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P. Anselm Grün – Mönch und Bestsellerautor

Er gilt als einer der wichtigsten spirituellen Autoren der heutigen Zeit: Heute wird P. Anselm Grün 75 Jahre alt.

Als Wilhelm Grün 1958 im Alter von 13 Jahren an das Internat der Benediktinerabtei Münsterschwarzach kam, konnte sich wohl noch niemand vorstellen, was aus dem Neffen von P. Sturmius Grün einmal werden würde. Auch er nicht. Geboren am 14. Januar 1945 im fränkischen Junkershausen wuchs P. Anselm mit sechs Geschwistern auf. Seine Eltern hatte ein Elektrofachgeschäft. Und eigentlich, so erzählt er, habe er als kleines Kind immer Maurer werden wollen. Später dann war klar: Er will Priester werden.

Nach seinem Abitur 1964 trat er in die Abtei Münsterschwarzach ein und bekam den Ordensnamen "Anselm" nach dem heiligen Anselm von Canterbury. Es folgte ein Theologiestudium in St. Ottilien und Sant'Anselmo in Rom, das er 1974 mit der Promotion unter dem Titel "Erlösung durch das Kreuz. Karl Rahners Beitrag zu einem heutigen Erlösungsverständnis" beendete. Karl Rahner, erzählt P. Anselm, habe ihn theologisch sehr geprägt. Im Anschluss studierte er zwei Jahre Betriebswirtschaftslehre, um sich auf seine spätere Aufgabe im Kloster vorzubereiten.

Sein Debüt als Autor gab er 1977 mit dem Buch "Reinheit des Herzens" in einem kleinen Verlag, das 2013 im klostereigenen Vier-Türme-Verlag neu aufgelegt wurde. In seiner Zeit als Verlagsleiter des Klosterverlags von 1978 bis 1999 wurde die Reihe der Münsterschwarzacher Kleinschriften gestartet, für die er selbst 1978 mit "Gebet und Selbsterkenntnis" den Auftakt schrieb. 1977 wurde P. Anselm Grün zudem Cellerar der Abtei Münsterschwarzach und war in diesem Amt bis 2013 für die wirtschaftliche Leitung des Klosters zuständig.

Mit dem ehemaligen Abt Fidelis Ruppert OSB und Künstlerpater Meinrad Dufner OSB begann er Anfang der 70er Jahre sich mit Psychologie und Zen-Meditation auseinandersetzen und diese Themen mit der Theologie und Spiritualität der Mönche zu verknüpfen. In Kursen, vor allem für Jugendliche und Studierende, versuchten die drei Mönche ihre Erkenntnisse weiterzugeben. Der immer größer werdende Zulauf an Gästen machte den Bau eines eigenen Gästehauses notwendig. Heute sind Kurse, nicht nur mit P. Anselm als Kursleiter, innerhalb kürzester Zeit ausgebucht, das Gästehaus der Abtei fast immer voll belegt.

Den großen schriftstellerischen Durchbruch erlebte P. Anselm unter anderem 1997 mit seinem im Herder-Verlag herausgegebenen Buch "50 Engel für das Jahr". Neben dem Herder-Verlag werden auch Zeitungen und Zeitschriften auf ihn aufmerksam. Er veröffentlichte weitere Bücher, schrieb Kolumnen und Gastbeiträge. Kurze Zeit später entdeckten ihn auch ausländische Verlage für sich. Es folgten Auslandsreisen und Übersetzungen unterschiedlicher Bücher in über 30 Sprachen. Die Inspiration damals wie heute: Antworten auf die Fragen der Menschen geben. Der Höhepunkt im Februar 2018: eine Buchempfehlung für die Kleinschrift "Lebensmitte als geistliche Aufgabe" durch Papst Franziskus.

Über 14 Millionen weltweit verkaufte Bücher, davon 300 lieferbare Titel – ein Erfolg, der dem Benediktinermönch nicht zu Kopf steigt. Im Gegenteil. Er achtet darauf, sein Mönchsleben zu leben. Grundsätzlich fährt der gefragte Referent von seinen Vorträgen nachts noch zurück in die Abtei, weil er sich am nächsten Morgen mit seinen Mitbrüdern zum Morgengebet versammelt. Die Gemeinschaft im Kloster ist ihm wichtig, betont P. Anselm. Eine Sonderstellung hatte er nie. Bis heute nicht. Im Gegenteil: P. Anselm mache sich nichts aus seiner Berühmtheit, erzählt Abt Michael Reepen OSB.

Vieles, was die Abtei heute ausmacht, geht auf die Initiative von Fidelis Rupert und Anselm Grün zurück. Etwa das groß angelegte Ökologieprojekt, mit dem die Abtei seit dem Jahr 2000 Schritt für Schritt auf regenerative Energien umgestellt hat oder das 1991 eröffnete Recollectio-Haus, in dem Priester, Ordensleute, kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie spirituell Interessierte ein Angebot aus geistlicher und psychotherapeutischer Begleitung bekommen.

Sein Antrieb ist dabei immer der Auftrag der Missionsbenediktiner: Die Botschaft Gottes weiterzutragen. Dazu nutzt er auch YouTube und Facebook. Er nimmt sich Zeit, Kommentare zu beantworten und eigene Postings zu schreiben. Wann und wie er dieses Pensum schafft? Das weiß niemand. Eines, so erzählt P. Anselm, hat er sich aber nun mit 75 vorgenommen: Wirklich kürzer zu treten. Schreiben wird er allerdings weiterhin.

Anlässlich seines Geburtstages veranstaltet der Vier-Türme-Verlag am 18. Januar ein Symposium mit Wegbegleitern P. Anselms für geladene Gäste. Am Abend findet um 19.30 Uhr eine öffentliche musikalische Lesung unter der Mitwirkung von Clemens Bittlinger, ein evangelischer Pfarrer und Liedermacher, und Band bestehend aus David Plüss (Piano) und David Kandert (Percussion) in der Abteikirche Münsterschwarzach statt.

Der Eintritt zur Abendveranstaltung ist frei. Parkmöglichkeiten bestehen auf dem großen Parkplatz an der Schweinfurter Straße oder auf dem Abteigelände, das über die Sonnenstraße erreichbar und ausgeschildert ist.