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Faktenfreitag: Jubilare

Am Kirchweihsonntag und Herz-Jesu-Fest werden die Jubilare gefeiert. Im Gespräch erklärt Abt Michael die Hintergründe - und auch, warum es ein besonderes Ritual gibt.

Frage: Welche Jubiläen werden traditionell gefeiert?

Abt Michael Reepen: Die erste Feier ist nach 25 Jahren, also 25 Jahre Profess. Bei den Priestern folgt dann später 25 Jahre Priesterweihe und bei den Missionaren dann auch das Missionsjubiläum. Der nächste Schritt sind dann 40 Jahre, 50 Jahre, 60 Jahre und dann alle fünf Jahre. Beim 50-jährigen Professjubiläum bekommen die Mönche den sogenannten Altersstab, ein Stab aus Holz mit einem Kreuz oben. Ich überreiche ihn den Brüdern mit dem Satz „Dieser Stab ist ein Abbild des Kreuzes Christi, er sei dir Stütze im Alter“. Und dafür steht dieser Stab auch.

Frage: Wie wird dieser Altersstab dann „genutzt“?

Abt Michael: Die Brüder haben diesen Stab immer bei den zwei Gottesdiensten, in denen wir die Jubilare ehren, also am Herz-Jesu-Fest im Juni und am Kirchweihfest. Das ist schön, wenn sie alle mit diesen Stäben ein- und ausziehen. In anderen Klöstern, in denen es Altersstäbe gibt, werden sie auch bei anderen Pontifikalämtern getragen, aber bei uns sind es nur die beiden Gottesdienste.

Frage: Was ist an den Gottesdiensten mit den Jubiläen anders?

Abt Michael: Die Predigt hält traditionell einer der Jubilare – und im Anschluss daran erneuern alle Jubilare ihr Professversprechen. Sie lesen ihre Professurkunde vor, die sie auch damals vor 25, 40, 50, 60 und mehr Jahren vorgelesen und unterschieben haben. Dabei wird dann ergänzt „wie ich vor so und so vielen Jahren meinem Abt versprochen habe“ und erneuern diese, indem sie auch das jetzige Datum und ihren Namen sagen. Danach wird die Urkunde, wie bei der eigentlichen Profess, auf den Altar gelegt. Dann singen sie gemeinsam das „Suscipe me“, bei dem dann später auch der gesamte Konvent einsetzt.

Frage: Welche Bedeutung hat diese Professerneuerung?

Abt Michael: Es ist wichtig, sich an die Ursprünge zu erinnern und auch daran, was man versprochen hat. Was wir versprochen haben in jungen Jahren. Das kann man übrigens auch übertragen auf die Erneuerung von Eheversprechen nach 25 oder mehr Jahren. Da wird auch ein Versprechen bekräftigt. Manche Mitbrüder machen auch Exerzitien vorher, um sich dessen bewusst zu werden. Auch, um sich an den bisherigen Weg zu erinnern. Sich zu fragen, wo einen Gott in den vergangenen Jahren geführt hat und zu bekräftigen, diesen Weg weiterzugehen. An einer Stelle heißt es auch, dass das ein Zeichen der Ermutigung für uns alle sein soll. Gerade für die jungen Brüder ist es wichtig zu sehen, dass ein Mitbrüder seit Jahrzehnten diesen Weg geht, an dessen Anfang sie gerade stehen. Was ich immer spüre, ist dass dieser Tag immer mit Dankbarkeit gefüllt ist.

Es gibt aber auch übrigens kleinere Formen der Professerneuerung, bei Exerzitien oder Konventstagen. Da erneuern wir als gesamter Konvent unsere Versprechen gemeinsam. Ich glaube, man muss das immer wieder tun, um sich auf dem eigenen Weg zu ermutigen und zu bestärken. Das „Suscipe“ ist ja ein Gebet, eine Bitte an Gott: „Nimm mich auf, o Herr, damit ich lebendig bin und lass mich in meiner Hoffnung nicht scheitern.“

Frage: Also wie in einer Ehe, wenn man dem Partner sagt, dass man ihn liebt? Oder am Hochzeitstag die Hochzeitskerze anzündet oder etwas bewusst zusammen unternimmt?

Abt Michael: Exakt, ja. Damit kann man das vergleichen. Sich ein Versprechen immer wieder auch im Kleinen zu sagen. Beides hat auch sehr viel mit Dankbarkeit zu tun, mit dem Bewusstsein, was alles schon geschehen ist. Gemeinsam mit Gott, dem Partner oder eben bei uns mit den Mitbrüdern.

Frage: Wie geht es Ihnen als Abt, wenn Ihr Mitbrüder mit teilweise 75 Jahren Profess vor Ihnen stehen und Ihnen versprechen, was sie schon Ihren Vor-Vorgängern versprochen haben?

Abt Michael: Die Professerneuerung geht an Gott, das muss ganz klar sein. Gar nicht an mich. Aber ich denke tatsächlich an diese Vorgänger, die ja wirklich genau an dieser Stellen damals gesessen haben, genauso wie die Mitbrüder an dieser Stelle standen. Mich berührt das immer sehr. Vor allem in dem Wissen, was die Brüder erfahren und erlebt haben in diesen Jahrzehnten. Gleichzeitig stehen diese Mönche inmitten ihrer Mitbrüder, auch ihrer jungen Mitbrüder, von denen sie sich gestützt wissen dürfen. Das wird dann besonders deutlich im gemeinsamen Singen des „Suscipe me“, wenn wir alle die teilweise vom Alter brüchigen Stimmen unterstützen.

Frage: In der kommenden Woche werden, genau an dieser Stelle, zwei junge Mönche stehen und das erste Mal ihr Professversprechen abgeben. Vor drei Monaten hat ein junger Mönch sein Versprechen auf Lebenszeit abgeben, kurz nachdem die Älteren ihr Professversprechen erneuert haben…

Abt Michael: Das ist wunderbar. Die Kette reißt nicht ab. Es wird einerseits nach unten weitergegeben, gleichzeitig sehen die jüngeren die älteren Mitbrüder. Ich kann mich selbst erinnern, wie es mich als junger Mönch beeindruckt hat, wie diese älteren Männer etwas ausgestrahlt haben. Dankbarkeit, Zufriedenheit. Es ist ein Zeichen, dass diese Lebensform gelingt. Das gibt mir als junger Mönch Hoffnung und das gibt sicher auch unseren jungen Mitbrüdern Hoffnung. Man weiß ja nicht, was im Laufe des Klosterlebens alles noch auf einen zukommt – das wusste ich auch nicht. Und das hat dann wiederum mit Vertrauen zu tun, „nimm mich auf, o Herr, damit ich lebe und lass mich in meiner Hoffnung nicht scheitern“. Diese Hoffnung, dass es gut geht ist in unserem Professritus verankert. Bei den Alten kann ich dann sehen: Es ist gut gegangen.

Frage: Da spielt natürlich auch die Verbindung von Tradition und Zukunft eine Rolle…

Abt Michael: Ja sicher! Man muss immer bedenken, dass es für die Älteren heute nicht mehr dasselbe Kloster ist, in das sie eingetreten sind. Es hat sich in den vergangenen Jahrzehnten viel verändert, allein wenn man auf die Liturgie schaut. Aber sie sind noch immer da. Stabilität in der Dynamik. Das ist es, was uns ausmacht – Alte wie Junge.