Dem Geheimnis des Brotes auf der Spur
Am 1. Oktober wird in den katholischen Kirchen Erntedank gefeiert. Trauben und Äpfel, Getreide und Nüsse, Sonnenblumen und ganz häufig ein Laib Brot werden kunstvoll im Altarraum aufgebaut. Aber warum gerade Brot? Es ist doch keine Gabe der Natur, sondern Menschenwerk. „Brot ist die wichtigste Verbindung zwischen Kultur und Natur“, erklärt der Leiter unserer Klosterbäckerei Leo Stöckinger. Und er schlägt auch gleich den Bogen zu unserem Glauben: Jesus, so Stöckinger, wurde in Bethlehem geboren. „Beth-Lechem“ heißt „Haus des Brotes“.
Unser Klosterbäcker hat in seinem Leben nicht nur viele Brote und Brötchen gebacken, sondern sich auch viele Gedanken über das Brot gemacht. Die hat er mit Pater Anselm Grün zusammengetragen und die beiden haben gemeinsam ein Buch über das Brot verfasst. Es trägt den Titel „Brot ‒ himmlisch irdisch“ und ist im Vier-Türme-Verlag erschienen.
Mönch und Bäcker sind in dem 144 Seiten starken Buch dem Geheimnis des Brotes nachgegangen. So erklärt Pater Anselm die zahlreichen Rituale und die tiefe Symbolik von Brot in der Bibel sowie in unserem Alltag. Leo Stöckinger gibt einen Einblick in seine Handwerkskunst – er erzählt von der Sorgfalt, der Mühe, aber auch der Freude und der Liebe, die in jedem Brot stecken. Gemeinsam zeigen die beiden Autoren: Brot ist ein Sinnbild dessen, was der Mensch zum Leben braucht.
Dies wird auch in der christlichen Tradition deutlich, wenn etwa im Vaterunser um das tägliche Brot gebetet wird. Ist diese Bitte angesichts von überquellenden Auslagen in unseren Bäckereien nicht überflüssig geworden? Pater Anselm Grün: „Die Bitte um das tägliche Brot meint die Bitte um den täglichen Lebensunterhalt. Und diese Bitte ist für viele Menschen heute durchaus aktuell.“ Und Leo Stöckinger ergänzt: „Die Bitte fordert uns auf, täglich daran zu denken, dass Brot ein Geschenk der Natur und damit der Schöpfung ist. Gerade in unserer Wegwerfgesellschaft ist das Gebet für die Wertschätzung unserer Lebensmittel wichtig.“
Auch in einer anderen christlichen Tradition spielt das Brot eine bedeutsame Rolle: Beim Brechen des Brotes im Gottesdienst. Pater Anselm: „Das ist für mich ein wichtiges Ritual: Wir brechen den Leib Christi, der für uns am Kreuz zerbrochen wurde, damit wir nicht zerbrechen an dem, was uns täglich durchkreuzt, sondern aufgebrochen werden für unser wahres Selbst, aufgebrochen füreinander und für Gott.“
Lesen Sie das vollständige Interview mit Klosterbäcker Leo Stöckinger und Pater Anselm Grün, in dem beide Fragen rund ums Brot beantworten, Tipps und Rezepte weiter geben und auch verraten, welches Brot sie selbst am liebsten essen.
Wer mehr über das Buch erfahren und auch den Autor, Leo Stöckinger, erleben will, der hat dazu die Gelegenheit beim BuchBesuch im Oktober. Am Mittwoch, 18. Oktober, geht es in der Klosterbuchhandlung um „Brot ‒ himmlisch irdisch“.