Benedikt von Aniane – der "zweite Benedikt"
Am 11. Februar 2021 ist der 1.200. Todestag von Benedikt von Aniane. Er hat für die Abtei Münsterschwarzach eine besondere Bedeutung.
2016 hat die Abtei Münsterschwarzach ihr 1.200-jähriges Bestehen gefeiert. 2021 jährt sich der Todestag jenes Mönchs, der eng mit der Gründungsgeschichte von Münsterschwarzach verbunden ist, ebenfalls zum 1.200.Mal: Benedikt von Aniane. Geboren wurde er im Jahr 750. Im Alter von 23 trat er ins Kloster des heiligen Sequanus ein. Zwischen 778 und 781 verlässt er das Kloster und baut auf seinem Land ein eigenes kleines Kloster.
Der große Neubau in Aniane, der 782 erstand, wird zum "Haupt aller Köster" ernannt. In den folgenden Jahren festigen sich die Beziehungen zwischen Benedikt und Karl dem Großen. Die Benediktsregel wird Norm für die Mönche. Nach dessen Tod lebt Benedikt von Aniane bei dessen Nachfolger Ludwig, genannt "der Fromme" im Palast und der Klosterneugründung Inden (heutiges Kornelimünster).
816 wird die Benediktsregel alleinige Norm monastischen Lebens und Benedikt von Aniane Abt aller Klöster. Auf das gleiche Jahr ist die Gründungsurkunde des Klosters Megingaudshausen, das im heutigen Landkreis Neustadt an der Aisch- Bad Windsheim liegt, datiert. Auf diese Mönche geht die Abtei Münsterschwarzach zurück. Im Jahr 877 siedelten sie nämlich in die heutige Abtei Münsterschwarzach über, wo das bisherige Frauenkloster aufgelöst wurde. So kann Benedikt von Aniane, der am 11. Februar 821 verstarb, als der erste Abt von Münsterschwarzach gesehen werden.
Abtei Münsterschwarzach
Über das Leben Benedikts erzählt die Münsterschwarzacher Kleinschrift "Benedikt von Aniane" von Dr. Gabriele Ziegler mit interessanten Originaltexten eines Chronisten namens "Ardo". Benedikt von Aniane wurde in jungen Jahren am Königshof Pippins aufgezogen und leistete später Kriegsdienst.
Bereits zu dieser Zeit haderte er allerdings mit seinen Aufgaben und wendete sich immer mehr Gott zu. "Drei Jahre lang verbarg er dieses Geheimnis im Herzen, Gott allein reservierte er es", schreibt Ardo über diese Zeit. Ein Schlüsselerlebnis war die Rettung seines Bruders vor dem Tode aus einem reißenden Fluss. Heimlich, nach der Rückkehr in seiner Heimat, schmiedete Benedikt von Aniane mit einem Mönch namens Widmar den Plan, in das Kloster des heiligen Sequanus bei Dijon zu gehen. Er hielt dort strenge Askese, nahm kaum Nahrung zu sich, schlief kaum und nahm die untersten Dienste an. Schließlich wurde ihm die Aufgabe des Cellerars übertragen und er gewann an Ansehen beim Abt. Als besonders umgänglich wird er beschrieben: "Er redete wenig, gehorchte sofort, war empfänglich für Ermahnungen."
Nach dem Tod des Abtes sollte er ihm nachfolgen. Doch es kam anders. Er war den Mönchen zu streng, verließ das Kloster und erbaute auf seinem eigenen Grund in Aniane eine kleine Cella. Eine Parallele zu Benedikt von Nursia, dessen Lebensstil in seinem ersten Kloster ebenfalls zu radikal gesehen wurde. Und das neue Kloster von Benedikt von Aniane beginnt zu wachsen, immer mehr Männer schließen sich seiner Gemeinschaft an, er muss den Klosterbau vergrößern. "Obwohl die Zahl der Brüder stetig wuchs, pochte er stets auf mehr Armut und mehr Erniedrigung."
Nachdem ein Brand das Kloster zerstörte, sollte es Benedikt von Aniane auf Weisung Karl des Großen prachtvoll wieder aufbauen: "Im Jahr 782, Karl der Große regierte im vierzehnten Jahr, begann er mit Hilfe der Herzöge und Grafen eine weitere und zweifelsohne ziemlich große Kirche zu Ehren unseres Herrn und Retters zu errichten." Besonders erwähnenswert ist die Unterstützung Karls des Großen – ohne die hätte Benedikt wahrscheinlich nicht so opulent gebaut. Die Exposition von weltlicher Macht in Kirchenbauten war damals üblich. Das zeigte sich auch darin, dass das neue Kloster "Haupt aller Klöster" genannt, urkundlich durch den Kaiser gewürdigt und die Benediktsregel die Grundlage monastischen Lebens wird. Benedikt reist zu anderen Klöstern, hilft ihnen, geistlich zu wachsen. Er tut das aus Liebe zu Gott, nicht aus Eigennutz.
Die Zahl seiner Mönche wächst, er wird Abt von immer mehr Klöstern. Als schließlich Karl der Große verstirbt, ernennt ihn sein Nachfolger Ludwig zum Vorsteher aller Klöster des Reiches: " Alle Klöster sollte Benedikt in die heilbringende Regel einführen. Es gab etliche Klöster, die zwar die kirchlichen Rechtsvorschriften beachteten, aber die Gebote der Regel nicht kannten."
Auch das Kloster Megingaudshausen, dessen Gründung in dieser Zeit liegt, kam unter seinen Vorsitz. Benedikt selbst ließ sich auf Wunsch von Ludwig mit ausgewählten Mönchen in der Nähe des Palastes nieder.
Bis zu seinem Tod im Jahr 821 lehrt Benedikt von Aniane die Benediktsregel als "Instrument zu einem guten Leben" und reformiert sie. Geleitet von der Sehnsucht nach Christus lebte er als Vorbild und kann zu Recht als der "zweite Benedikt" bezeichnet werden. Für eine ausführliche Lektüre sei die Münsterschwarzacher Kleinschrift "Benedikt von Aniane - Mönch und Reformer" von Dr. Gabriele Ziegler empfohlen. Sie ist über den Vier-Türme-Onlineshop erhältlich.