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Nekrolog P. Willigis Jäger OSB

Am 20. März 2020 ist P. Willigis Jäger OSB verstorben. Die Gemeinschaft der Abtei Münsterschwarzach nimmt Abschied.

"Gott hat noch keinen enttäuscht. Gott läßt sich an Großmut nicht übertreffen. Die Seele, die sich seinetwillen entleert, füllt er bis zumÜberlaufen." Was er als 29jähriger in der Professpredigt behauptete, zeigt sein Leben und Sterben.

Von den ihn liebend umsorgenden Menschen des Benediktushofes gerufen, konnte Abt Michael am Vorabend, brüderlich mit Gebet und Sakrament unseren lieben Mitbruder P. Willigis (Wunibald) Jäger OSB verabschieden. Tags darauf, am 20. März 2020 um 9.00 Uhr verstarb er.

Am 7. März 1925 wurde Wunibald Jäger seinen Eltern Georg und Ottilia in Hösbach geboren. Die Arbeiterfamilie gab sechs Kindern eine geborgene Heimat und wertvolle Ausbildung. Im Lebenslauf des Aufnahmegesuches wird sie der offenen und unverkrampften Frömmigkeit wegen gerühmt. 1937 kommt Wunibald Jäger ins Studienseminar St. Ludwig, das von Patres der Abtei geleitet wird. 1940 folgt der notwendige Wechsel an das staatliche Gymnasium in Würzburg. Da 1941 das Studienkolleg St. Benedikt vom NS-Staat geschlossen wird, wechselt der Oberstufenschüler zur Schule in Aschaffenburg.

Dieser Wechsel bewirkte einen wertvollen Reifeschritt in dem Abiturienten. So ist er sehr aktiv als Gruppenführer in der christlichen Jugendarbeit tätig. Doch im Mai 1943 wird er zum Militärdienst gezwungen, kommt als Fallschirmjäger zur Luftwaffe und „überlebt nur zufällig diese schlimme Zeit.“ Die Todesnähe prägt sich als wesentliche Lebensfrage in ihm ein.

Nach dem Abitur 1946 in Würzburg entschließt sich Wunibald Jäger wachen Blickes zum Eintritt in die Abtei Münsterschwarzach. Am 24.9.1946 erhält er Ordenskleid und den Namen Willigis. Es folgen am 25.9.1947 die Zeitliche und am 8.10.1950 die Feierliche Profess. Am 27.4.1952 wird er zum Priester geweiht. Bis dahin hatte P. Willigis von 1947 bis 1949 Philosophie in Dillingen und St. Ottilien studiert und ab 1950 Theologie in Würzburg.

Die erste klösterliche Arbeitsstelle war Erzieher im hauseigenen Internat und Turnlehrer an der Schule. Ab 1960 ging P. Willigis nach Düsseldorf, wo er zum Leiter und Referent für Mission und Entwicklung des Bundes der katholischen Jugend bestellt war. Das beinhaltete auch Mitarbeit bei Missio-Aachen. In den Jahren 1970 bis 1975 leitete er die Aktion Missio in München, eine ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Missionsverkündigung in der Heimat. Von 1975 bis 1981 durchlief P. Willigis im Auftrag der Kongregation der Missionsbenediktiner eine Schulung in Japan beim Zenmeister Yamada Rosi, der ihn seinerseits 1996 zum Zenmeister ordinierte. P. Willigis hatte im In- und Ausland schon viele Kontemplationskurse gehalten. So war er dazu befähigt, 1983 das Meditationszentrum unserer Abtei im "Haus St. Benedikt" in Würzburg mit christlicher Kontemplation und Zenkursen zu leiten.

Als 2001/2002 kirchliche Beanstandungen auftraten, ging P. Willigis in Exklaustration, das heißt, dass er als Mitglied des Ordens außerhalb leben und arbeiten kann. In dieser Situation ermöglichte Frau Gertrud Gruber den Erwerb des Benediktushofes in Holzkirchen, der inzwischen zum "Zentrum für spirituelle Wege" gewachsen ist.

Das sind die äußeren Fakten seines langen Lebens. Was der Mensch P. Willigis aber an innerem Leben aufweckte und bewegt hat, wissen all jene, die ihm viel verdanken oder sich mit ihm auseinander gesetzt haben. Am Höhepunkt der innerkirchlichen Vorgänge stellte sein damaliger Abt klar, dass eine "Ausweisung das Letzte wäre, was wir tun". In einem Vortrag anläßlich seines 80. Geburtstages spricht P. Willigis zum Gleichnis des verlorenen Sohnes. Dieses ist nicht eine Geschichte der Moral. Es ist eine Geschichte unserer Transformation zum Vater. P. Willigis lehrte, dass jeder Mensch aus der Fremde in Gott hinein zurückgenommen werden muss, zurück finden muss.

Daher sein Satz: "Vollende deine Geburt." Sein Lebensmotto dafür lautete: "Ich möchte ganz Mensch sein." Zu solchem verhalf er vielen innnerhalb und auch der Kirche außerhalb ihrer. Seine Fragen, sein im Leben Gefundenes, seine Gottsuche ist auch in zahlreichen Veröffentlichungen hinterlassen. Wenn also das ganze Leben der Gottesweg ist, konnte er sagen: "Ich war Willigis mit all seinen Macken und Fehlern, eine Spielfigur im Spiel, das Gott ist." Ein Wort von Meister Eckhardt, das P. Willigis nach eigenen Worten immer wieder zu Tränen rührte, lautet:

"Trunken vom Wein der Unsterblichkeit."

Dass er so bei Gott angekommen ist, ist unser Glaube bei der Danksagung der Eucharistie und seiner Beisetzung am Dienstag, den 24. März 2020.