Internationale Mönche erkunden ihre Wurzeln
Vor über 100 Jahren gingen die ersten Missionsbenediktiner in die Welt. Heute gibt es fast überall starke Klostergemeinschaften – die nun ihre Ursprünge in Deutschland kennenlernen.
Eine Gruppe von jungen Mönchen aus drei Kontinenten ist in dieser Woche zu einer Exkursion zu ihren missionsbenediktinischen Wurzeln in den deutschsprachigen Klöstern gestartet. Unter dem Titel "ROX" ("roots to exposure") lernen 14 Mönche aus Afrika, Südamerika und Asien über knapp vier Wochen unter anderem die Klöster in Münsterschwarzach, Schweiklberg und St. Ottilien kennen. Das vor einigen Jahren von den Novizenmeistern der Kongregation gegründete Programm beginnt traditionell in der Abtei Münsterschwarzach.
Der erste Programmpunkt am Montagabend war das gemeinsame Stundengebet. Im Anschluss wurde die zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständige Gruppe im Konvent empfangen. Gemeinsam mit Abtpräses Jeremias Schröder OSB, der Oberste der Kongregation der Missionsbenediktiner von St. Ottilien, der die Gruppe begleitet, hieß Abt Michael Reepen OSB sie herzlich in Münsterschwarzach willkommen.
Anhand des Abteischlüssels erklärte Abt Michael symbolisch, was es heißt, Missionsbenediktiner zu sein. Dieser stehe als Symbol des Jubiläumsjahres unter dem Motto "be open" für die Offenheit, welche die Missionsbenediktiner ausmache. Als Begrüßungsgeschenk und Erinnerung erhielten die Mönche diesen Schlüssel als Kettenanhänger.
Dienstag und Mittwochvormittag konnten die Teilnehmer etwas über die Ursprünge des monastischen Stundengebets erfahren, am Nachmittag stand an einem Tag ein Ausflug zur Communität Casteller Ring auf dem Schwanberg an. Die Gemeinschaft evangelischer Ordensfrauen ist eng mit der Abtei Münsterschwarzach verbunden, orientiert sich an der Benediktsregel und am monastischen Stundengebet.
Die Arbeit mit Geflüchteten der Abtei Münsterschwarzach war Mittwochnachmittag Thema. Beim Treffen mit vier Geflüchteten erklärte Abt Michael zunächst die Hintergründe und Herausforderungen für die Abtei. Seit Dezember 2014 nimmt das Kloster Geflüchtete auf – ganz im Sinne des Evangeliums. "In jedem Fremden der kommt, sehen wir Christus. Die Flüchtlinge bringen Christus zu uns ins Kloster", erklärte der Abt. Dann erzählten die Geflüchteten ihre persönlichen Geschichten. Geschichten, die sprachlos machen – oder Fragen aufwerfen. "Wie schaffst du das, so weit weg von deiner Familie zu leben? Wie hältst du Kontakt", fragte etwa einer der jungen Mönche.
Flucht und Geflüchtete sind auch in vielen Ländern, aus denen die Gäste kommen, ein großes Thema. Einerseits, weil Menschen von dort flüchten, andererseits weil dort für Geflüchtete andere Maßstäbe gelten. "Man hat so viele Vorurteile. Ich verstehe das nicht. Wir sind doch alle Menschen", so ein andere Teilnehmer. Dass die Abtei Geflüchtete aufnimmt, Deutschkurse anbietet und sie begleitet, sei für ihn eine ureigenste Aufgabe der Missionsbenediktiner.
Die traditionelle bayerische Kirchenkultur lernen die Teilnehmer am Hochfest Mariä Himmelfahrt kennen. Und auch die Herausforderungen für die Kirche in Deutschland. "Wo waren die jungen Leute, die Familien", fragte einer der afrikanischen Mönche bei der anschließenden Klosterführung von Br. Patrick Karch OSB. Dass Menschen aus der Kirche austreten, Religion keine Bedeutung mehr hat, sei für ihn völlig unverständlich.
Herausforderungen für die Kirche in Deutschland. Kaum zu vergleichen mit Herausforderungen, mit denen sie in ihren Klöstern zu kämpfen haben. Von diesen berichten sie beim Gang über das Abteigelände. Gleichzeitig lernen die jungen Mönche die Aufgaben der Abtei in der Schule, im Recollectio-Haus und die Investitionen in die Regenerativen Energien.
Am Freitag verlässt die Gruppe Münsterschwarzach. Nächste Station in die Abtei Schweiklberg. In den kommenden Wochen werden die 14 Mönche mit ihren Begleitern auch andere Klöster wie Uznach, Andechs, St. Ottilien und Beuron kennenlernen. Zum Abschluss, Anfang September, kehren sie wieder nach Münsterschwarzach zurück – und werden dann noch einmal von ihren Erfahrungen berichten.