"Ich merke, dass es einfach stimmt."
Am 13. Januar werden Br. Kilian Ohs und Br. Joel Schmidt OSB ihre Feierliche Profess ablegen. Im Gespräch erzählt Br. Kilian, wie sein Weg ins Kloster war und was für ihn die Profess nun bedeutet.
Frage: Was bedeutet die nun anstehende Ewige Profess für Sie?
Br. Kilian Ohs OSB: Für mich ist dieser Schritt nun ein neuer Lebensabschnitt. Es ist nun einfach anders. Nach dem Ablauf der zeitlichen Profess ist es ja möglich, die Gemeinschaft einfach zu verlassen. Mit der Feierlichen Profess gehe ich nun eine feste Bindung ein, wahrscheinlich bis zum Lebensende.
Mit der Profess gehe ich aber dann auch eine noch tiefere Bindung mit Gott ein, gegenüber dem ich ja als erstes meine Gelübde ablege. In der Professurkunde heißt es ja: „Vor Gott und seinen Heiligen gelobe ich…“
Frage: Ist dieser Schritt also der finale im Mönchsleben?
Br. Kilian: Nein, das würde ich so nicht sagen. Man ist auch nach der Ewigen Profess nicht „fertig“, sondern das ist ein langer Prozess des Mönchwerdens, der sich das ganze Leben durchziehen wird.
Frage: Wie war Ihr Weg ins Kloster?
Br. Kilian: Ich war davor im Priesterseminar und habe während dem Theologiestudium festgestellt, dass der Weg des Priesters in einer Diözese nicht der richtige für mich ist. Während des Studiums habe ich mir dann eine Auszeit genommen und innerhalb eines Jahres verschiedene Ordensgemeinschaften besucht und kennengelernt, als erstes Münsterschwarzach. In den fünf Wochen dort, habe ich schon gespürt, dass es das sein könnte. So eine Art Liebe auf den ersten Blick. Ich bin dann noch in drei anderen Ordensgemeinschaften gewesen, doch es hat mich nach Münsterschwarzach gezogen. Ich war dann noch ein paar Mal da und hatte auch Gespräche mit Abt Michael und dem Novizenmeister P. Frank. Und dann war die Entscheidung in Münsterschwarzach einzutreten schnell getroffen. Nachdem ich mein Studium abgeschlossen hatte, bin ich im November 2017 eingetreten.
Frage: Sie arbeiten mittlerweile als Altenpfleger auf die Infirmerie, der Kranken- und Pflegestation der Abtei. Wie kam es dazu?
Br. Kilian: Im zweiten Noviziatsjahr geht es darum, seinen Platz im Kloster und auch seine Aufgabe zu finden. Ich hatte zwar mein abgeschlossenes Theologiestudium, aber der Gedanke, Priester zu werden, war in den Hintergrund gerückt. Während eines Praktikums in unserer Infirmerie habe ich festgestellt, dass ich dort tätig sein könnte und ich habe dem Abt vorgeschlagen, eine Ausbildung zum Altenpflegehelfer zu machen. Er meinte aber, ich solle eine Ausbildung zum „richtigen Pfleger“ machen. Ich stimmte nach kurzem Überlegen zu und so begann ich im September 2019 eine Ausbildung zum Altenpfleger. Während der Ausbildung war ich viel unterwegs, aber es war mir wichtig so oft wie möglich in der Gemeinschaft zu sein. Während der Ausbildung habe ich im Januar 2020 meine Zeitliche Profess abgelegt, dann zwei Jahre später die Verlängerung.
Im Juli 2022 habe ich dann meine Ausbildung abgeschlossen und mich in der Infirmerie eingearbeitet. Natürlich kann ich durch den Schichtdienst nicht immer am ganzen Gemeinschaftsleben teilnehmen, aber ich habe meinen festen Platz in der Gemeinschaft gefunden. Ich merke, dass es einfach stimmt. Ich glaube auch, dass ich von den Mitbrüdern als fester Bestandteil der Gemeinschaft gesehen und akzeptiert werde und dass ich nun meine Feierliche Profess ablegen kann.
Br. Kilian mit Br. Andreas auf der Infirmerie
Frage: Eine weitere Aufgabe haben Sie ja in der Jugendarbeit. Spannend, mit ganz alten und ganz jungen Menschen zu tun zu haben…?
Br. Kilian: Ich war schon immer ein sehr sozialer Mensch. Früher im Pfarrgemeinderat hatte ich auch sowohl mit den Seniorenkreisen als auch mit den Ministranten und Firmlingen zu tun. Also ist das für mich nichts unbedingt Neues. Für mich ist die Arbeit mit jungen Menschen hier mein persönlicher missionarischer Auftrag. Gleichzeitig bekomme ich von den Älteren natürlich viel an Lebenserfahrung mit und erfahre viel Dankbarkeit. Das ist für mich dann auch eine Ermutigung, weiterzumachen. In der Jugendarbeit bin ich immer für den Aufenthaltsraum zuständig. Da ergeben sich immer viele Gespräche. Ich bin einfach da. Jemand hat mal gesagt: „Die gute Seele der Piazza.“
Frage: Mit der Seele hat auch Ihr Professspruch aus dem Buch Jesaja zu tun. „Neigt euer Ohr und kommt zu mir! Hört, und eure Seele wird leben.“ Welche Bedeutung hat der für Sie?
Br. Kilian: Als ich mich auf die Suche nach einem Spruch gemacht habe, habe ich von den Antiphonalen über die Bibel und unseren Psalter alles durchgeblättert. Im Antiphonale I war aus dem Buch Jesaja ein Text mit dieser Stelle drin. Ich habe gar nicht viel nachgedacht, sondern dieser eine Vers hat mich direkt gepackt. Das hat mich einfach ergriffen. Mit Br. Joel habe ich dann aber auch noch andere Möglichkeiten, aus den Psalmen überlegt – aber ganz am Ende diesen Vers vorgelesen. Nachdem wir noch eine Nacht drüber geschlafen hatten, war es entschieden. Wahrscheinlich hat der Professspruch uns gefunden.
Frage: Ein wichtiger Teil im Ritus der Ewigen Profess ist ja das Zeigen der Professurkunde vor allen Mönchen mit Ewiger Profess. Ein sehr bedeutsames Zeichen.
Br. Kilian: Für mich wird das ein sehr emotionaler Moment. Wenn ich mit der Urkunde an den einzelnen Brüdern vorbeigehe sage ich ihnen, dass ich jetzt komplett zu ihnen gehören und mit ihnen gemeinsam den Weg der Gottsuche gehe. Mit dem Dazugehören verpflichte ich mich aber auch für die Gemeinschaft einzutreten und Verantwortung zu übernehmen. Wenn ich dann jedem einzelnen Mitbruder gegenüberstehe, sage ich ihm gedanklich: „Hier bin ich, ich gehöre jetzt so, wie ich bin zu euch. Ihr habt mich angenommen und ja zu mir gesagt. So will auch ich Ja zu euch sagen, zu jedem einzelnen Mitbruder.“
Meine Professversprechen selbst lege ich vor Abt und Gemeinschaft ab, aber natürlich vor allem vor Christus. Er ist die Hauptperson, dem ich diese Versprechen gebe. Und auch die Person, dem ich jeden Tag neu die Versprechen geben werde.
Frage: Was erhoffen Sie sich für die Zukunft in Münsterschwarzach und in der Gemeinschaft?
Br. Kilian: Ich wünsche mir, dass wir weiterhin so lebendig bleiben, wie wir sind. In vielen anderen Gemeinschaften findet nicht so viel gegenseitiger Austausch statt und das Zusammenleben ist teilweise ziemlich schwierig. Wir Mönche hier in Münsterschwarzach machen viel zusammen. Die Älteren sind mit den Jüngeren im Gespräch und versuchen einander zu verstehen. Wir sind einfach gemeinsam auf dem Weg und gehen die Themen, Aufgaben und Herausforderungen der Zeit gemeinsam an. Ich hoffe, dass wir auch zukünftig für viele Menschen ein Ort sein werden, an dem sie für sich eine geistliche Heimat finden.
Münsterschwarzach hat eine verhältnismäßig hohe Anzahl an jüngeren Mönchen. Ich hoffe, dass auch zukünftig weiterhin immer wieder Männer zu uns finden und Teil unserer Gemeinschaft werden.