Aktuelles Mission

Menschlich, aber nicht selbstverständlich

Klosterzeitschrift – Wofür soll ich eigentlich dankbar sein? Mit dieser Frage setzt sich der neue „Ruf in die Zeit“ auseinander. Die Zeitschrift der Missionsbenediktiner benennt die Schwierigkeiten, die Menschen – in reichen wie in armen Ländern – mit der Dankbarkeit haben. Und sie macht darauf aufmerksam, dass Danken etwas ganz wesentlich Christliches ist: Eucharistie heißt Danksagung.

Wer schon alles hat, tut sich schwer, dankbar zu sein. Wer nichts hat, auch. In diesem Spannungsfeld stehen die Beiträge von Autoren aus Tansania, aus Korea, aus der Abtei Münsterschwarzach. Sind wir dankbar, weil wir so glücklich sind? Oder nicht vielmehr glücklich, weil wir dankbar sein können? Damit beschäftigt sich P. Anselm Grün. Ähnlich wie die Psychologin Dr. Corinna Paeth vom Recollectio-Haus Münsterschwarzach in ihrem Artikel ist Grün der Meinung, dass Rituale wie etwa ein Abendgebet sehr hilfreich sein können, Dankbarkeit einzuüben.

Über den Zwang zum „Danke sagen“ und die Not, nichts zu haben, wofür man danken könnte, macht sich Br. Ansgar Stüfe Gedanken. Der Arzt, der lange Jahre in Tansania im Krankenhaus Peramiho gearbeitet hat, kennt beide Aspekte. Sein Plädoyer: Ehrlich bleiben beim Danken.

Eine religionsphilosophische Betrachtung trägt Professor Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz bei. Geben, Nehmen und Danken sind für sie zentrale Lebensvollzüge des Glaubens, die in der heiligen Messe voll zum Ausdruck kommen. Das ist für sie nichts Trockenes. Beim „heiligen Essen“ und „heiligen Trinken“ leuchtet für sie Christus auf: berauschend!

Dass Danken sich auch in Taten äußern soll, kommt in mehreren Berichten zum Ausdruck. P. Isaac Koh von der koreanischen Abtei Waegwan schreibt zu dem Thema. Auch das vorgestellte Hilfsprojekt zeigt, wie Dankbarkeit dazu führt, dass Menschen das Empfinden haben: Es ist Zeit, etwas zurückzugeben von den empfangenen Wohltaten. So helfen die Mönche der tansanischen Abtei Ndanda im Nachbarland Mosambik beim Aufbau eines neuen Klosters.

Wer das Thema Dankbarkeit weiter vertiefen möchte, kann dies anhand von Büchern tun, die der Vier-Türme-Verlag herausgebracht hat. Eine Auswahl wird in der „Ruf“-Ausgabe vorgestellt, über die Gebete der Wüstenväter ebenso wie über heutige Schritte auf dem Weg zu einem Leben in Dankbarkeit.

In einer ausführlichen Hintergrundgeschichte erläutert Br. Ansgar Stüfe im aktuellen Heft, wie sich die Benediktinerklöster finanzieren – und wie die Spenden verwendet werden, die von den vielen Unterstützern der Missionsarbeit der Abtei Münsterschwarzach anvertraut werden. Sein Resümee: Die Mönche setzen ihre eigene Arbeitskraft ein, um in vielen sozialen Einrichtungen im Sinne Jesu zu wirken. Für den Ausbau von Krankenhäusern oder Schulen in armen Ländern in Afrika oder Asien sind sie allerdings nach wie vor auch „auf das Wohlwollen guter Menschen angewiesen“. Gott sei Dank ist dieses vorhanden, wie die Übersicht über die Spenden zeigt.

„Gott sei Dank“ ist „die Antwort auf ein Geschenk, das ich unverdient und unerwartet bekommen habe“, schreibt Abt Michael Reepen in seinem geistlichen Impuls zur Dankbarkeit. Die Benediktsregel geht sogar noch weiter, wie Abt Michael ausführt: „Gott sei Dank“ soll der Pförtner auch ausrufen, wenn ein Armer an die Klosterpforte anklopft und etwas braucht. Eine Einstellung, aus der Liebe und Freude wächst, meint der Abt.