Bäckerin auf Walz in der Klosterbäckerei
Für zwei Monate zu Gast in Münsterschwarzach
Seit Anfang Februar hat die Klosterbäckerei der Abtei Münsterschwarzach besondere Verstärkung – wenn auch nur auf Zeit. Yvonne „Fremde Bäckerin“, wie sie in der Zeit ihrer Wanderschaft heißt, ist Bäckergesellin und auf Wanderschaft. Im Sommer 2022 schloss die gebürtige Ludwigshafenerin die Ausbildung in Karlsruhe ab, seit September ist sie auf Bäckerwalz. Die Klosterbäckerei ist ihre zweite Station.
Im Gegensatz zur Walz war der Weg ins Bäckerhandwerk eigentlich gar nicht geplant. „Nach dem Abi dachte ich eigentlich, dass ich auf jeden Fall studiere“, erzählt die 24-Jährige. Aber dann habe sie bei einem Freiwilligendienst im Ausland gemerkt, dass praktische Arbeit ihr einfach besser liege. Bäckerin? Eigentlich eine anfängliche „Schnapsidee“, wie sie sagt. „Aber die Idee hat mich nicht losgelassen. Ich musste das dann einfach machen. Und seitdem bin ich glücklich mit der Entscheidung.“
Seitdem kennt sie auch die Klosterbäckerei Münsterschwarzach – die war nämlich auch in ihrer Auswahl für die Ausbildung. Die Lehre absolvierte sie zwar nicht hier, aber als Station für die Walz war der Abteibetrieb schnell gesetzt. Der Gedanke, auf Wanderschaft zu gehen, begleitete sie nämlich schon in ihrer Ausbildungszeit. „Ich war schon immer ein Mensch, der gerne reist und die Welt entdeckt. Dann war für mich auch sehr schnell klar, dass ich nach meiner Lehre auf die Walz gehen will. Auch, weil ich noch viele Erfahrungen sammeln und Einblicke in andere Betriebe bekommen möchte.“
Es ist aber nicht damit getan, sich seinen Rucksack zu packen und loszuziehen, erklärt Yvonne weiter. Um überhaupt auf die Walz gehen zu dürfen, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein: Man muss unter 30 Jahre alt, einen Gesellenbrief im Handwerk besitzen, kinderlos, ledig und schuldenfrei sein. Bevor ihre Wanderschaft losging, hieß es Kontakte suchen. Leute auszufragen, von deren Erfahrungen zu profitieren – und letztlich jemanden zu finden, der einen losbringen möchte, also zuhause abholt. Und letztlich, ein offizielles Versprechen abzugeben, um in den sogenannten Schacht aufgenommen zu werden.
Yvonne in ihrer Kluft
Dann gilt es zudem, sich während der Wanderschaft – die übrigens mindestens drei Jahre und einen Tag geht – an Regeln zu halten. Zum einen gibt es die sogenannte „Bannmeile“ von 50 Kilometern um den Heimatort, die nicht betreten werden darf. Eine Karte mit genauer Einzeichnung sorgt dafür, dass das auch eingehalten wird. Zum anderen gibt es ein striktes Handyverbot und das Verbot, Geld für Unterkunft und Fortbewegung auszugeben. „Das dient dazu, mit den Leuten auch in Kontakt zu kommen. Meine Erfahrungen sind bisher aber durchweg positiv“, erzählt Yvonne.
Auch über die bisherige Zeit in der Klosterbäckerei ist die Bäckerin glücklich: „Es hat sich alles bewahrheitet, was ich mir erhofft habe. Es gibt hier spannende Rezepte und Brote, die gemacht werden. Auch die Arbeitsweise im kleinen Team ist toll.“ Ebenfalls spannend für sie: die Belieferung und Produktion für Mönchskonvent, Küche, Gästehaus, Egbert-Gymnasium und schließlich auch den Verkaufsladen. „Logistisch diese unterschiedlichen Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen in der Backstube ist wirklich toll zu lernen und mitzubekommen.“
Erkennbar ist die Wandergesellin übrigens an ihrer Kluft – auch hier gibt es strenge Regeln. Angelehnt an die Zimmererkleidung hat jedes Handwerk seine Besonderheiten. Für die Bäcker ist das sogenannte karierte Pepitamuster an Weste und Blazer oder Sakko Pflicht. Auch der Wanderstock, Stenz genannt, sowie ein Tuch, in das die Habseligkeiten gepackt werden, gehört zur Ausrüstung dazu. Rucksäcke oder anderes sind verpönt.
Spannend findet auch Bäckermeister Leo Stöckinger, der Leiter der Klosterbäckerei, die Wanderschaft seiner Mitarbeiterin auf Zeit. Für ihn war es neu, jemanden auf Walz aufzunehmen. Aus dem Bauhandwerk kenne man Wandergesellen, im Bäckerhandwerk eher nicht. „Wichtig war mir von Anfang an, dass wir gegenseitig voneinander lernen. Sie natürlich von uns neue Techniken, regionale Backwaren. Aber wir von ihr auch“, erklärt er. „Der Austausch ist enorm wichtig. Und ich freue mich natürlich, mein und unser Wissen, unsere Erfahrungen an jemanden Jüngeren weiterzugeben.“ Allein ihre Fragen und daraus folgende Erklärungen hätten ihm auch noch einmal einen anderen Blick auf die Arbeit, auf das eigentlich Alltägliche gegeben. „Das weitet auch unseren Blick.“
Schon jetzt kann Yvonne sagen, dass sie im ersten Monat viel Neues gelernt hat und freut sich gleichzeitig auf die kommende Zeit. Wo es danach hingeht, weiß Yvonne aber noch nicht genau. „Das plane ich auch nicht so explizit.“