„Ora et labora“ heißt auch lachen und leben
Sechs junge Männer lernten beim Kurs „Kloster auf Zeit“ von 7. bis 13. August das Klosterleben hautnah kennen – Ein Erfahrungsbericht von Stefan Bamesberger
„Samstagabends trafen sich sechs junge Männer vor der Abteikirche, die sich zuvor noch nie gesehen hatten. Von 18 bis 35 Jahren waren alle Altersgruppen vertreten. Angefangen von mir, dem 19-jährigen FSJler, der vor einem Jahr das Abitur gemacht hat und sich überlegt, ob das Kloster nicht auch etwas für ihn wäre, über den Ingenieur, der nach dem Bachelor dabei ist, mit dem Master sein Leben weiter auszurichten, bis hin zu dem Medienkaufmann, der eigentlich schon mitten im Leben steht und sich überlegt, nochmal neu anzufangen.
Obwohl wir alle so verschieden, ja noch nicht mal alle Katholiken sind (zwei evangelische Theologiestudenten bereicherten die Gruppe), wuchsen wir schon am ersten Abend zu einer festen Einheit zusammen. Denn alle hatten das gleiche Ziel: Das Leben als Mönch, das benediktinische „Ora et Labora“ kennenzulernen. Auch wenn die Beweggründe jedes einzelnen dazu ganz verschieden waren …
Nach einer herzlichen Begrüßung durch unserem Kursleiter und Begleiter P. Frank Möhler OSB, dem Novizenmeister der Abtei, begann unsere gemeinsame Zeit mit dem Abendessen, welches wir am Montag noch im Gästehaus der Abtei einnahmen. Ab Dienstag durften wir täglich zusammen mit den Mönchen im Refrektorium, dem „Speisesaal“ der Mönche, zu Mittag und zu Abend essen. Auch das klösterliche Stundengebet, bestehend aus Vigil und Laudes am Morgen, der Mittagshore vor dem Mittagsessen, der Vesper vor dem Abendessen und der Komplet vor dem Zubettgehen durften wir zusammen mit den Mönchen im Chorgestühl der Abteikirche beten.
Dementsprechend war auch unser Tagesablauf gestaltet: Schon um 4:45 Uhr klingelten unsere Wecker, um rechtzeitig um 05:05 Uhr zum Morgengebet zu erscheinen. Danach war kurz Zeit, sich mit einem Kaffee oder Tee zu stärken, um dann schon etwas wacher mit den Mönchen die Konventmesse zu feiern. Danach hatten wir ca. eine Dreiviertelstunde Zeit bis es das Frühstück gab. Während sich einige nochmal zu Bett begaben, starteten ich und und zwei „Kurskollegen“ unseren Tag mit einem Spaziergang über das weitläufige Gelände der Abtei.
Nach dem Frühstücken ging es dann für drei Stunden zur Arbeit: Pater Frank hatte für uns verschiedene Arbeitsstellen arrangiert, angefangen von Gartenarbeit in den Gemüsebeeten der Abtei, über Tätigkeiten im eigenen Verlagshaus bis hin zur Pflege des von der Abtei angelegten Labyrinths, bei der sich auch Pater Frank bei Gelegenheit zu uns gesellte und uns unterstützte.
Nach dem Mittagessen hatten wir dann jeden Tag die Möglichkeit, von Pater Frank gestaltete Angebote wahrzunehmen. So lernten wir etwas über den gregorianischen Choral von Bruder Wolfgang, wurden von Pater Frank in die Geschichte der Benediktiner und in deren Leben eingeführt und durften die Abtei und die Klausur von innen und außen in einer Führung besichtigen. Auch für unsere vielen Fragen hat sich Pater Frank immer Zeit genommen.
Bei den abendlichen Spaziergängen zwischen Abendessen und Komplet hatten wir Gelegenheit, die Mönche auch persönlich kennen zu lernen, ihnen zuzuhören, ihnen Fragen zu stellen und mehr über ihr Leben und ihre Berufung zu erfahren.
Für viele sicherlich sehr wichtig waren auch die persönlichen Gespräche mit Pater Frank und Abt Michael Reepen OSB, der sich am Samstagvormittag extra für uns Zeit genommen hatte. Im Anschluss daran fand unsere gemeinsame Woche in einer gemeinsamen Wanderung mit Pater Frank ihren Abschluss. Denn schon am Sonntag nach dem Mittagessen machten wir uns nach einer erfüllten Woche auf den Heimweg. Einige wären sicher gerne auch noch geblieben.
In der Woche haben wir alle vieles gelernt. Zum Beispiel, dass…
...auch Benediktiner viel lachen und fröhlich sind.
... „ora et labora“ eben nicht nur beten und arbeiten, sondern auch LEBEN bedeutet.
...jeder seinen eigenen Weg ins Kloster hat und wie sich Menschen fühlen, die sich teilweise seit über 40 Jahren von Gott auf diesem Weg leiten lassen.
Was wir von der Woche für uns mitnehmen, das ist sicherlich bei jedem ganz verschieden. Meinem Leben hat sie viele neue Erfahrungen gebracht und es in bestimmten Punkten auch verändert. Manche von uns werden wieder nach Münsterschwarzach zurückkommen.
An dieser Stelle an Pater Frank, Abt Michael, Bruder Wolfgang und an den gesamten Konvent, dass wir so herzlich aufgenommen und begleitet wurden!“
Stefan Bamesberger