Über 100 Jahre dauerte es, bis es in der Abtei Münsterschwarzach wieder klösterliches Leben geben sollte... Die Geschichte der Wiederbesiedlung ist ausführlich in der mehrteiligen Biographie "'Schwarz aber schön" beschrieben.
Die aufgelöste Benediktinerabtei Münsterschwarzach wurde im Jahr 1913 durch die Missionsbenediktiner von St. Ottilien wiederbesiedelt. Seit dem Jahr 1901 lebten diese nämlich bereits in Franken, im 20 Kilometer entfernten Kloster St. Ludwig. Der Kaufvertrag für das Kloster ist auf den 12. Juli datiert. Knapp 100 Jahre nach der Säkularisation kamen also wieder Benediktiner nach Franken.
Und die Gemeinschaft wuchs: Am Benediktsfest im Jahr 1907 wurden die ersten Novizen in St. Ludwig aufgenommen, ein Jahr später zählte das Priorat fünf Patres, zwei Kleriker, drei Chornovizen, die ihr Noviziat aber in St. Ottilien machten, 16 Brüder, 13 Brüdernovizen, drei Postulanten und vier Kandidaten. Am 1. Januar 1913 entstand ein Konventsfoto mit sechs Patres, sechs Klerikerprofessen, 25 Professbrüdern, vier Brüdernovizen und sieben Postulanten. Fünf Brüder und drei Patres, die seit fünf Jahren am Ort lebten, übertrugen ihre Profess von St. Ottilien auf St. Ludwig.
Der Platz wurde eng. Ein neues Gebäude musste gefunden werden.
Ende Juli 1913 kauften die Missionsbenediktiner also die verfallene und ehemalige Abtei Münsterschwarzach, die bereits im März 1914 dann durch den Apostolischen Stuhl wieder zur Abtei erhoben wurde.
Der erste Abt der Wiederbesiedlung wurde Plazidus Vogel, der sich aber bewusst nicht als erster in der Zählung der Äbte setzte. Vielmehr führte er die Nummerierung von vor der Aufhebung fort und somit ist der heutige Abt Michael der 75. Abt von Münsterschwarzach.
Doch die Aufhebung hatte ihre Spuren hinterlassen. Der ursprüngliche Kirchen-Prachtbau von Balthasar Neumann war größtenteils zerstört. Nach Blitzeinschlägen wurde das säkularisierte Gotteshaus als Steinbruch genutzt. Das heutige Torhaus diente als Notkirche, die erste feierliche Profess wurde bereits im Dezember 1914 abgelegt.
"1913 war der Stich der Balthasar Neumann-Basilika die einzige Verbindung zwischen einer großen Vergangenheit und einer völlig unsicheren Zukunft", heißt es dazu in "Schwarz aber schön".
Vom 4. August 1913, dem Eintreffen der ersten Mönche in Münsterschwarzach, berichtet P. Basilius in den Annalen:
"Beim Betreten des ›Schlosses‹ überlief es mich eiskalt, als wir die schmutzige sehr stark ausgetretene Sandsteintreppe emporstiegen [...] Sämtliche Steinplatten des Ganges waren locker und zeigten große Fehlstellen. Sobald unsere Füße die Platten berührten, gab es Töne wie auf einem Xylophon [...] Während wir unseren Kaffee tranken, sagte Herr Cost (der bisherige Besitzer), er habe für uns drei das bisherige Kinderzimmerchen freigemacht, mit dem wir uns begnügen müssten."
Im Neumann-Bau, der heute unter anderem Festsaal und Magazine der Klosterbibliothek beherbergt, war zuvor eine Papierfabrik. Es regnete ins Gebäude, die Fenster waren verfault. Ein desolater Zustand musste sich den Mönchen geboten haben. Umso erstaunlicher ist es, wie die Abtei in den folgenden Jahren wuchs.
Wer sich noch tiefer in die Abteigeschichte einlesen will, gelangt über den untenstehenden Link zu den Büchern.