Abt Michael reepen bei Patrozinium in Kirchehrenbach
Auswärtstermin für Abt Michael – und der passte nicht nur aufgrund der persönlichen Verbundenheit zu den Missionsbenediktinern.
Mit einem Pontifikalamt hat Abt Michael Reepen OSB im oberfränkischen Kirchehrenbach am Samstag das Patrozinium der Pfarrgemeinde St. Bartholomäus gefeiert. Begleitet wurde er von seinen aus der Pfarrei stammenden Mitbrüdern Br. Anselm Schütz OSB und P. Dominikus Trautner OSB.
In seiner Predigt thematisierte er zunächst die Missionstätigkeit und das Martyrium des Apostels, der nach Pfingsten den Glauben in Persien, Indien, Ägypten und Armenien verkündet haben soll. Nachdem dieser in Armenien König Polymios und das Königshaus bekehrt hatte, hätte dessen Bruder ihn enthaupten lassen.
"Alle Apostel haben den Märtyrertod erlitten, sind gewaltsam getötet worden – so wie Jesus – weil sie dessen frohe Botschaft verkündet haben", betonte Abt Michael. Aber Christenverfolgung sei auch heute aktuell. Weltweit würden derzeit 200 Millionen Christen verfolgt – die am meisten verfolgte Religionsgruppe. Am schlimmsten sei das in Nordkorea bemerkbar.
Am Beispiel der Mission in den 1950er Jahren zeige sich das deutlich: "In dieser Zeit kamen die Kommunisten, haben unser Kloster dort aufgelöst, die Mitbrüder – auch Schwestern und Priester – wurden ins KZ gesteckt und 38 von ihnen getötet, darunter Br. Gregor Giegerich und Br. Petrus Gernert aus Münsterschwarzach." Nur wenigen sei die Flucht gelungen. Und sogar im KZ hätten die Brüder und Schwestern die heilige Messe gefeiert – mit Brot und Wein aus heimlich gesammelten Ähren und Trauben sowie einem geschmuggelten Kelch. Eine kostbare Reliquie heute.
Bis heute seien die Nachwirkungen dieser Märtyrer spürbar: "Der Samen ihres Blutes ist aufgegangen. In Südkorea sind blühende Klöster und eine lebendige Kirche entstanden. Zeuge für das Aufgehen dieses Samens der Märtyrer ist unser Br. Anselm hier aus Kirchehrenbach, der seit seiner Missionsaussendung 1967 ganz konkret mit zahlreichen Kirchbauten den Glauben an Christus in Südkorea verkündete."
Nicht so in anderen Ländern. In Nordkorea, erläuterte der Abt weiter, ist bis heute allein der Besitz einer Bibel lebensgefährlich. In vielen anderen Ländern würden Christen extrem verfolgt. '"Wir haben unter unseren Flüchtlingen im Kloster Christen aus diesen Ländern oder die Christen geworden sind, sie wissen genau, sie werden getötet, wenn sie in ihr Land zurückkommen." Ihn berühre es besonders, wenn diese jeden Sonntag nach dem Gottesdienst zu seinen Mitbrüdern zum Glaubensgespräch kommen.
Deutlich werde die Christenverfolgung bei koptischen Christen in Ägypten. Von Anfang an sei diese Glaubensgemeinschaft eine Märtyrerkirche gewesen – geprägt von Bombenattentaten oder Ermordungen durch den IS, so Abt Michael. In besonders schlimmer Erinnerung blieb ihm die Enthauptung von 21 koptischen Christen in Lybien. Ihr Blut färbte das Mittelmeer rot, wie ein Video gezeigt hat. Sie wurden getötet, nur weil sie Christen sind: "Wir sind nicht in der Christenverfolgung der ersten Jahrhunderte, nicht beim Märtyrerbericht des Apostels Bartholomäus, wir sind im 21. Jahrhundert."
Gerade in der Eucharistiefeier kann dieses Schicksal der verfolgten Christen niemanden unberührt lassen, forderte Abt Michael. "Mir scheint, dass die Welt heute die Botschaft der Liebe nicht erträgt, wie sie damals diesen Jesus und seine Botschaft vom Reich Gottes nicht ertragen hat." Natürlich frage auch er sich, was man konkret tun könne. Und wahrscheinlich sei es tatsächlich das Gebet dafür, dass die Liebe zu Christus sie erfüllen möge. Gerade jetzt, wenn spürbar werde, dass das Klima rauer wird, sollten Christen "Farbe bekennen, wenn uns unser Glaube etwas bedeutet".
Im alten Ritus der Missionsaussendung seien die Brüder gefragt worden, ob sie bereit wären, für Christus zu sterben, erklärte Abt Michael. So auch Br. Anselm damals. Und heute bedeute das eben, bereit zu sein, zur Botschaft Jesu zu stehen. Das solle aber keine Angst machen – im Gegenteil: "Das Patrozinium heute soll uns stärken, miteinander als Christen von Kirchehrenbach im 21. Jahrhundert zu leben."
Bilder: Robert Polster