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"Ich würde nirgends anders Benediktiner sein."

Seine zeitliche Profess steht bevor: Br. Wolfgang Sigler OSB ist bald kein Novize mehr. Im Interview erzählt er, was sich nun für ihn verändert und warum er Mönch geworden ist.

Frage: Wie sah der Weg ins Kloster aus? Gab es ein bestimmtes Berufungserlebnis?

Br. Wolfgang: Ich kann meinen Berufungsmoment schon festmachen. Angefangen hat es nach meinen ersten Staatsexamen im Jurastudium. Ich hatte eigentlich ganz viele Pläne, inklusive Jurapromotion. Und eigentlich wollte ich nur fünf Tage Urlaub machen, in Ruhe, ohne Handy. Da hat sich für mich „Kloster auf Zeit“ angeboten. So bin ich nach Münsterschwarzach gekommen. Erst da hat sich der Gedanke formiert, dass klösterliches Leben etwas sein könnte – mit der eigenen Antwort: „Das ist völlig verrückt. Das kannst du nicht machen. Das kann nicht dein Ernst sein.“ Das habe ich sogar noch wörtlich als Gedanke in Erinnerung.

Frage: Wie ging es dann weiter?

Br. Wolfgang: Während meiner zweijährigen Referendarszeit war dieser Gedanke immer wieder präsent. Ich habe weitere Aufenthalte in Münsterschwarzach verbracht, mal ein paar Tage, mal eine Woche. Am Ende dann vier Wochen. Das war für mich ein letzter Entscheidungszeitraum. Natürlich auch eine Testphase, ob das frühe Aufstehen mit mir und meinem Organismus vereinbar ist (lacht). Die Entscheidungslinie war dann: Wenn ein Gedanke zwei Jahre nicht weggeht, dann muss ich dem nachgehen. Ende August 2015 bin ich gekommen, um hier einzutreten.

Frage: Wie war das Postulat?

Br. Wolfgang: Das Postulat war für mich eine Prüfungszeit, in der ich mich intensiv gefragt habe, ob das wirklich mein Weg ist. Und das war es. Ich bin immer noch da und jetzt lege ich schon die zeitliche Profess ab. Im Kloster hat man manchmal den Eindruck, die Zeit verfliegt.

Frage: Gab es in der Gemeinschaft jemanden, der besonders geprägt hat?

Br. Wolfgang: Für mich zählt das Gesamtpaket. Innerhalb der Gemeinschaft gibt es viele ältere Mitbrüder, die eine Grundzufriedenheit ausstrahlen. Das hat mich sehr beeindruckt. Und bei den jüngeren Mitbrüdern so eine gewisse Lockerheit im Umgang – nicht überall natürlich. Die Mischung aus Zufriedenheit und lockerem, fröhlichem Umgang, den man bei uns spürt, hat mich weiter hier verankert. Aber das war für mich nicht der eigentliche Grund. Der letzte Grund sind keine sozialen Faktoren oder so etwas; dass es mit der Gemeinschaft passt, stärkt nur das Grundgefühl. Dass ich diesen Weg gegangen bin, ist letztlich in meinem Berufungserlebnis am Anfang grundgelegt und das hat sich weiter gezogen, ist gewachsen. Irgendwas – das man nicht so ohne weiteres in Worten fassen kann – läuft für mich genau hierher. Ich würde nirgends anders Benediktiner sein.

Frage: Was ist das Besondere am Klosterleben?

Br. Wolfgang: Ich lege sehr viel Wert auf das Stundengebet selbst und die Stimmung in unserem Stundengebet. Im Vergleich zu anderen Klöstern läuft die Rezitation bei uns sehr ruhig und gelassen. Und dass immer wieder eine echte Sorge für die Menschen spürbar ist, innerhalb und außerhalb.

Frage: Die Aufgaben hier im Kloster - musikalisch und in der Jugendarbeit - wie kam das?

Br. Wolfgang: Das war bei mir beides „vorgeprägt“. Ich singe in Chören, seit ich sieben Jahre alt bin. Mit 12 habe ich dann begonnen Orgel zu spielen. Dann kamen diverse nebenberufliche Kirchenmusikerausbildungen dazu, auch im gregorianischen Choral.

Jugendarbeit habe ich auch schon immer in meiner Heimatpfarrei gemacht: Ministrantenarbeit, im Pfadfinderstamm, eigentlich war ich im Alter von 15 bis 24 immer dabei. Auch schon vorher und nachher noch.

Die Arbeit hier läuft jetzt eher mit jungen Erwachsenen. Im Prinzip bin ich älter geworden und auch die, die meinen Ideen ausgesetzt sind (lacht). Die Jugendarbeit in der Abtei ging für mich vergangenes Jahr im Osterkurs los, das war nach meinem ersten Noviziatsjahr. Jetzt bin ich bei den Jugendkursen dabei und schreibe auf Facebook für Junges Münsterschwarzach ab und an einen Text unter #HellereWelt. Da hat sich für mich auch viel ineinandergefügt: Die Glaubenserfahrungen aus Postulat und Noviziat, die Arbeit mit Jugendlichen und der musikalische Schwerpunkt. Ein Beispiel: In der Karfreitagsliturgie durfte ich an der Orgel die Liedrufe begleiten und improvisieren. Die Stimmung, die sich während der Passion entwickelt hat, war für mich der bisher intensivste Karfreitag meines Lebens.

Frage: Das Studium in Salzburg - wie passt das mit der „stabilitas“ zusammen?

Br. Wolfgang: Ich reise eigentlich nicht gern (lacht). Es war mehr die Frage, wo man „benediktinisch“ studieren kann und dann Ergebnis einer Gesamtabwägung. In Salzburg gibt es das Kolleg St. Benedikt, das extra für deutschsprachige Benediktiner eingerichtet ist. Da wird auch das Stundengebet auf das Studium abgestimmt. Ansonsten mal sehen, was die Zukunft bringt.

Frage: Wie ist das dann mit dem "nach Hause Kommen" in die Abtei?

Br. Wolfgang: Ich bin relativ oft hier. In den Semesterferien, die in Salzburg im Winter den kompletten Februar und im Sommer von Juli bis September dauern. Im Sommersemester war ich Ostern und Pfingsten zu den Jugendkursen hier, beim Katholikentag auf der „Durchreise“ und zu den Jubiläen. Im Wintersemester war ich auch dreimal da, etwa an Weihnachten über Silvester bis Dreikönig natürlich: zum Jugendkurs und für die Konventstage.

Frage: Steht dann auch die Priesterweihe an?

Br. Wolfgang: Für mich ist das eine offene Frage. Ich studiere Theologie zunächst einmal unter dem Aspekt, für die Kursarbeit ein breites Fundament zu bekommen. Ich will da nicht nur irgendwas erzählen, sondern den Menschen etwas Substanzielles mitgeben können. Das ist mein erstes Anliegen. Und in unserer Abtei gibt es auch einige Mönche, die Theologie studiert haben und nicht Priester wurden. Wenn es sich in der Gemeinschaft für mich als guter Weg zeigt, dann wird es dazu kommen. Wenn sich andere Wege zeigen, dann zeigen sich andere Wege.

Frage: Was verändert sich nach der Profess? Verändert sich überhaupt irgendetwas?

Br: Wolfgang: Optisch, ja. Das Skapulier wird länger. Ansonsten wird sich aber an meiner Lebenssituation nicht viel verändern. In meinem Verständnis ist das Benediktinische etwas Kontinuierliches. Das passiert immer, das passiert jetzt gerade bis zur Profess und das wird auch nach der Profess weitergehen. Da zeigt sich für mich der ewige Weg, den der heilige Benedikt beschreibt. Bis man irgendwann ankommt. „Pervenies“ (lat. „du wirst ankommen“) – das letzte Wort der Regel.