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Das Fastentuch 2024 in der Abteikirche

Künstlerpater Meinrad Dufner erklärt das diesjährige Fastentuch, das sich an die Kreuzdarstellung von Fr. Maurus Kraus anlehnt.

Auch in diesem Jahr haben wir in der Abtei Münsterschwarzach wieder ein Fastentuch hochgezogen. Aber warum gibt es überhaupt diese Fastentücher? Die alte Kirche hat etwa bis ins Jahr 1000 keinen leidenden Christus am Kreuz dargestellt. Und wenn, in der Romanik beispielsweise, dann war er noch immer königlich. Er hatte etwa ein entsprechendes Gewand an oder eine Krone. Und selbst wenn er leidend war, war er noch souverän.

Die Kreuzes-Darstellungen mit Leid, die wir alle im Kopf haben wie beim Isenheimer Altar von Matthias Grünewald mit dem leidenden Christus, die kamen erst später mit Franziskus und in den folgenden Jahrhunderten. Die ursprüngliche Kreuzdarstellung war die Kreuzform, die man dann oft mit Edelsteinen und Goldschmiedearbeiten verschönt und gestaltet hat. Und dieses Kreuz, diese Osterzeichen, die mussten natürlich jetzt in der Passionszeit verhüllt werden.

Daraus entstand der Brauch, ein Fastentuch zu gestalten und später dann, die bunten barocken Altäre zu verhängen. Auch im Schauen sollte man damit ein Fasten, ein Zurücknehmen einüben. Dass wir heute so ein Fastentuch aufhängen, ist sehr sinnig. Das darunterliegende Bild, das ist Christus Salvator, der Sieger über den Tod. Er hat vergoldete Wundmale, steht nicht mehr angenagelt, sondern frei da. So wie an Ostern.

Und vor diesem österlichen Bild, das in 14 Tagen wieder freigelegt wird, hängt jetzt dieses Fastentuch, angelehnt an das Kreuz von Fr. Maurus Kraus mit diesem im Tod hängenden Jesus. Bemerkenswert ist das Dreieck der Schulter, über den Kopf, das Haar und die Last, die in den Armen hängt. Er ist völlig gebrochen. Wie abgehängtes Fleisch.

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Das ist auch das Thema der Ausstellung. „solidarisch“. In Jesus ist Gott solidarisch mit unserem Werdegang. Mit der Welt, dem Leid, der Not, der Verwandlung, Reifung, Schmerz. Das soll umfassend dargestellt werden. Jesus und sein Schatten. Den habe ich in Rot gestaltet. Rot ist natürlich zunächst die Blutfarbe. Also: Er hat sich und sein Herzblut gegeben in das Leben, überhaupt in die ganze Schöpfung hinein. Sich hineingegeben in den Werdegang der ganzen Schöpfung, durch alle Stufen, auch von Leid, Schmerz.

Wir haben alle Lebenserfahrungen, dass wenn wir durch den Schmerz durchmussten, es und reifer gemacht hat. Souveräner. Milder. Hat uns Wissen gebracht. Es ist nicht so einfach zu sagen, dass Schmerz und Leid durchzustehen, schlecht sind. Es sind die verschiedenen Pole, wo der Mensch durchmuss. Weil Gott selbst in Jesus diesen Weg gegangen ist, mit seiner Solidarität, besteht darin die Erlösung und die Befreiung. Denn am Ende dieser Passionszeit, da ist ja Ostern dran. Und der Wiederauferstandene.

Deshalb habe ich den Schatten vor dem Kreuz in roter Farbe gemacht. Die Blutfarbe, aber auch die Farbe der Liebe. Dieser Liebesstrom, sein Schatten, geht als Liebesstrom über diesen Kreis. Dieser ist unschwer als Weltkugel zu deuten. Da fließt er darüber. In der Solidarität mit allem Leid, aber auch im Verwandeln von allem Leid in das ewige Blut Gottes, in das ewige Leben, in das Ostern hinein. Und das wiederum steht dann wieder als Bild da, wenn das Fastentuch fällt. Von allen tiefen Geheimnissen des Lebens haben wir keine Definitionen oder Berechnungen, sondern sie sind wie ein Bild. Vieldeutig. Geheimnisvoll. Wie ein lyrischer Satz.

Und genau darum ist es mir so wichtig, dass die den Glauben in Bildern darstellen. Über Definitionen lässt sich streiten, über Bilder eher weniger. Im Bild sieht jeder Mensch sein Ureigenstes. So könnte man sagen, dass die tiefere Wahrheit nur in Bildern möglich ist. Und dann kann man sich vorstellen, dass dieser Strom der Solidarität total zu meinem eigenen Leben steht, über mich geht, über die ganze Welt geht. Oder, wie es in der Bibel heißt: Er hat meinen Namen in die Hand geschrieben.

Wenn man diese Bilder ganz in sich hineinlässt, dann geben sie vielleicht auch etwas von diesem Trost und von dieser Wirklichkeit zu einem her.

An Karfreitag werden die liturgischen Gewänder so rot sein, wie die Farbe auf der Wand. Ich bin gespannt, wie es wirkt. Wie diese Farben miteinander spielen. Dann kommt Ostern und der ganze Kirchenraum wird umgerüstet. In der Hoffnung, wir auch selbst in unserem Inneren.