„Werde, wer du bist!“
Buchvorstellung von P. Anselm Grün und Hsin-Ju Wu in Würzburg
Es hat schon Tradition, dass P. Anselm Grün seine neuen Bücher in der Kirche der Erlöserschwestern in Würzburg präsentiert. Die vom Team Benedikt organisierten Veranstaltungen sind dabei, wie auch am Dienstagabend, immer bis auf den letzten Platz besetzt. Dieses Mal kam mit Co-Autorin Hsin-Ju Wu noch ein besonderer Gast dazu. Unter dem Titel „Wer bin ich? Selbstwerdung statt Selbstoptimierung“ veröffentlichte die Verlagsleiterin aus Taiwan gemeinsam mit P. Anselm bereits das 4. Buch im klostereigenen Vier-Türme-Verlag. Musikalisch wurde der Vortrag von Almut Frenzel-Riehl gestaltet.
Nach der Begrüßung von Gastgeberin Sr. Monika Edinger sowie Eva Müller vom Team Benedikt stellte P. Anselm zunächst heraus, was das Buch vermitteln wolle. Es gehe dabei vor allem um die Unterscheidung zwischen dem Ego und Egozentrismus sowie dem Erkennen, was einen selbst eigentlich ausmache. Vor allem seien dahingehend die Rollen, die jeder Mensch eingehe, beachtenswert: „Wo definiere ich mich über meinen Beruf? Bin das wirklich ich oder ist es eine Rolle, die ich einnehme? Was ist mein wahres Selbst?“, fragte P. Anselm. Im Buch möchten die beiden dazu anregen, dieser Frage nachzugehen – und schließlich Hilfe zu Antworten geben.
Hsin-Ju Wu berichtete vor allem von ihren Erfahrungen als Mutter, weil sie merke, wie gerade junge Leute auf der Suche nach ihrer eigenen Identität seien. Ein Problem sei dabei auch Social Media und das ständige Vergleichen untereinander. „Wir in unserer Generation hatten keine Influencer mit perfektem Leben, an denen wir uns selbst gemessen haben“, sagte sie. Da sei es auch Aufgabe der Eltern, den Kindern zu einer guten Entwicklung zu verhelfen. Weiter gelte es, zwischen Selbstsucht und Selbstliebe zu unterscheiden. Derjenige, der egozentrisch sei, interessiere sich nicht für andere – und sei auch unfähig zu lieben. Die Nächstenliebe ginge aber mit der Selbstliebe einher.
Ein Bild für das wahre Selbst, so P. Anselm, sei die Lebensspur eines jeden einzelnen. „Jeder Mensch gräbt in seinem Leben eine Spur in diese Welt und prägt sie. Es ist unsere eigene Entscheidung, wie diese Lebensspur aussieht.“ Gleichzeitig gebe die Bibel auch Anregungen, wie diese Selbstfindung gelingen könne. So führte er das Gleichnis vom Unkraut im Weizen an. Man müsse seinen eigenen Perfektionismus aufgeben, denn man könne nicht alle Fehler ausreißen. Viel weniger würde Gott einen perfekten Menschen wollen. Er nehme uns so an, wie wir sind – wir können so werden, wie wir sind.
Doch genau da zeige sich oft eine Herausforderung, ergänzte Hsin-Ju Wu. Denn viele Menschen wüssten nicht, wie sie sind. Viele gesellschaftliche oder eigene Ansprüche gelte es zu erfüllen. Zumindest gedanklich. Davon müsste man sich oft auch befreien. Eines sei aber klar: Der Weg der Selbstwerdung höre nie auf. Aber er führe immer weiter zum Einklang mit uns selbst, zu einer inneren Ruhe und Gelassenheit während die Selbstoptimierung ständig unter Druck setze und von außen definiere.
Einen schnellen Trick, damit man für immer mit sich selbst in Berührung kommt, gebe es allerdings nicht. Im Gegenteil. Das ständige Bemühen und ein stetiger Übungsweg würden aber sicher helfen. Dabei heißt es vor allem: Zu versuchen, die äußeren Dinge zu lassen und nach innen zu gehen. Selbstwerdung führt nicht zum Optimum, sondern ist ein Weg zur Ganzheit, zum Frieden mit sich selbst und mit den Menschen, zur Gelassenheit und Dankbarkeit, zur Freiheit und zur Lebendigkeit.