Sommerserie: Abteikirche
In diesem Jahr zeigt die Sommerserie besondere Orte, an die Besucherinnen und Besucher in der Regel nicht hinkommen.
Die Abteikirche ist wohl der Ort, an dem die meisten Gäste, Touristinnen und Touristen einmal gewesen sind. Ob zum Besuch einer der Stundengebete, heiligen Messen oder nur zur Besichtigung. Die vier Türme prägen seit knapp 90 Jahren die Landschaft um die Mainschleife und weisen schon von der Ferne aus auf das Kloster hin.
Die Architektur ist typisch für die Bauzeit, die von 1935-1938 unter dem Architekten Albert Boßlet stattfand - gleichzeitig zeigt sich dort auch der ganz typische Boßlet-Stil. Wer in Würzburg ist, kann sich diesen Stil unter anderem bei der Klosterkirche der Marianhiller Missionare sowie der Kirche "Unsere liebe Frau", beide im Stadtteil Frauenland, auch ansehen.
Sichtbar und zugänglich ist das Hauptschiff mit seinen Seitenaltären, die Krypta und natürlich das Seitenschiff in Höhe des Altares. Bereits unten in der Krypta gibt es Stellen, die verborgen liegen oder zumindest auf den ersten Blick nicht sichtbar sind. So verfügt sie unter anderem über ein ziemlich interessantes und ausgefeiltes Lichtkonzept- und System. Eine weitere Besonderheit ist das Kreuz, das über dem Altar hängt, das zwei besonders gestaltete Seiten hat.
Die Abteikirche selbst birgt trotz vieler sichtbarer Elemente auch Details, die Gästen verborgen bleiben. Das Kommuniongitter markiert die Stelle, hinter der sich normalerweise nur der Mönchskonvent aufhält und ist darüber hinaus übrigens genau die Mittellinie der Kirche - so viel Platz ist noch nach hinten bis zum Christus Salvator. Die folgenden Orte sind nicht für die Öffentlichkeit zugänglich und mit Abtrennungen in der Kirche markiert.
Unter der großen Figur des Christus steht der Absthron, der im Jahr 1940 durch den damaligen Abt Burkard Utz erstmals in Besitz genommen wurde. Er wurde in der Klosterschreinerei von Fr. Maurus Kraus aus Birnbaum gefertigt und zeigt auf der Rückenlehne drei geschnitzte Figuren:
Die Mitte beherrscht Christus mit dem Evangelienbuch, entworfen nach Vorbildern »der byzantinisch-ravennatischen Kunst« – eine imperiale Stilisierung solcher Art kannten die Münsterschwarzacher Kunstwerkstätten bisher nicht. Rechts von Christus steht der hl. Benedikt, links die hl. Felizitas. Die Vorderseite des Sitzes und die beiden Seitenwangen bekamen in rechteckigen Feldern symbolische Zeichen. Im Zentrum ging es neben dem Christusmonogramm um Klugheit, Gerechtigkeit, Mäßigkeit und Tapferkeit und die monastischen Tugenden Armut, Gehorsam, Keuschheit, Stabilität und Bekehrung der Sitten. Links fand der Beschauer die theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung, Liebe und Friede, rechts die sittlichen Tugenden Demut, Sanftmut, Wachsamkeit und Beharrlichkeit. (zu finden in "Schwarz aber schön", Band 4.1)
Kirchen sind "durchbetete Räume" - besonders deutlich wird das im Chorgestühl der Mönche, wo der Konvent seit 1938 mehrmals täglich zum Gebet zusammenkommt. Das Holz zeigt deutliche Spuren, wo gestanden, gekniet und die Hände zum Gebet aufgelegt wurden. Auch die Stufen zum Chorgestühl oder die Fliesen vor dem Altar, wo sich die Mönche verneigen, weisen entsprechende Abnutzungen auf. Beeindruckend, wenn man daran zurückdenkt, dass bereits die ersten Mönche der Wiederbesiedlung vor Jahrzehnten an den gleichen Stellen die gleichen Gebete gesprochen und gesungen haben.
Neu sind natürlich technische Ausstattungen, wie etwa die Steuerung des Livestreams. Falls Sie also einmal einen Mönch mit Tablet bei den Gottesdiensten entdecken: Derjenige ist gerade für die Steuerung verantwortlich.
Wer sich schon immer gefragt hat, wie die Mönche wissen, wann sie gemeinsam aufstehen oder knien sollen, hat hier die Antwort: Auf dem Platz des Abtes liegt ein Hammer, mit dem der Abt ein akustisches Zeichen dafür gibt. Ebenfalls aus Holz ist das Pult für Lesung und Predigt mit besonderen Intarsien gefertigt, die das Bild unten zeigt.