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Faktenfreitag: Einzug - ins Kloster und in den Krieg

Kaum wurde die Abtei Münsterschwarzach wieder besiedelt, sollten viele Mönche zum Wehrdienst eingezogen werden. Bewegte erste Jahre standen dem noch jungen Mönchskonvent bevor ...

Nachdem die Mönche nun also ab 1913 nach Münsterschwarzach übergesiedelt waren, das Kloster wieder zur Abtei erhoben und der erste Abt gewählt wurde, ging es an die Aufbauarbeiten. Grundlage des klösterlichen Lebens war die im November 1913 benedizierte Kapelle im heutigen Torhaus. In kürzester Zeit mussten Strukturen entstehen, die den Wiederaufbau der heruntergekommenen Gebäude sicherstellten. 

Auch die Bevölkerung scheint zu dieser Zeit Interesse gehabt zu haben, die Mönche beim Wiederaufbau zu unterstützen:

"Ein braver Bürger namens Kuhn, von dem wir jetzt unsere Bausteine beziehen, stellt uns einen Kiesacker am Main gratis zur Verfügung. Schottersteine schenkt uns der andere Kuhn aus Gerlachshausen", heißt es in den Annalen vom Februar 1914.

Die Bauarbeiten bestimmten das komplette Leben, so findet sich über die Ernennung des ersten Abtes, Plazidus Vogel, lediglich eine Randnotiz in den Annalen. Die offizielle Amtsübernahme am 14. April 1914 fand natürlich mehr Beachtung:

"Münsterschwarzach, eine tausendjährige Benediktinerabtei, erwachte nach hundertjährigem Todesschlaf zu neuem Leben [...] Die Bewohner des Ortes freuten sich und bereiteten dem neuen Abt einen großartigen Empfang. Etwa um halb 11 Uhr zog die Klostergemeinde unter Führung des Hochwürdigsten Herrn Erzabtes von St. Ottilien und des Hochw. Herrn Pfarrers von Stadtschwarzach Melchior Faulhaber zum nördlichen Eingang des Dorfes, um den Hochwürdigsten Abt zu empfangen. Die Feuerwehr hatte sich vor den in herrlichem Festschmuck prangenden Häusern aufgestellt und bildete Spalier. Der Jugendverein und die Schuljugend nahmen den Hochwürdigsten Herrn unter freudigem Gesang und Klang in Empfang und begleiteten ihn unter Glockengeläute und dem Krachen der Böller in feierlicher Prozession in die Klosterkapelle", schreibt das Fränkische Volksblatt zur damaligen Zeit.

Dass das Jahr 1914 im Verlauf ein sehr schlimmes und der Beginn einer noch schlimmeren Zeit werden sollte, ahnte man da freilich noch kaum. Als im August die Mobilmachung erfolgte, wurde auch die Abtei nicht verschont. Der Großteil des Konvents wurde im Laufe des folgenden Monate eingezogen, allein 31 Mitbrüder in den ersten Tagen, Ende 1914 waren es 44. Zeugnisse und Briefe der Soldatenmönche finden sich ausführlich abgedruckt in "Schwarz aber schön". Das erste Bild zeigt die Soldatenmönche.

Auch Abt Plazidus, damals übrigens im hohen Rang eines Prälaten, wurde aufgrund seines jungen Alters von 43 Jahren zur Musterung gerufen (Bild 2):

"Der Fall, dass ein Prälat im Frankenlande im Musterungsalter stehe, war bisher unerhört. Deshalb konnte ein Bittgesuch um Dispense von der Stellungspflicht nicht berücksichtigt werden. Nach großen und vielen Höflfl ichkeiten und Entschuldigungen im Nebenzimmer war die Musterung abgetan", heißt es in den Annalen von 1915.

Trotz des laufenden Krieges ging der Wiederaufbau in der Abtei Münsterschwarzach mit wenigen, aber vereinten Kräften weiter. Nicht unerwähnt bleiben darf, dass zu dieser Zeit auch Kriegsgefangene beim Aufbau und vor allem der Ernte mithalfen. Viele Aufzeichnungen zeigen aber, dass bald eine Verbrüderung stattfand. Man aß gemeinsam, betete, feierte sogar Weihnachten (Bild 3 zeigt die Franzosen): 

"Alles ist in brüderlicher Liebe um den Christbaum versammelt: Patres, Fratres, Brüder, Knechte und Franzosen. P. Prior Basilius hält eine deutsche Ansprache, Fr. Heinrich eine französische. Weihnachtslieder werden gesungen. Unser französischer Schmied, ein guter Sänger, entschuldigt sich, dass er keine religiösen Lieder könne und gibt ein paar weltliche Lieder zum besten." (aus den Annalen)

Auch wenn der Krieg, die Not und das Elend, das er mit sich brachte, in den vier Jahren von 1914 bis 1918 das Leben bestimmte, sollte nach der Rückkehr der verbliebenen Mönche sukzessive wieder Normalität einkehren - wenn man das nach den bewegten Vorjahren überhaupt so nennen kann. Die Klosterfamilie feierte im Februar 1919 ein Fest zu Ehren der heimgekehrten Krieger. 

Nun wurde aber der Platz eng, vor allem in der Kapelle. Wie der Konvent anwuchs zeigen die Gruppenbilder von 1919 und 1922. Ein Grund, warum ein Teil des Mönchskonvents noch immer in St. Ludwig lebte - es fehlte an Räumlichkeiten. Also musste alsbald eine Kirche gebaut werden. Doch schon von vornherein war klar: Diese Kirche wird eine Notkirche und perspektivisch, wenn die Folgen des Krieges es zuließen, in Wohnräume umgebaut. Ein Provisorium also.

Dafür wurden nun auch die klostereigenen Werkstätten weiter ausgebaut, jede helfende Hand wurde gebraucht. Trotz aller nachkriegsbedingten Notlagen ging der Bau schnell voran und zu Weihnachten 1921 konnte die Notkirche genutzt werden. Doch der Plan, eine große Kirche zu errichten, blieb. Damals noch im Stil der von Balthasar Neumann entworfenen Barockkirche. Doch es sollte anders kommen ...