarzach nicht nur die Mönche.

31. Dezember, kurz vor 7 Uhr morgens: Während die meisten, die nicht arbeiten müssen, noch eine Runde Schlaf für die anstehende Silvesterparty tanken, füllt sich die Abteikirche in Münsterschwarzach zum Konventamt der Mönche. Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Jugendkurses und von „Erwachsen auf Kurs“ feiern heute mit den Mönchen Gottesdienst. Sie alle verbindet die Nähe zum Kloster. Sie alle wollen Silvester bewusst anders verbringen.

Viele von ihnen sind „Wiederholungstäter“, kommen teilweise schon über 15 Jahre in die Jugendkurse, die neben Silvester auch über Ostern und Pfingsten stattfinden. Jeder Kurs steht unter einem bestimmten Motto. Dieses Jahr: „Kein Plan“ – was zunächst unpassend klingt, erklärt P. Jesaja Langenbacher OSB, der die Jugendarbeit der Abtei leitet: „Wenn wir so in die Welt schauen, können wir uns fragen, hat hier jemand eigentlich noch einen Plan –oder machen wir doch eher alles so weiter, wie wir es immer schon gemacht haben?“

Der Jugendkurs nimmt genau diese Planlosigkeit in den Fokus. „Selbst wenn wir keinen Plan haben – Gott hat einen Plan mit uns“, erklärt P. Jesaja weiter. Und auch die vier Kurstage sind von frühs bis abends geplant. Erster Programmpunkt das Morgengebet mit den Mönchen. Gemeinsame Gebetszeiten und die Teilnahme am Stundengebet der Mönche sind wichtige Bestandteile der Kurse. Die Tagesstruktur der Mönche durchzieht das Kursprogramm.

Danach gibt es Frühstück, anschließend geht es in die Gruppenarbeit. In Kleingruppen können sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf unterschiedliche Art und Weise mit dem eigenen Lebensplan auseinandersetzen.

49 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verbringen die Tage um Silvester im Kloster. Geschlafen wird auf mitgebrachten Isomatten in Klassenzimmern des Egbert-Gymnasiums. Anfangs musste sich jeder für eine Gruppe entscheiden. Die könnten unterschiedlicher nicht sein. In einer Gruppe werden die Gottesdienste musikalisch vorbereitet und die Musik mit thematischen Impulsen verbunden, die andere stellt Social Media unter #Silvester in den Mittelpunkt. Wer hat was im vergangenen Jahr gepostet und geliked? Am Ende soll ein Videoclip produziert werden. Unter dem Motto „Perspektivenwechsel“ beschäftigt sich die dritte Gruppe mit drei Personen aus der Bibel und nimmt den Umgang mit Schuld in den Blick – mithilfe von Elementen aus dem Improvisationstheater. Die vierte Gruppe hat „Kein Plan“ und will spontan sein.

Die ersten Tage werden vor allem mit Gruppenarbeit verbracht und der Silvestergottesdienst vorbereitet. Erlebnisse des vergangenen Jahres aufschreiben und verbrennen, Dankgebet schreiben. Der Kurs gibt die Struktur, auf das alte Jahr bewusst zurückzublicken und sich auch allein damit auseinanderzusetzen. Am Silvesternachmittag steht traditionell eine Schweigewanderung auf dem Zeitplan. Aus dem alten Jahr auswandern. Sich allein mit dem Vergangenen auseinandersetzen. Ganz bewusst. Zielort: Die etwa eine Stunde entfernte Wallfahrtskirche in Dimbach, wo mit einem Meditations-Impuls das vergangene Jahr verabschiedet wird.

Mit einem Wortgottesdienst in der Schulkapelle um 21.15 Uhr beginnt die Silvesternacht. Diese wurde in den Kurstagen zuvor vorbereitet, Musik einstudiert und Texte ausgesucht. Im Schweigen geht es gemeinsam in die Abteikirche, in der das Allerheiligste ausgesetzt ist. Es ist dunkel, nur Kerzen brennen. Schweigend wird der Jahreswechsel dort verbracht. Liegend, sitzen, im Schein der Kerzen. Beten statt böllern. Jeder kann dort für sich sein.

Die ersten Worte im neuen Jahr sind das gemeinsame Vaterunser. Im Anschluss wird die Eucharistie gefeiert. Der erste Dankgottesdienst. Party gibt es danach auch noch. Ohne Alkohol. Die etwas andere Silvesterfeier kommt an – seit über 30 Jahren.