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Faktenfreitag: Das Stundengebet

Fünfmal am Tag kommen die Mönche in der Abteikirche zum gemeinsamen Gebet zusammen - eine Erklärung.

Ora et labora - dieser Ausspruch wird immer in Zusammenhang mit den Benediktinern gebracht, dabei steht er so nicht einmal in der Benediktsregel. Doch passt das ganz gut, wenn es um den Alltag der Mönche geht. Das Gebet, zu dem sie fünfmal am Tag in der Abteikirche zusammenkommen, bestimmt den Tagesablauf. Wenn die Konventsglocke klingelt, unterbrechen sie das, was sie gerade tun. Schlaf und Arbeit. Zu jeder Zeit.

Der heilige Benedikt schreibt in seine Regel "dem Gebet soll nichts vorgezogen werden" (RB 43,3) und widmet der Ordnung der Gebetszeiten ganze 13 Kapitel (von insgesamt 73). Bis ins Detail beschreibt er, wie die Psalmen gesungen werden sollen, wer wo und wie steht. In dieser Tradition leben die Mönche bis heute. 

Gesungen wird seit dem Jahr 1970 mit dem Benediktinischen Antiphonale, was eine kleine Revolution darstellt. Am 14. Februar in diesem Jahr sangen nämlich Brüder und Patres (Mönche ohne und mit Priesterweihe) zum ersten Mal gemeinsam die Vesper in deutscher Sprache. Vorher waren sie beim Gebet strikt getrennt - überhaupt war die Stellung und Rangordnung zwischen den beiden Gruppen damals an vielen Stellen bemerkbar. Beim 10. Generalkapitel der Missionsbenediktiner im Jahr 1964 sollte sich das ändern, es war die Zeit, an der diese Unterschiede benennt und problematisiert wurden. Großer Wunsch: eine liturgische Gemeinschaft. Schließlich wurde zwei Jahre später die Umsetzung auf den Weg gebracht, ein Ergebnis war die erste "Deutsche Weihnachtsmatutin ad experimentum" an Weihnachten 1968. 

Weiter kamen in den folgenen Jahren die Übersetzungen der Trauermetten und schließlich das Deutsche Antiphonale, zeitgleich übte eine Schola, in der dann nach Einführung des neuen Stundenbuches zum ersten Mal auch Brüdermönche singen durften. Mit diesen Büchern beten nicht nur die Mönche in Münsterschwarzach, sondern auch viele andere Ordensgemeinschaften und Einzelpersonen mit unseren Stundenbüchern. Eine große Gebetsgemeinschaft. 

5 Uhr - Morgenhore: Vigil und Laudes

Um 5 Uhr beginnt der Tag mit der Morgenhore, in der Vigil und Laudes verbungen werden. 

Der Begriff der Vigil kommt aus der Soldatensprache und meint die Nachwache, in der der Soldat auf Posten stehen muss. Die Mönche wachen, um Gott zu begegnen - und für andere Menschen.

In der Laudes wird Christus als Sonne der Auferstehung besungen und dafür gebetet, dass das Licht Christi dem Tag die Dunkelheit der Nacht nehme und die Dunkelheit in den Herzen der Menschen vertreibt.

6.30 Uhr - Konventamt

In der täglichen Eucharistiefeier, dem Konventamt, singen die Mönche lateinischen Choral oder deutsche Lieder. Am Donnerstag ist das Konventamt nach der abendlichen Vesper. 

Tod und Auferstehung Jesu als Ausdruck der Hoffnung sind zentral. Gott verwandelt alles Tote und Erstatte in neues Leben, er erhellt die Dunkelheit und eröffnet den Neuanfang nach dem Scheitern. Das heilige Mahl lässt eins werden mit Christus. 

Das Konventamt ist die Quelle des Zusammenlebens. 

An Hochfesten wird das Konventamt als feierliches Pontifikalamt gefeiert, bei dem der Abt der Euchristiefeier vorsteht. Der Abt ist der Pontifex, der Brückenbauer zwischen der Gemeinschaft und Christus, der die Gemeinschaft trägt. Und er ist der Brückenbauer zwischen Himmel und Erde. Vor den Hochfesten wird am Vorabend auch die feierliche vigil mit allen drei Nokturnen gesungen, um sich den das Geheimnis hineinzusingen.

12 Uhr - Mittagshore

Die Mittagshore wird zu der Zeit, in der Pilatus das Todesurteil über Jesus sprach, gesungen.

Um die Mittagszeit können die Emotionen des Tages schon hochgekocht sein und bedrängen. Die Kühlung soll des Gebet verschaffen, in der heißen Glut im Schatten des Kreuzes.

Sie kann aber auch eine heilsame Unterbrechung sein, die ebendiese Emotionen beendet und einen kühlen Hauch des göttlichen Geistes in die Seele wehen lässt. Besonders deutlich wird das in den Worten der Hymnen, die auf die Hitze verweisen.

18.00 Uhr - Vesper und Abendlob

Ihren Namen hat die Gebetszeit von Abendstern, dem Hesperos. Er ist der Stern der Liebenden und verkündet den Müden Ruhe und Frieden. Die Vesper ist ein feierlicher Lobgesang, in dem Gott als die eigentliche Mitte gepriesen wird.

Wenn sich der Tag dem Ende neigt, wird der wahren Sonne, Jesus Christus, gedacht. Er ist in die Dunkelheit hinabgestiegen, um sie zu verwandeln. So wird in der Abendstunde darum gebeten, dass Christus in den Herzen weiterleuchte, wenn die irdische Sonne untergeht. 

19.30 Uhr - Komplet

Die Komplet beschließt den Tag und leitet sich vom lateinischen completum est = es ist vollendet ab. Gottes Schutz in der Nacht ist dabei in den Gesängen und Gebeten zentral.

Die Mönche beten für den Vollendung des Tages, um den Segen Gottes für ihre Arbeit und die Menschen.

Am Ende der Komplet wird das "Salve Regina" gesungen, ein alter Marienhymnus. Indem sie sich Maria zuwenden, drücken sie aus, dass sie sich nun im Schlaf in Gottes mütterliche und liebende Arme bergen.