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Nachrichten

Nekrolog von Abt em. Siegfried Hertlein

Am Abend, dem Fest der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan, 8. Juli 2023, verstarb in der Abtei Ndanda/Tansania unser lieber Mitbruder Abt em. Siegfried (Oswald) Hertlein OSB

Diejenigen, die Abt Siegfried kannten, werden zweifellos sein reiches und erfolgreiches Leben als Mönch und Missionar mit den Worten des Heiligen Paulus in Verbindung bringen können: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet und ich habe den Glauben bewahrt.“

Vor ein paar Monaten bat ihn sein Abt, einen kurzen Überblick über sein Leben zu schreiben. Er begann mit den Worten: „Meine Eltern, Josef und Hedwig Hertlein, waren kleine Bauern in Schwanfeld, einem Dorf mit einer sehr alten Geschichte in der Nähe von Schweinfurt in Nordbayern, 20 km von Münsterschwarzach entfernt. Sie heirateten 1920 und hatten acht Kinder, zuerst drei Mädchen, gefolgt von fünf Jungen. Ich war die Nummer sieben, geboren am 12. März 1931, der vierte der Jungen, gefolgt im Jahr 1940 von meinem Bruder Robert. Ich wurde in der Dorfkirche getauft und erhielt den Namen Oswald.“ Er beschreibt, wie schwierig das Leben während des Zweiten Weltkriegs war, als sein Vater und seine älteren Brüder zum Kämpfen einberufen wurden. Dann schreibt er weiter über sein Interesse am monastischen Leben, als er im September 1946 nach Münsterschwarzach ans Gymnasium kam. 1952 trat er ins Kloster ein und erhielt den heiligen Siegfried als Klostername. Am 12. September 1953 legte er seine Zeitliche Profess ab und am 23. September 1956 die Feierlichen Gelübde. Er studierte Philosophie in St. Ottilien und später Theologie in Würzburg, am 6. Juli 1958 wurde er zum Priester geweiht. Sein großer Traum war es, sofort als Missionar nach Afrika geschickt zu werden, aber sein Abt hatte einen anderen Plan für ihn; er wollte, dass Pater Siegfried weitere Studien in Missionswissenschaft absolviert und später Missionsprokurator wird. Aus diesem Grund ging er 1959 an die Universität Münster zu dem berühmten Ottilianer Professor Thomas Ohm. Dann wechselte er nach Würzburg, wo er im Juni 1961 promovierte.

Schon bevor er Afrika sah, drehte sich sein Herz und sein Verstand immer um Afrika. Kein Wunder, dass seine Doktorarbeit sich mit der Frage beschäftigte, „Wie das Christentum und die Mission in der modernen afrikanischen Literatur beurteilt werden können.“ Später am 4. Februar 1962 stimmte sein Abt zu, ihn für drei Jahre nach Ndanda zu schicken. Siegfrieds afrikanischer Traum wurde somit verwirklicht.

In seinen frühen Jahren in Afrika wirkte P. Siegfried nach dem Erlernen von Kiswahili ein Jahr lang als Kaplan auf dem Makonde-Plateau. 1963 wurde er nach Ndanda zurückgerufen, um am katechetischen Projekt mitzuarbeiten, das für die Veröffentlichung von Katechese-büchern für Kinder verantwortlich war. Zwei weitere Missionare aus Münsterschwarzach arbeiteten eng mit ihm zusammen, nämlich Pater Polykarp Uehlein und Pater Sebald Hofbeck. Dieses Projekt war so erfolgreich, dass die gedruckten Bücher nicht nur in Ostafrika, sondern auch in Sambia und Simbabwe verkauft wurden. 1963 übernahm er eine kleine Außenstation in Nangoo, die etwa 600 Christen hatte. Innerhalb weniger Jahre entwickelte er daraus eine erfolgreiche Pfarrei.

Nach diesen schönen ersten Erfahrungen als afrikanischer Missionar kehrte Siegfried nach Münsterschwarzach zurück. Er nahm eine neue Herausforderung an und begann weitere Studien, um Professor für Missionswissenschaft zu werden. Seine Forschungsarbeit wurde in Ostafrika durchgeführt und am Ende veröffentlichte er eine Arbeit mit dem Titel „Wege christlicher Verkündigung“. Er erhielt seinen Professorentitel von der Universität Würzburg im Jahr 1974; dies war ein großer Erfolg für ihn.

Die Missionswissenschaftliche Fakultät der Universität München bot ihm ab Juni 1976 einen Stuhl als Nachfolger von Erzabt Suso Brechter (St. Ottilien) an. Leider sollte es nicht sein. Warum? Er machte den „guten Fehler“, kurz nach Afrika zurückzugehen, um weitere Studien zur Pastoralgeschichte in Tansania zu machen. Am 23. September 1975 starb Abtbischof Victor Hälg von Ndanda bei einem Verkehrsunfall in Österreich. Als Nachfolger wählte die Gemeinschaft von Ndanda Pater Siegfried am 6. Februar 1976 als ihren 3. Abt. Vor seiner Wahl zum Abt war er ab 1970 Prior der Gemeinschaft.

Schon bald nach seiner Wahl als Abt wurden neue Missionsstationen in Nordtansania eröffnet, insbesondere in den Bistümern Mbulu und Tanga. Es gelang ihm, europäische Äbte davon zu überzeugen, die Gemeinschaft von Ndanda mit zehn neuen Missionaren zu unter-stützen – sechs Brüder und vier Priester. Er baute die verschiedenen Werkstätten in Ndanda aus. Die Ndanda Mission Press erhielt neue Gebäude sowie neue Maschinen. In seiner Zeit wurde auch das Ndanda Wasserkraftprojekt gestartet. Dadurch konnten das Kloster, das Krankenhaus, die beiden Konvente der Schwestern und die Arbeiterhäuser an eine zuverlässige Stromquelle angeschlossen werden. Abt Siegfried schaute auf alles, was er getan hatte, und sah, dass alles gut und sehr gut war. Und dann sagte er zur Gemeinschaft: „Lasst uns afrikanische Berufungen aufnehmen, damit sie bei uns sein können, von uns lernen und die missionarische Arbeit fortsetzen können, die wir begonnen haben.“ Dies war sicher kein einfaches Thema. Aber wie immer, traf man eine gute Lösung.

Er schreibt: „Am 18. Juni 1989 wurde in der Gemeinschaft eine Konvents-Abstimmung abgehalten, bei der 90% der Mitbrüder zustimmten, ein Noviziat in Ursberg zu beginnen und dann die jungen Mitbrüder ab ihrer zeitlichen Profess vollständig in unsere Gemeinschaft aufzunehmen. So war der Weg in die Zukunft eindeutig festgelegt. In Pater Thomas Estermann, Pater Hildebert Walter und Pater Dionys Lindenmaier waren drei Mitbrüder bereit, mit großer Liebe und viel Geschick die weitere Ausbildung der jungen Mitbrüder fortzusetzen.“ Die Rekrutierung afrikanischer Berufungen für die Abtei Ndanda war die beste Entscheidung, die Abt Siegfried je getroffen hatte.

Nach seinem Rücktritt im Jahr 2001 verbrachte Abt Siegfried einige Zeit in den USA und führte nach seiner Rückkehr nach Ndanda ein produktives Leben als bescheidener und treuer Mönch, Archivar und Lehrer für die jungen Mitbrüder. Zusammen mit Abt Joel von Newton veröffentlichte er vier prächtige Bände der Ndanda-Geschichte. Hand in Hand mit seiner Familie, Freunden und Wohltätern sammelte er Spenden zur Unterstützung des Missionskrankenhauses Ndanda. Dies ist auch der Bereich, in dem er sehr vermisst werden wird. Bei einer Veranstaltung vor zehn Wochen, als die Ambulanzabteilung des Ndanda-Krankenhauses eröffnet wurde, fasste er alles in diesen Worten zusammen: „Wenn ich das alles sehe (d.h. die aktuelle Entwicklung in Ndanda), bin ich glücklich. Ich kann nun in Frieden sterben und wissen, dass das, was wir begonnen haben, nicht umsonst war.“ Es ist dieses Glück – die ewige Glückseligkeit –, dass wir unserem Vater, Abt, Lehrer und Vorbild für das monastische und missionarische Leben wünschen. Wir danken Gott, dem Allmächtigen, zutiefst für das Geschenk seines Lebens in der Kirche, in der Kongregation von St. Ottilien und in seiner Abtei Ndanda sowie in seiner Heimatabtei Münsterschwarzach, für die Verbundenheit mit so vielen Menschen. Möge er in Frieden ruhen. Amen.

Abt Christian Temu OSB und die Mönche der Abtei Ndanda
Abt Michael Reepen OSB und die Mönche der Abtei Münsterschwarzach

Das Requiem und die anschließende Beerdigung auf unserem Klosterfriedhof in der Abtei Ndanda begehen wir am Freitag, dem 14. Juli 2023 um 10 Uhr. In der Abtei Münsterschwarzach feiern wir für unseren lieben Abt em. Siegfried Hertlein das Requiem am Donnerstag, dem 13. Juli 2023 um 17.30 Uhr.