Aktionstag Nachhaltigkeit im Kloster
Am 23. Juli präsentieren sich die Klosterbetriebe der Abtei Münsterschwarzach auf dem Kirchplatz zum Thema Umweltschutz und Bewahrung der Schöpfung.
Die Benediktinerabtei Münsterschwarzach veranstaltet am 23. Juli ab 13 Uhr auf dem Kirchvorplatz einen Aktionstag zur Nachhaltigkeit. Damit beteiligt sich das Kloster mit einer eigenen Veranstaltung an der Aktionswoche "Die Glorreichen 17" des Landkreises Kitzingen. Mit eigenen Ständen präsentieren sich Fair-Handel, Gold- und Silberschmiede, Klosterbäckerei und Klostermetzgerei, die Klosterdruckerei "Benedict Press", das Egbert-Gymnasium sowie der Vier-Türme-Verlag. In der Klosterbuchhandlung "Buch und Kunst im Klosterhof" wird durch Thementische und Information zu Plastiksparen im Alltag der Umweltschutz in den Fokus gestellt. Um 15.30 Uhr findet eine Führung durch das Ökologieprojekt in der Abtei Münsterschwarzach mit Cellerar P. Christoph Gerhard OSB statt.
Auf dem Kirchplatz und bei der Führung ist eine FFP2-Maske zu tragen (ausgenommen Kinder bis zum 6. Lebensjahr; Kinder und Jugendliche zwischen dem sechsten und 16. Geburtstag müssen eine medizinische Gesichtsmaske tragen) und ein Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten.
Alle Betriebe sehen sich der Benediktinischen Schöpfungsspiritualität verpflichtet, die seit über 20 Jahren im Kloster institutionalisiert wird. So stellte die Abtei über die Jahre auf regenerative Energien (Biogas, Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft) um und konnte ihren CO2-Ausstoß nicht nur massiv reduzieren, sondern ist seit 2011 durch Einspeisungen in das Stromnetz (2.000.000 kWh an Ökostrom) sogar negativ – Tendenz weiter sinkend.
Der Nachhaltigkeitstag hat zum Ziel, die unterschiedlichen und individuellen Umweltbemühungen der Abtei Münsterschwarzach in den Betrieben noch weiter zu verdeutlichen. Damit wird die Abtei dem Auftrag ihres Ordensgründers Benedikt von Nursia gerecht, mit allem sorgfältig umzugehen und alles geradezu wie "heiliges Altargerät zu betrachten" (RB 31,10). Dazu gehört auch ein nachhaltiger Umgang mit der Schöpfung.
Buch und Kunst im Klosterhof
Bereits der Name zeigt, dass es in der Klosterbuchhandlung nicht nur Bücher zu kaufen gibt. Neben einer großen Auswahl an spiritueller und weltlicher Literatur gibt es dort Produkte aus den Klosterbetrieben: Hochwertiger Schmuck aus der Gold- und Silberschmiede sowie ein ausgewähltes Sortiment aus dem Fair-Handel finden sich dort.
Besondere Büchertische zur Nachhaltigkeit werden ergänzt durch entsprechende Produkte zur Thematik. Auch gibt es in der Buchhandlung keine Plastiktüten. Wenn Kundinnen und Kunden eine Tüte möchten, empfehlen sie gerne die „Kipepeo“-Beutel weiter. Auch die eigenen Taschen in moderner Turnbeutelform sind nicht aus Plastik, sondern aus fairer Bio-Baumwolle.
Bei einem Vortragsabend m Rahmen der Reihe "BuchBesuch" wurde sich zudem mit der Müllreduzierung und Vermeidung von Plastik auseinandergesetzt.
Fair-Handel
Direktkontakte zu den Produzenten, faire Entlohnung und damit ein gesichertes Einkommen für Menschen in Entwicklungsländern zu garantieren ist das Grundanliegen des Fairen Handels. Durch die Tätigkeit als Missionsbenediktiner auf vier Kontinenten war der Import von dortigen Waren bereits vor Gründung der klostereigenen Fair-Handel GmbH im Jahr 1995 üblich.
Heute ist der Fair-Handel Teil aller internationalen Fair-Handels-Akteure und handelt nach den Kriterien der WFTO (world fair trade organisation). Die Partner und Lieferanten in Afrika und Südamerika werden dabei unterstützt, Mitglieder in der WFTO zu werden. Zu mehr als 20 Ländern pflegt der Fair-Handel mittlerweile Handelspartnerschaften.
Ein Leben in Würde durch solidarische und menschengerechte Wirtschaftsformen - das ist das erklärte Ziel. Mit fairen Preisen, langfristigen Abnahmen und der Minimierung von Zwischenhandel sorgt der Fair-Handel für ein gesichertes Einkommen der Produzenten vor Ort. Ein großer Anteil der Wertschöpfung bleibt bei den Handwerkern und Bauern.
Darüber hinaus ist der Fair-Handel Mitglied im Fair-Band, dem Bundesverband für fairen Import und Vertrieb e.V., in dem sich faire Importeure und Händler zusammengeschlossen haben. Durch das umfangreiche und realitätsbezogene Monitoringsystem wird gewährleistet, dass die Mitgliedsfirmen des Fair-Band e.V. den höchsten Standards des Fairen Handels gerecht werden.
Klosterbäckerei
Sowohl in der Produktion auf dem Klostergelände als auch im Verkauf hat sich die Klosterbäckerei dem Umweltschutz verschrieben. Seit 2019 ist sie zertifizierte Wasserschutzbäckerei. Die "Aktion Grundwasserschutz" wird getragen von den Regierungen von Unter-, Ober- und Mittelfranken.
Die Initiative ist Teil der "Aktion Grundwasserschutz – Sauberes Trinkwasser in Bayern" und hat zum Ziel, das Grundwasser durch weniger Dünger zu schützen. Die Wasserschutz-Landwirte, die das Getreide anbauen, verzichten auf eine von drei Stickstoff-Zugaben. Auch in der Abtei Münsterschwarzach wird solches Getreide angebaut. Mit diesem Getreide werden an der Aktion teilnehmende Mühlen beliefert, aus denen wiederum die Bäckereien ihr Mehl beziehen.
Im Verkaufsladen wurde bereits 2018 ein Pfandsystem zur Vermeidung von Einweg-To-Go-Bechern eingeführt. Das "RECUP"-System hat mittlerweile ein deutschlandweiten Pfandnetzwerk. So kann der Becher auch bei anderen Partnern zurückgegeben oder gesäubert und neu befüllt werden. Der RECUP besteht aus recycelbarem Kunststoff, ist BPA-frei und lebensmittelecht. Anders als Bambusbecher enthält er keine Stoffe, die sich durch Heißgetränke lösen können.
Vor Beginn der Corona-Pandemie war es möglich, einen "Gebäckträger" zu kaufen und so in einer wiederverwendbaren Stofftasche seine Backwaren nach Hause zu transportieren oder direkt in seine eigene Brotdose die Ware einpacken zu lassen.
Gold- und Silberschmiede
Auch die Gold- und Silberschmiede arbeitet in der Anfertigung von Schmuck und Sakralgeräten nachhaltig. So wird beim Einkauf von Edelsteinen und anderen Materialien eine konfliktfreie Herkunft sowie faire Bedingungen für die Arbeiter vor Ort geachtet.
All unsere Edelmetalle werden von der Firma "Heimerle & Meule" bezogen, die für konfliktfreie Herkunft des Goldes zertifiziert wurde. Die Edelmatalle stammen aus einen Recycling Prozess und werden dort geschieden.
Die Vergoldung erfolgt durch Galvanisieren in einer eigenen großen Galvanik.
Die Zusammenarbeit mit den Klosterbetrieben vor Ort und die Verwendung von bereits vorhandenen Materialien ist für die Gold- und Silberschmiede Alltag. Umarbeitungen von Schmuck, Verwendung von Altgold oder Restaurationen werden dort durchgeführt.
Klostermetzgerei
Regional und fair arbeitet die Klostermetzgerei der Abtei Münsterschwarzach. Kurze Transportwege und regionale Herkunft sind bei Fleisch und Wurst garantiert: Das Rindfleisch bezieht sie aus der Landwirtschaft der Abtei Münsterschwarzach.
Das Schweinefleisch kommt aus dem 15 Kilometer entfernten Familienbetrieb Mack aus Euerfeld. Das Geflügel stammt vom Geflügelhof Mahler aus dem 20 Kilometer entfernten Estenfeld. Persönliche Beziehungen und langjährige Partnerschaften sorgen für Planungssicherheit.
In der Metzgerei auf dem Klostergände werden pro Woche 15-20 Schweine sowie ein Bulle geschlachtet. Täglich werden Fleisch- und Wurstwaren frisch produziert oder erreichen durch lange Reifung die Qualität und den Geschmack, die den Unterschied zu Supermarktmetzgern ausmachen. Das Fleisch kann daher erst ab Mittwoch angeboten werden, da immer montags geschlachtet wird.
Es wird für die Wurst kein Fleisch zugekauft, alles stammt aus eigener Schlachtung. Wurstwaren werden nach eigener Rezeptur produziert. Auch Salami wird im aufwendigen Naturreifeverfahren selbst hergestellt.
Vier-Türme-Verlag
Als Verlag der Mönche von Münsterschwarzach sieht sich der Vier-Türme-Verlag den Umweltzielen der Abtei Münsterschwarzach besonders verpflichtet. Seit Jahren werden die Bücher in einer Partnerdruckerei CO2-neutral gedruckt. Im Jahr 2019 wurde die Plastikverpackung für Neuerscheinungen abgeschafft. Alle neuen Bücher tragen daher das Siegel "Ohne Folie".
Im Verlagsprogramm gibt es einige Bücher zu den Umweltzielen sowie der Benediktinischen Schöpfungsspiritualität.
Als Distributionspartner der Klosterbetriebe und Versandzentrum des Onlineshops ist es notwendig, die Klosterprodukte über das Klostergelände zum Versand zu liefern. Auch hier setzt der Verlag auf "grüne Energie" mit einem Elektrofahrzeug, das mit Strom der Abtei Münsterschwarzach versorgt wird.
Regenerative Energien
Vor über 20 Jahren, im Jahr 2000, fasste der damalige Abt Fidelis Ruppert einen Entschluss: "Wir machen einen mutigen Schritt zur Nutzung alternativer Energien - auf der Grundlage unsere benediktinischen Tradition." Zu einem achtsamen Umgang ruft bereits die Schöpfungsgeschichte auf: "Macht euch die Erde untertan" heißt, nachhaltig mit den verfügbaren Ressourcen umzugehen.
Innerhalb von zehn Jahren sollte die Abtei energetisch autark und die CO2-Bilanz ausgeglichen werden. Unsere eigenen Ansprüche haben wir nach kurzer Zeit übertroffen: Bereits 2008 konnten wir den CO2-Ausstoß unter Null reduzieren. Seit Mitte 2011 ist die CO2-Bilanz durch Einspeisungen in das Stromnetz sogar negativ.
Unsere Photovoltaik-Anlage, die wir 2001 als erstes realisierten, trägt dazu bei. Doch schon früher, seit 750 Jahren, nutzten wir natürliche Energien wie die Kraft des Wassers. Die Modernisierung des Wasserkraftwerks fand zuletzt 2018 statt. Ein Anteil am Windpark in Damme, dem ehemaligen Priorat unsere Abtei, ergänzt den Stromgewinn. Der größte Anteil kommt durch unsere 2006 in Betrieb genommene Biogasanlage.
Diese liefert nicht nur Strom, sondern auch Wärmeenergie. Durch Solarthermie und unsere Holzenergiezentrale (2003) können wir den Heizbedarf unserer Abtei fast ausschließlich durch regenerative Energien abdecken.
Klosterdruckerei "Benedict Press"
Anfang 2019 hat die Druckerei das EMAS-Zertifikat erhalten und wurde 2021 für weitere zwei Jahre rezertifiziert. Das international anspruchsvollste System EMAS steht für nachhaltiges Umweltmanagement. Dem Zertifikat ging ein mehrmonatiger Prozess voraus, bei dem unter anderem Wasserverbrauch, Müllaufkommen, Gefahrstoffe, Stromverbrauch sowie die Arbeitssicherheit in der Druckerei von internen und externen Gremien des Förderkreises Umweltschutz Unterfranken (FUU) geprüft wurden.
Es erfolgte eine Optimierung, unter anderem durch Neuanschaffung von Maschinen, von Prozessen im laufenden System. Mit einer Umwelterklärung werden diese Bemühungen zusätzlich manifestiert – und das bei gleichbleibender hochwertiger Druckqualität. Stetig werden dabei die Maßnahmen überprüft und gegebenenfalls weiter korrigiert.
So entsteht ein fortlaufender betrieblicher Verbesserungsprozess, der alle Beteiligten fordert und fördert und durch Kontrolle und Hinterfragen alle Betriebsbereiche optimiert. Das langfristig erklärte Ziel ist für Betriebsleiter und Umweltauditor Michael Blaß dabei eine "grüne Druckerei" zu werden. Damit verschreibt sich die Druckerei dem Anliegen und gesamten Umweltkonzept der Abtei Münsterschwarzach: ein Einsatz für die Schöpfung und das nachhaltige Handeln im Hinblick auf künftige Generationen. An diesen mutigen Schritt zur Nutzung alternativer Energiequellen hält sich die „Benedict Press“ bei der Definition ihrer Umweltziele.