Requiem für Papst em. Benedikt XVI.
Eindrücke von P. Mauritius Wilde OSB aus Rom.
Viele hatten sich schon ganz früh aufgemacht, auch von unserem Benediktinerkolleg Sant’Anselmo, um einen guten Platz beim Requiem des emeritierte Papstes Benedikt zu haben. Ganz vorne bei den Bischöfen saß unser Abtprimas Gregory Polan OSB, auf der anderen Seiten hatten auch die höchsten Verantwortlichen des Deutschen und des Italienischen Staates Platz genommen. Während wir warteten, bemerkten wir, wie kalt es war, sogar für mich als Deutschen; denn die Sonne war noch nicht durch die Wolken gebrochen und hatte den Petersplatz noch nicht erreicht. Zunächst beteten wir den Rosenkranz, und so wurden die Massen auf dem Platz bald sehr ruhig.
Der Gottesdienst selbst war kurz und schlicht, genauso wie es Benedikt XVI sich gewünscht hatte. Seine Person trat dabei augenfällig in den Hintergrund, im Vordergrund stand die Liturgie; auch dies etwas, was sicher im Sinn des Papstes emeritus war. Auch in der Predigt von Papst Franziskus wartete man vergeblich auf sehr persönliche Worte; seine Ansprache war spirituell und biblisch, und konzentrierte sich unter anderem auf das Hirtenamt im allgemeinen.
Mir kam der Gedanke, ob er dabei schon eine Art Aufgabenbeschreibung für den nächsten Papst im Blick hatte, denn genug Kardinäle waren ja da. Ich fand es etwas schade, dass die deutsche Sprache außer in einer Fürbitte kaum vorkam. Und wieder: die Person Benedikts, selbst mit seiner Herkunft, blieb im Hintergrund. Nur einige deutsche und bayerische Fahnen waren nach dem Gottesdienst zu sehen, geschwenkt von den zahlreichen deutschsprachigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Es schien alles etwas verhaltener, ja fast ein wenig distanziert; das entsprach ebenso wie Benedikt, der ja nicht so ein „populärer“ Papst wie zum Beispiel Johannes Paul II war. Es war gut so.
Am meisten hat mich die Atmosphäre des Gottesdienstes in diesen Stunden beeindruckt. Es war ein echtes Requiem, still und ergreifend, und man konnte wirklich beten. Am Ende kamen einzelne Rufe auf „subito santo" (Sofort Heilig!), doch diese fanden nur wenige Mitrufer. Ich freue mich und fühle mich geehrt, dass ich dabei sein durfte. Als wir wieder nach Hause gingen, brauste die Stadt und ihr Verkehr wieder ganz normal, wie an jedem anderen Werktag auch.
Wenn ich auf das Leben von Papst em. Benedikt schaue, kommt mir auch in den Sinn, dass er den religiösen Orden wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt hat. Johannes Paul II war sehr auf die sogenannten kirchlichen Bewegungen konzentriert, die nach dem zweiten Vatikanischen Konzil entstanden sind. Von denen haben aber viele nicht überlebt. Die Wertschätzung von Papst Benedikt gegenüber den Orden kommt schon darin zum Ausdruck, dass er sich den Namen unseres Ordensgruenders gegeben hat. Und er schätzte die Benediktiner besonders.
Übrigens hat der Vier-Türme-Verlag schon vor Jahren ein Buch herausgegeben, dass alle Vorträge und Predigten des Papstes über den heiligen Benedikt enthält:
https://www.vier-tuerme.de/ueber-benedikt-die-texte-von-papst-benedikt-xvi