Lore Friedrich-Gronau: Eine besondere Künstlerin
Ihr Leben. Ihre Werke. Und ihre Bedeutung für die Abtei Münsterschwarzach.
Sie ist die einzige Frau, die je in der Abtei Münsterschwarzach gelebt und schließlich auf dem hiesigen Klosterfriedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden hat. Das Leben und Wirken der Künstlerin Lore Friedrich Gronau (1905-2002) war außergewöhnlich. Genau davon handelt ein neues Buch von Nicole Rensmann, das unter anderem in der Klosterbuchhandlung „Buch und Kunst im Klosterhof“ und im Vier-Türme-Onlineshop erhältlich ist.
Eleonore Gronau wurde am 30. Oktober 1905 in Görlitz geboren. Später, als die Familie wuchs, zogen sie nach Aachen, wo auch später das künstlerische Wirken Lores, wie sie gerufen wurde, begann. Bereits im Grundschulalter wurde ihr besonderes Talent bemerkt und 1916, als sie elf Jahre alt war, sammelte die Stadt Aachen anlässlich des Opfertags für die Deutsche Flotte Spenden mit von ihr gestalteten Postkarten. Ihre erste Buchpublikation aus dem Jahr 1925 trägt den Titel „Maria geht über die Erde“ und enthält christliche Motive.
Lore Gronaus erwachsene Karriere begann im Jahr 1928 als sie bei einer großen Ausstellung im Museum Aachen fünf Figuren zeigte Sie illustrierte zudem einige Werke für diverse Verlage. Im Mai 1929 heiratete sie Alfred Friedrich und führte von da an den Doppelnamen Friedrich-Gronau. 1934 begann sie ihr Studium an der Preußischen Akademie Berlin und wurde durch Kontakte zu Käthe Kollwitz Meisterschülerin vom Künstler Fritz Klimsch. Ein Jahr später nahm Klimsch sie mit zur Rosenthal-Porzellan-Manufaktur, wofür sie erste Entwürfe fertigte. Von 1936 bis 1961/1962 war sie freie Künstlerin für Rosenthal.
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Künstlerisches Wirken
Trotz des beginnenden 2. Weltkrieges und der darauffolgenden Jahre versuchte Lore Friedrich-Gronau ihr künstlerisches Wirken fortzuführen. Material wurde knapp und im Jahr 1943 zerstörte eine Bombe ihr Atelier. All ihre Werke wurden vernichtet. Auch ihr späteres Übergangsatelier wurde Anfang 1945 durch eine Bombe getroffen. Später im gleichen Jahr zog das Ehepaar nach Bad Kissingen und Lore Friedrich-Gronau musste fast bei 0 beginnen. Ab 1947 wirkte sie intensiv für die Rosenthal-Manufaktur und modellierte parallel von 1956 bis 1964 für die Karlsbader Majolika Manufaktur. Während dieser Zeit entstanden die ersten Kontakte nach Münsterscharzach zum Goldschmied Br. Adelmar Dölger.
Nach einer herausfordernden persönlichen Zeit mit beruflichen und privaten Einschlägen, unter anderem der Tod ihres Mannes, bezog Lore Friedrich-Gronau 1968 ein Zimmer im Gästehaus der Abtei Münsterschwarzach, aus dem sie nicht mehr ausziehen sollte. Ursprünglich soll sie geplant haben, nur für ein halbes Jahr dort zu bleiben und im Atelier ihrer Kunst nachzugehen. Zu diesem Zeitpunkt konvertierte die getaufte Protestantin auch zum Katholizismus. Sie fertigte einige Werke für die Abtei und in stiller Übereinkunft wurde ihr Aufenthalt verlängert, bis sie eines Tages ihren Wohnsitz in Bad Kissingen aufgab. Ihre Einnahmen flossen komplett in die Abtei.
Ihren Tagesablauf passte sie allerdings nicht komplett an den in der Abtei an. Sie besuchte unregelmäßig die Gottesdienste, vielmehr stand sie in direktem Austausch und Kontakt mit den Mönchen. Zahlreiche Stücke, die bis heute das Bild der Abtei Münsterscharzach prägen, entstanden in ihrem Atelier – und das, obwohl die Künstlerin schon auf die 70 zuging: Seitenaltäre in der Abteikirche, Reliefs auf dem Kirchplatz und Abteigelände, Figuren und Plastiken, die teilweise in die Missionsklöster verbracht wurden.
Lore Friedrich-Gronau starb am 4. Juli 2002 und wurde – auch als bisher einzige Frau – auf dem Friedhof der Abtei Münsterschwarzach bestattet. Eine ausführliche Vita, eine Auflistung ihrer Werke und entsprechende Würdigung finden sich im Buch von Nicole Rensmann: „Lore Friedrich-Gronau. Ihr Leben. Ihre Werke“