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Die richtigen Worte finden

Ein Gespräch mit den neuen und erweiterten Direktorat des EGM.

Zum Schuljahresende ist Dr. Herbert Müller aus Altersgründen aus dem Egbert-Gymnasium Münsterschwarzach (EGM) ausgeschieden. Sein Weggang betraf auch das Direktorat, das sich außer Müller mit Schulleiter Markus Binzenhöfer, seinen Stellvertreter Br. Dr. Jeremia Schwachhöfer OSB und Martin Pohl 2019 neu gefunden hatte. Für Müllers Nachfolge berief Abt Michael Reepen OSB Karin Illner und Reinhard Klos neu in das Direktorat. Im Gespräch erzählen sie, was ihre Vision ist und warum ihre eigene Schullaufbahn sie für ihre jetzige Aufgabe prägte.

Frage: Nach zwei Jahren im Direktorat erfolgt nun bereits ein Wechsel  – das Direktorat wurde um zwei Personen erweitert. Wie ist das für Sie?

Schulleiter Markus Binzenhöfer: Ich habe mir gewünscht, dass das so wird. Mir persönlich ist die Teamarbeit wichtig und mir ist es auch ein Anliegen, dass Mitarbeitende nach ihren Fähigkeiten eingesetzt werden. Es ist also nur logische Konsequenz, dass wir Aufgaben entsprechend verteilen.

Frage: Wie war es für Sie beide, wie überraschend war die Anfrage?

Reinhard Klos: Für mich hat die Freude überwogen. Diese Anfrage ist ja auch ein gewisser Vertrauensvorschuss, den man bekommt. Aber mir geht es gar nicht so sehr darum, wie ich mich persönlich fühle, sondern darum, unsere Schule voranzubringen. Das beschäftigt mich als ehemaligen EGM-Schüler fast schon mein ganzes Leben. In den vergangenen Jahren haben sich für jeden von uns gewisse Bereiche herauskristallisiert, für die wir bereits Verantwortung tragen. Bei mir etwa die Öffentlichkeitsarbeit, die für uns als Privatschule ja unglaublich wichtig ist. Oder die Oberstufenarbeit, die nun anders an das Direktorat angebunden sein wird. Ich freue mich auf jeden Fall auf die neuen Aufgaben, die dann auch noch dazukommen.

Karin Illner: Bei mir hat es etwas gedauert, weil ich noch relativ kleine Kinder habe und da zunächst überlegen musste. Aber zu realisieren, dass da ein Direktorat ist, das meine Arbeit schätzt und mich auch da sieht, das hat mich gefreut. Es ist hier auch ein Team vorhanden, das das EGM lebt. Vieles wird, glaube ich, schnell von uns allen verstanden und entschieden, ohne dass wir lange diskutieren müssten. Natürlich sind wir nicht immer einer Meinung, aber wir teilen die gleichen Ziele. Es wird auch viel Energie kosten, aber die Bilanz wird stimmen.

Frage: Ist das tatsächlich auch der entscheidende Punkt? Dass Sie beide selbst hier zur Schule gegangen sind?

Illner: Jein. Also ich glaube, ich würde das für eine andere Schule, mit der ich mich identifizieren kann, auch tun. Aber natürlich kenne ich, kennen wir beide das EGM schon aus unserer eigenen Schulzeit. Und wenn man dann in Verantwortung kommt, gleichzeitig auch weiß, dass man damit nicht allein ist, dann ist das ein tolles Gefühl, den Raum zu bekommen, Ideen auszuprobieren, etwas zu wagen.

Klos: Dass wir hier an der Schule waren, heißt ja auch nicht, dass es nun die nächsten 20 Jahre so weitergeht, wie es in den 30 Jahren zuvor war. Es geht auch darum, neue Ideen zu finden. Die Schülerschaft entwickelt sich weiter, die Eltern entwickeln sich weiter. Da muss sich auch die Pädagogik weiterentwickeln, natürlich auch unter dem Einfluss der medialen Möglichkeiten mittlerweile. Das dann aber auch zu verbinden mit dem, was die Schule in den vergangenen Jahrzehnten ausgezeichnet hat, das ist schon auch die Aufgabe und auch ein Spagat. Ein Beispiel: Dass es die Blasmusik der „Schwarzier Buam“ auch weiterhin gibt, ist mir ein besonderes Anliegen. Wir können bei feierlichen Anlässen einfach die Musikinstrumente auspacken, spontan loslegen und schon entsteht eine festliche Stimmung. Wir brauchen keinen Verstärker, kein Handy und kein WLAN. So etwas muss bewahrt werden, das macht den „Münsterschwarzacher Geist“ aus, auch im Zeitalter der Digitalisierung

Frage: Dadurch, dass das EGM ja eine Privatschule ist, ist es ja auch eine bewusste Entscheidung, hier als Lehrerin und Lehrer zu arbeiten – das EGM ist schon eine besondere Schule, oder?

Klos: Ich war Staatsbeamter. (lacht) Da war mein Weg eigentlich anders vorgezeichnet und habe meinen Status als Beamter aufgegeben, um hier zurückzukommen. Das ist schon ein Zeichen dafür, dass es hier als Lehrer andere Möglichkeiten gibt als an einer staatlichen Schule. Das hat natürlich auch mit der Abtei zu tun, die uns hier diese Möglichkeiten bietet. Das ist für alle eine Chance.

Binzenhöfer: Das ist eine Chance, aber gleichzeitig eine Aufgabe. Ich überlege immer, was wir dazu beitragen können, dass es so ist. Manches geschieht auch einfach, das kann man schwer in Worte fassen. Aber natürlich verändert sich auch einiges. Die Bereitschaft sich für das, wofür wir stehen, einzusetzen – auch am Wochenende wo dann Wettkämpfe im Sport stattfinden, für das Theater in den Ferien zu proben – das ist nicht mehr so selbstverständlich. Corona hat das nicht besser gemacht. Da müssen wir aktiv kämpfen und Wege finden, dass das unbedingt erhalten bleibt. Wir wollen keine Leistungsschule sein, aber wir wissen, dass die schulischen Leistungen gekoppelt sind an das "Sich-Einsetzen-Wollen". Positives Engagement von sich aus zu zeigen. Das ist mein Wunsch, das zu erreichen: Dieses Gefühl des Wollens auch bei den Schülerinnen und Schülern zu erzeugen.

Frage: Also die Ansprüche, die von außen gestellt werden und die man auch selbst hat, auch zu erfüllen?

Illner: Unbedingt. Darin liegt auch die Spannung, damit umzugehen und neue Ideen zu entwickeln. Dies den neuen Kolleginnen und Kollegen zu vermitteln, indem man es auch vorlebt. Das ist unsere Aufgabe als Direktorat.

Binzenhöfer: Wir haben etwa jetzt wieder Handwerkskurse eingeführt und da müssen wir schauen, wie das anläuft nach der Anfangseuphorie. Etwas selbst herzustellen, handwerklich zu arbeiten braucht auch und gerade unsere digitalisierte Gesellschaft. Und jetzt ist die Frage, ob das Schülerinnen und Schüler durchhalten können – vielleicht bis hin dazu, dass sie oder er es weitermacht nach dem Schuljahr. Selbst wenn nicht, wird von dieser Erfahrung profitiert werden. Garantiert.

Illner: Davon haben wir ja auch profitiert als wir hier zu Schule gegangen sind: Dinge auszuprobieren.

Klos: Ich glaube, dass uns das G9 da entgegenkommt, weil wieder mehr Zeit da ist. Aber wir müssen auch die fachlichen Anforderungen erfüllen. Wir merken, dass durch Corona einfach einiges auf der Strecke geblieben ist. Aber dennoch muss der Freiraum für anderes da sein.

Frage: Die Änderung von G8 auf G9 ist sicher auch eine Herausforderung?

Klos: Ja, auf die jetzigen 9. Klassen kommt einiges zu – aber ich glaube, dass das letztendlich zum Wohl der Schülerinnen und Schüler ist. Die Schnelligkeit des Lernens wird entzerrt. Aber wir müssen auch sehen, wie sich die Rahmenbedingungen ändern. Wir haben zum Glück noch etwas Vorlaufzeit. Aber es wird 2025 ein Jahr ohne Abitur geben.

Binzenhöfer: Auch in der neuen Oberstufe müssen wir unser Profil am EGM schärfen, durch bestimmte Fächer, durch Berufsberatung – auch ein Punkt, bei dem Frau Illner noch vermehrt zuständig sein wird. Die ganze Oberstufe wird mit einem Berufsfindungsmodul durchsetzt sein.

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Frage: Wie werden Sie Ihre persönlichen Schwerpunkte weiter umsetzen?

Illner: Bei mir als Beratungslehrerin liegt die Koordination für berufliche Orientierung, die im neuen Lehrplan ab der 9. Klasse schon manifestiert ist. Das wächst auch weiter. Da gibt es unfassbar viele Informationen, die von mir ins Direktorat und ins Kollegium weitergetragen werden. Das ist ganz neu, das wird vielleicht auch einige verunsichern. Nicht nur schulisch auszubilden, sondern auf die freie Wirtschaft vorzubereiten. Da sind wirklich große Herausforderungen. Und das muss ich auch entsprechend vermitteln.

Dann gibt es bereits einige Angebote an der Schule, gerade für die Oberstufe. Es ist wichtig, dass Schülerinnen und Schüler eine feste Ansprechpartnerin mit mir haben, wo sie wissen, dass sie sich hinwenden können. Auch die Eltern. Die sind ja die besten Berater ihrer Kinder, deshalb ist mir die Zusammenarbeit auch unglaublich wichtig. Weil gleichzeitig wissen wir, dass wir da auch nicht die familiären Gespräche ersetzen können, um zu selektieren, welche Angebote für Schülerinnen und Schüler wichtig sind.

Binzenhöfer: Ganz wichtig sind da auch die Klosterbetriebe. Wir arbeiten mit einigen da bereits gut zusammen, aber müssen schauen, wo wir die Verbindungen noch weiter etablieren und was wir vielleicht sogar noch weiter angehen können. Da müssen wir auch immer wieder neu denken.

Illner: Dafür haben wir auch unser Berufswahl-Siegel bekommen. Die Zusammenarbeit mit den Klosterbetrieben ist ein Geschenk. Wir können lebensnah mit wenig Aufwand ein tolles Angebot für unsere Schülerinnen und Schüler schaffen. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass unser Hauptgeschäft der Unterricht ist.

Frage: Aber darüber hinaus geht ja ein Aufgabenbereich, der Ihnen am Herzen liegt, Herr Klos. Die Wettbewerbe.

Klos: Ja, das ist für Schülerinnen und Schüler, die am Ergebnis orientiert, extrinsisch motiviert sind, eine Chance, nicht "nur" für den Lehrer eine Leistung zu bringen, sondern anderweitig eine Belohnung zu erhalten. Das gibt Motivation. Da muss ich aber vorher auch selektieren, was sinnvoll ist und wo wir auch Chancen haben. Jüngst haben wir mit der Schülerzeitung wieder einen Preis gewonnen. Momentan nehmen wir am P-Seminar-Preis teil. Im P-Seminar Sport haben die Schülerinnen und Schüler nämlich den Übungsleiterschein gemacht – auch wieder etwas, von dem sie danach noch profitieren. Auch die Wettbewerbe mit Mint-Bereich will ich weiter stärken, da haben wir auch erst in Physik wieder einen Preis gewonnen.

Frage: Und hinzu kommt die Öffentlichkeitsarbeit …

Klos: Genau, ich bin quasi die Koordinierungsstelle für alle Nachrichten und Berichte. Wir veröffentlichen auf der eigenen Website, teilweise auch auf der Abteiwebsite. Die klassische Pressemitteilung gibt es natürlich auch, hinzu kommen Instagram und Facebook. Ich würde sagen, dass es zweimal pro Woche neue Nachrichten gibt. Aber es passiert wirklich so viel, das muss auch an die Öffentlichkeit getragen werden. Gleichzeitig muss man wissen, dass auf unterschiedlichen Plattformen auch unterschiedliche Zielgruppen unterwegs sind.

Illner: Das Thema Kommunikation zieht sich auch durch. Einer meiner Schwerpunkte ist der Kontakt zu Grundschulen, natürlich um neue Schülerinnen und Schüler zu erreichen.

Binzenhöfer: Eigentlich ist alles Kommunikation. Bei jedem Prozess andere mitzunehmen und einzubeziehen – intern und extern.

Klos: Ich habe momentan einen Ohrwurm von einem Kirchenlied: "Gib mir die richtigen Worte, gib mir den richtigen Ton." Dann heißt es später "Gib mir die guten Gedanken, Gib mir den längeren Atem". Das sind dann die nächsten Stufen. Die guten Gedanken, dass alles klappen wird, der längere Atem, die Geduld. Die richtigen Worte, die den anderen nicht verletzen, sondern motivieren und aufrichten, das denke ich mir momentan jeden Tag. Wenn man die findet, dann wird das.

Illner: Ein spannender Gedanke. Ich glaube, dass wir meistens diese richtigen Worte finden, dass es kaum Missverständnisse bei uns intern gibt. Aber klar, das richtig nach außen zu tragen…

Binzenhöfer: An die Kraft der guten Worte glauben wir schon, weil wir alle Deutschlehrer sind (lacht).

Klos: Ein Schlusswort noch: Gerade behandle ich im Unterricht den Investiturstreit und da geht es ja auch um Egbert und seine Verbindung zu Bischof Adalbero. Und sie stehen beide auf der Seite des Papstes. Da sehe ich schon Parallelen zu heute. Als Klosterschule, wenn wir unseren Patron ernst nehmen, haben wir ein eigenes Selbstbewusstsein, eine eigene Orientierung. Diesen Namen glaube ich, dürfen wir ernst nehmen.