Einkaufen und Check up
Mobile Health Service bietet medizinische Untersuchungen auf lokalen Einkaufsmärkten in Mvimwa.
Das Health Center der Abtei Mvimwa hat vor kurzem ein neues Projekt gestartet, um die medizinische Versorgung der örtlichen Dorfbevölkerung zu verbessern. Dabei fährt ein Team aus einem Arzt und mehreren Krankenschwestern und Pflegern mit einem Krankenwagen auf die lokalen Märkte der umliegenden Dörfer. Für das Team des Health Center bietet das die Möglichkeit, viele Menschen auf einmal zu erreichen. Und die Besucher der Märkte können neben dem Einkauf auch noch etwas für ihre Gesundheit tun. Über den Start des Projekts sprach P. Maximilian Grund, Missionar in der Abtei Mvimwa/Tansania, mit Dr. Noel Charco.
Frage: Sehr geehrter Herr Dr. Charco, das Health Center Mvimwa hat das Projekt „Mobile Health Service“ gestartet. Warum war das Projekt notwendig? Ist die medizinische Versorgung in dieser Gegend so schwierig?
Dr. Noel Charco: Die Menschen sind es nicht gewöhnt, in ein Krankenhaus oder ein Health Center zu gehen und wissen auch nicht, was es dort an Behandlungsmöglichkeiten gibt. Die medizinische Versorgung der Dorfbevölkerung beschränkt sich überwiegend auf lokale Apotheken, die aber vor allem auf Profit ausgerichtet sind. Wenn man eine solche Apotheke betritt, verlässt man sie normalerweise nicht ohne Medikamente. Das führt zu einem Missbrauch von Antibiotika. Die Gegend um die Abtei Mvimwa ist sehr arm und so haben viele Menschen Sorge, dass sie sich eine Behandlung im Health Center nicht leisten können. Stattdessen gehen sie in die vermeintlich billigere lokale Apotheke.
Mit dem Projekt „Mobile Health Service“ wollen wir vor allem zwei Dinge erreichen: Erstens: Die Menschen sollen wissen, welche Angebote es im Health Center gibt und dass die Behandlung dort oft günstiger ist als in den vermeintlich billigen Apotheken.
Zweitens: Die Leute kommen erst zum Arzt, wenn sie starke Beschwerden haben. Mit den Diagnosen auf den örtlichen Märkten soll die Früherkennung von Krankheiten verbessert werden, damit rechtzeitig und effektiv geholfen werden kann.
Frage: Wie sieht das Angebot genau aus? Welche Untersuchungen können Sie vor Ort durchführen?
Dr. Charco: Das mobile Untersuchungsteam bietet verschiedene Test und Untersuchungen an. Dazu gehören Blutzucker, Blutdruck, Malaria HIV/Aids und eine Ultraschalluntersuchung. Bei der Ultraschalluntersuchung wird vor allem auf die Leber und den Bauchraum geschaut. Viele Dorfbewohner leben von Reisanbau und Fischerei. Dabei sind sie dem Risiko ausgesetzt, dass Sie an Schistosomiasis erkranken. Eine Krankheit, bei der ein parasitärer Wurm, dessen Larve von im Wasser lebenden Schnecken übertragen wird, die Leber und den Verdauungstrakt befällt. Je früher die Krankheit erkannt wird, umso besser kann man helfen. Aber auch Impfungen, z.B. gegen Polio werden angeboten. Wir versuchen, uns dabei auf die jeweiligen Bedürfnisse des angefahrenen Ortes einzustellen.
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Frage: Die Angebote des Mobile Health Service sind ja rein Diagnostisch. Es werden also nur Untersuchungen durchgeführt, um Krankheiten zu erkennen. Wie geht es mit den Patienten weiter, falls eine Krankheit festgestellt wird?
Dr. Charco: Wenn wir bei einem Patienten eine Krankheit feststellen, bekommt er einen Termin im Health Center, wo wir ihn behandeln können. Es ist uns wichtig, dass die Patienten nicht aus Kostengründen auf eine Behandlung verzichten müssen. Manche Medikamente, wie z.B. solche für die Behandlung von HIV, sind zum Glück in Tansania kostenfrei. Bei anderen Behandlungen oder Medikamenten, versuchen wir das aus unserem Budget zu finanzieren. Das ist für uns natürlich nicht leicht, denn wir befinden uns in einer sehr armen Gegend und die Zahl der Patienten, die selbst für die Behandlung aufkommen kann ist sehr gering.
Da wir hier in Mvimwa nur ein Health Center haben und kein Krankenhaus, können wir auch nicht alle Krankheiten selbst behandeln. Bei Krankheiten, die noch umfangreichere Diagnosen oder Therapien notwendig machen als wir sie leisten können, überweisen wir die Patienten ins nächste Krankenhaus nach Sumbawanga.
Frage: Wie wurde das Angebot bisher angenommen und planen sie das Projekt auszubauen?
Dr. Charco: Die erste Resonanz auf das neue Angebot war sehr gut. Ich hatte bei diesem ersten Einsatz mit etwa 50 Personen gerechnet. Dass am Ende 93 Patienten zu uns gekommen sind, hat mich nicht nur überrascht, sondern vor allem sehr gefreut.
Diese lokalen Märkte finden monatlich in unserer Region in 13 unterschiedlichen Dörfern statt, die sich auf einen Umkreis von 45 km verteilen. Wir wollen in Zukunft alle 13 Märkte jeden Monat anfahren.
Frage: Haben Sie langfristige Ziele, was Sie mit dem Projekt erreichen wollen? Was wollen Sie nach einem Jahr erreicht haben?
Dr. Charco: Mein Ziel ist es, innerhalb eines Jahres, alle 200.000 Einwohner unserer Region zu erreichen. Natürlich können wir nicht zu allen physischen Kontakt haben. Aber wir hoffen, dass die Patienten, die bei uns waren, Ihre Erfahrungen und ihr Wissen an die Menschen in ihrem Umfeld weitergeben, so dass in einem Jahr jeder weiß, welche Hilfe wir im Health Center zur Verfügung stellen können. Es sollen alle wissen, dass es einen Ort gibt, an dem ihnen geholfen wird, auch, wenn sie kein Geld haben.
Abt Pambo von Mvimwa erklärt zur Finanzierung des Projektes: „Der Mobile Health Service wurde mit Unterstützung des Vereins „Ahsante sana! Hilfe zur Selbsthilfe für Tansania e.V.“ aus Köln initiiert. Der Verein hat die Anschaffung des Krankenwagens und der notwendigen Geräte und Tests finanziert. Außerdem können wir mit Unterstützung des Vereins Medikamente beschaffen. Im Namen der vielen Menschen, die von diesem Projekt profitieren, danken wir dem Verein von ganzem Herzen.“
Die Abtei Mvimwa, die das Health Center betreibt und damit Träger des Projektes „Mobile Health Service“ ist, liegt in der Nähe der Stadt Sumbawanga am südlichen Ende des Tanganikasees im Südwesten von Tansania. Die Abtei, die zur Kongregation der Missionsbenediktiner von Sankt Ottilien gehört, wurde 1979 gegründet und ist Heimat von mehr als 100 Mönchen.