Warum gibt es in der Abtei eine Sternwarte? Und was hat das mit dem Glauben zu tun?
Astronomie als Naturwissenschaft und der Glaube an Gott scheinen zunächst Gegensätze zu sein, sei in diesem Zusammenhang an die Verurteilung von Galileo Galilei im Jahr 1633 durch die katholische Kirche erinnert. Bis heute hält sich eine gewisse Skepsis beiderseits – auch wenn Galilei im Jahr 1992 durch Papst Johannes Paul II. rehabilitiert wurde. Für P. Christoph Gerhard, der seit über 20 Jahren die Klostersternwarte der Abtei Münsterschwarzach betreibt sind Wissenschaft um Glaube keine Gegensätze.
Vielmehr zeigt ihm der Blick in die Sterne, eine Ahnung von Gottes Schöpfung und seiner unfassbaren Größe. „So steht Astronomie auf der wissenschaftlichen Ebene sowohl für die Entfremdung von Glauben und Welt als auch für ihre Zusammenschau“, schreibt er in seinem Buch „Der Stern von Bethlehem“. „Auch wir sind einerseits von der naturwissenschaftlichen Sicht der Welt geprägt. Andererseits stellen wir immer wieder fest, dass die Welt nicht auf die Naturwissenschaften reduziert werden kann, sondern dass über die erfahrbare Welt hinaus Fragen offen bleiben.“
Für P. Christoph ist die Sternwarte daher mehr als ein Hobby. Vielmehr zählt für ihn dabei auch der Zusammenhang mit dem Glauben und einer gelebten Schöpfungsspiritualität. Auch geht er mit einem wissenschaftlichen und fotografischem Interesse an die Beobachtung des Universums. Jährlich erscheint sein Astronomiekalender mit den schönsten Fotos aus dem vergangenen Jahr. Auf seiner Website klostersternwarte.de bloggt P. Christoph regelmäßig und zeigt auf Instagram Eindrücke in den Kosmos. Dabei gibt er auch Tipps zur eigenen Beobachtung und weist auf besondere Phänomene hin, wie nun zum Astronomietag am 28. Oktober 2023.
Der erwartete Höhepunkt wird dabei eine partielle Mondfinsternis sein. Die Erde schiebt sich dabei zwischen Sonne und Mond und wirft ihren Schatten auf den Mond.
Aber warum das eigentlich? „Mönche pflegten schon immer die alte Wissenschaft der Astronomie. Im Jahreslauf ging es für sie darum, das Osterfest richtig zu bestimmen. Während eines Tages war es wichtig, Gebet, Lesung und Arbeit in Einklang zu bringen. In der geschaffenen Welt und ihrer Ordnung suchten sie nach dem Schöpfer des Weltalls, nach Gott“, sagt P. Christoph selbst. Ausführlich schreibt er in seinem Buch „Und sie bewegt sich doch“ über den Zusammenhang zwischen Spiritualität und dem Glauben und seinen Weg zur Astronomie.
Zudem gibt P. Christoph auch Kurse zur diesem Thema im Gästehaus der Abtei Münsterschwarzach. Neu ist das Angebot der Münsterschwarzacher Sternstunden, bei denen er gemeinsam mit Uwe Schultheiß Einblicke in die Klostersternwarte und den Sternenhimmel gibt. Bei klarem Wetter ist auch ein Blick durch die Teleskope möglich. Termine, jeweils von 19:00 Uhr bis 20:00 Uhr:
30.11.2023 (Do) / 19:00 bis 20:00 Uhr 21.12.2023 (Do) / 19:00 bis 20:00 Uhr 18.01.2024 (Do) / 19:00 bis 20:00 Uhr 14.03.2024 (Do) / 19:00 bis 20:00 Uhr