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Priorenwechsel in der Abtei Münsterschwarzach

Nach zwölf Jahren wurde Br. Pascal Herold OSB am Ostermontag aus dem Amt des Priors der Abtei Münsterschwarzach verabschiedet. Im Gespräch mit seinem Nachfolger Br. Jeremia Martin Schwachhöfer OSB erzählen die beiden von der Übergangszeit, von Bewährtem, neuen Herausforderungen und auch anstehenden Veränderungen.

Frage: Br. Pascal, wie kam es zu dem Entschluss, Ihr Amt als Prior abzugeben? Warum jetzt?

Br. Pascal: Wenn ich auf die jeweiligen Amtszeiten meiner Vorgänger schaue, dann waren diese auch jeweils acht oder maximal elf Jahre im Amt. Mit meinen zwölf Jahren habe ich nun eine ähnliche Dauer erreicht, wo ich gemerkt habe, dass es gut wäre, mich zurückzunehmen. Und auch, dass es wichtig ist, dass jüngere Mitbrüder übernehmen, damit der richtige Zeitpunkt für einen guten Übergang gefunden wird.

Frage: Wie läuft es dann ab, dass ein Nachfolger gefunden wird?

Br. Pascal: Der Konvent wird befragt. Das heißt: Jeder Mönch mit ewiger Profess darf einen Namen nennen. Bei uns war es aber so, dass auch die jungen Mönche, Novizen und zeitliche Professen, Namensvorschläge machen durften. Dann sieht aber nur der Abt die Vorschläge und wählt jemanden aus, den er für geeignet hält, und hört die Meinung des Seniorats an. Hier wäre vielleicht noch zu erwähnen, dass in der Benediktsregel der Prior durchaus negativ dargestellt wird, quasi mit dem Bestreben, ein zweiter Abt zu werden. Das entspricht weder meinem noch Br. Jeremias Amtsverständnis.

Br. Jeremia: Eigentlich, so steht es auch in der Regel, kann der Abt alleine den Prior bestimmen – aber es wäre nicht sinnvoll, jemanden einzusetzen, gegen den es Bedenken aus dem Seniorat gibt oder jemanden, der in der Gemeinschaft nur wenig Zustimmung findet.

Frage: War die Wahl auf Sie überraschend?

Br. Jeremia: Sehr überraschend, ich hatte nicht damit gerechnet. Die Entscheidung selbst war auch herausfordernd. Als stellvertretender Schulleiter habe ich natürlich auch einen festen Aufgabenbereich, der sich nun verändern wird. Ich behalte zwar dieses Amt, muss aber einiges abgeben. Die Übergangszeit von ein paar Monaten war dafür sehr wichtig.

Frage: Wie haben Sie beide diese Übergangszeit empfunden? Was läuft wie bisher weiter und wo gibt es vielleicht sogar jetzt schon Gestaltungsspielraum?

Br. Pascal: Es ist vor allem wichtig, in der Gemeinschaft präsent, ansprechbar zu sein. Da sind Br. Jeremia und ich uns ähnlich, was das Grundverständnis betrifft. In dieser Hinsicht wird sich nichts ändern. Auch ist Br. Jeremia jemand, der sehr strukturell und geordnet Dinge angeht. Vor allem aber glaube ich, dass nun in einer jüngeren Generation auch anderes Potential da ist, aus dem viel wachsen kann.

Br. Jeremia: Ich muss noch sehen, wie ich meine schulischen Verpflichtungen, die ja bisher einen Vollzeitjob erfordert haben, delegieren und auch abgeben kann. Das ist noch im Werden und Entstehen, weil ich erst jetzt im Amt sehen werde, was eigentlich diese Aufgabe alles noch mit sich bringt. Es ist klar, dass ich weniger an der Schule präsent sein werde. Aber ich spüre da eine große Offenheit von Abt Michael und auch vom Schulleiter, diese Freiräume schaffen zu können und zu schauen, wie wir das gemeinsam am besten meistern.

Frage: Es spielt sich also vieles an Absprachen oder Gesprächen zwischendurch auch ab?

Br. Pascal: Ja, genau. Manchmal gibt es auch Zeiten, in denen viele Anrufe kommen oder aber man wird auf dem Gang angesprochen. Es ist wichtig, feste Bürozeiten zu haben, in denen man auch den Anrufen und Gesprächen gerecht werden kann. Auch wirklich konzentriert bei der Sache bleibt.

Br. Jeremia, Abt Michael und Br. Pascal

Frage: Welche Kernaufgaben kommen also nun auf Sie zu?

Br. Jeremia: Als Prior gehöre ich vielen Gremien an, z.B. dem Seniorat, der Dekanekonferenz, der Liturgischen Kommission, der AG Prävention und anderen, die ich teilweise leiten oder protokollieren muss. Dem Prior obliegt auch die Moderation von Festen, sowohl internen als auch solchen mit auswärtigen Gästen, z.B. Benediktsfest und Felizitasfest. Weitere Aufgaben sind alles Organisatorische, was den Konvent betrifft, die Einteilung von Seelsorgs-Aushilfen und teilweise der liturgischen Dienste, Belegung der Abteikirche durch auswärtige Gruppen, Aussuchen der Tischlesung – und viele, viele Kleinigkeiten mehr. Eigentlich ist es ähnlich wie der Schule. Es sind nicht unbedingt immer große Aufgaben, sondern viele Alltagsdinge, die nicht planbar sind. Alle Anfragen, intern und extern, landen erst mal bei mir. Absprachen wie interne Kommunikation mit Abt und Subprior, Informationen an den Konvent, tägliche Updates.

Br. Pascal: Und manchmal fällt einem dann abends im Eifer des Gefechts ein, was man vergessen hat…

Frage: Wie wichtig ist eine gewisse Resilienz für diese Aufgabe?

Br. Pascal: Sehr wichtig. Einerseits die physische Energie zu haben, zwischendurch auch mal rauszugehen an die Luft. Und andererseits auch die geistige. Da ist das Chorgebet etwas, was mich unterstützt und hält, ein Moment, in dem ich zur Ruhe kommen kann. Gerade montags, an unserem langen Sitzungstag, ist die Vesper sehr wohltuend. Einfach da zu sein.

Frage: Innerhalb des Konvents, innerhalb der Dekanien, stehen gerade ein paar Umbrüche und Veränderungen an. Ist es ein guter Zeitpunkt, jetzt das Amt zu übergeben und diese Umbrüche mitzugestalten?

Br. Pascal: Ich glaube schon. Jeder prägt ja auch durch den eigenen Stil die Gemeinschaft. Es tut gut, in der Kontinuität der vergangenen zwölf Jahre nun jemanden als Prior einzusetzen, der für die jüngere Generation, auch für die Bedürfnisse der jüngeren Generation steht. Und in der „Unbedarftheit“ neu im Amt zu sein, auch freier denkt.

Br. Jeremia: Ich bin allerdings nicht der Mensch, der bestrebt ist, möglichst viel ganz schnell zu erneuern. Aber ich glaube, einiges kommt automatisch, weil jeder Mensch ein bisschen anders denkt. Es muss nichts aktiv gezielt verändert werden, der Alltag wird vieles zeigen. Gerade bin ich erst zwei Tage im Amt. Aber, was ich jetzt schon weiß: Pascal ist viel mehr Praktiker als ich, sieht und erledigt viele alltägliche Reinigungs- und Aufräumarbeiten im Haus, für die ich keinen Blick habe; diesen Aufgabenbereich werde ich sicher nicht weiterführen; die Schwerpunkte werden sich da verschieben.

Frage: Wenn es nun um die Liturgie geht – da stehen nun auch Veränderungen an. Sie sind kein geweihter Priester …

Br. Jeremia: Im Stundengebet kann ich alle Aufgaben des Oberen übernehmen, aber nicht bei der Eucharistiefeier. Überlegt haben wir, wie es sein wird, wenn Abt Michael außer Haus ist und ein Mitbruder stirbt. Das Requiem werde ich dann zwar nicht halten können, aber ich kann z.B. die Würdigung des Verstorbenen und den Rückblick auf sein Leben übernehmen und auch das Sterbegebet unmittelbar nach dem Tod eines Mitbruders. Vieles andere werden erst mit der Zeit neu regeln müssen.

Br. Pascal: Und es ist ja keine Vorschrift, dass immer der Prior konzelebriert und in den Gottesdiensten neben dem Abt steht. Das ist keine Notwendigkeit.

Frage: Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger für seine neue Aufgabe?

Br. Pascal: Guten Mut und Freude. Mut, sich auf die kommende Zeit gut einlassen zu können – und auch den Mut zu haben, als Prior Jeremia dieses Amt zu vertreten. Auch eine gewisse Portion Freude und Humor. Und natürlich die Unterstützung der Gemeinschaft sowie den Segen Gottes.