Unsere Verstorbenen

Bruder Ignatius (Wilhelm) Sauer OSB verstorben

Requieum und Beerdigung am Montag, dem 6. September um 14:00 Uhr in der Abteikirche.

Wenige Tage vor seinem 95. Geburtstag durfte unser profeßältester Mitbruder

Br. Ignatius (Wilhelm) Sauer OSB

am 1. September 2010 um 9.45 Uhr sein Leben in die Hände des Schöpfers zurückgeben.

Br. Ignatius erblickte mit seinem Zwillingsbruder Ludwig am 10. September 1915 in Lülsfeld das Licht der Welt; seine Eltern Johann und Barbara waren bereits mit 6 Kindern gesegnet, nach den Zwillingen wurde ihnen noch ein Sohn und eine Tochter geschenkt. Die Familie zog 1916 nach Hafenlohr, wo Wilhelm die Volksschule besuchte.
Die christliche Erziehung durch die Eltern trug reiche Früchte: Zwei Söhne (Karl und Burkard) wurden Weltpriester, die Tochter Cäcilia trat bei den „Englischen Fräulein“ ein und bald reifte auch in Wilhelm der Entschluss, einen geistlichen Weg zu gehen. Im Herbst 1929 trat er als Zögling in St. Ludwig ein, um schon im Frühjahr 1930 eine Gärtnerlehre im Brüderseminar in Münsterschwarzach zu beginnen, die er 1934 mit der Gehilfenprüfung abschloss. Nach dem Postulat vom 10. Mai 1933 bis zum 12. Mai 1934 und dem anschließenden Noviziat durfte
Br. Ignatius am 13. Juni 1935 in der Notkirche seine erste Profess in die Hände von Abt Plazidus ablegen, den er zeit seines Lebens sehr verehrte.
Neben der Gärtnerei wurde nun auch der Kirchbau sein Einsatzfeld, bis ihn am 2. September 1940 ein Stellungsbefehl zur Besatzungstruppe nach Kreta beorderte. Nach dem Krieg wurde er bis 1948 als britischer Gefangener in einem ägyptischen Lager interniert. Diese Zeit hat ihn sehr geprägt und oft erzählte er von den Erlebnissen dieser acht Jahre. Sehr dankbar war Br. Ignatius bis an sein Lebensende, dass er anlässlich seines 50. Professjubiläums nochmals nach Kreta reisen durfte.
Nach der glücklichen Heimkehr arbeitete er in der Abtei Münsterschwarzach. Von 1951 bis 1963 leitete er erst die Gärtnerei, dann die Landwirtschaft in unserem Priorat St. Ludwig. Anschließend war er bis 1967 beim Neubau des Marienhofs in Krandorf (Oberpfalz) eingesetzt. Nun folgte seine Lebensaufgabe:
Als Kellermeister wurde er verantwortlich eingesetzt für den Obstbau mit viel Tafelobst, die Apfelmostkellerei, die Brennerei und die Imkerei. Viele Noviziatskurse durften unter seiner Regie die Obsternte einbringen und keltern. Noch im hohen Alter erzählte er gern von den 10.000 Zentnern Äpfeln, die er in dieser Zeit geerntet hat. Hier konnte Br. Ignatius auch seine handwerklichen Talente gut einsetzen: Mit einfachsten Mitteln reparierte und verbesserte er ständig seine Maschinen und Einrichtungen; durch seine Kreativität und sein Geschick gelang es ihm, auch aus Nichts noch Etwas zu machen.
Vordergründig betrachtet war Br. Ignatius ein Mann der Tat. Wer ihn näher kannte, durfte jedoch auch seine kontemplative Art kennen lernen, die in einer tiefen und schlichten Frömmigkeit wurzelte.
Das gemeinschaftliche Gebet war für ihn stets vorrangig und wenn er wegen dringender Erntearbeiten einmal nicht dabei sein konnte, so war es selbstverständlich, dass diese Gebetszeit sofort nachgeholt wurde. Das persönliche Gebet war ihm eben so wichtig: auf ganz natürliche Art und Weise konnte er seinem Heiland – genau wie seinen Mitbrüdern - alles unverblümt sagen, was ihn bewegte oder auch ärgerte.
Als Br. Ignatius im Alter von 80 Jahren von seiner Verantwortung entbunden wurde, half er dennoch weiterhin mit Rat und Tat. Erst mit 92 Jahren zog er sich vom aktiven Arbeitsleben zurück und bezog dankbar und gerne ein Zimmer auf unserer Krankenstation.
Nun offenbarte sich im hohen Alter eine Milde und Güte, die vorher nicht immer so sichtbar war. Mehr und mehr rückte dieser einst so aktive Mitbruder von seiner dominanten Seite ab und ließ sich bereitwillig gürten und führen; stets war er äußerst dankbar für jede Handreichung. Voller Freude durfte unser Profeßsenior vor wenigen Monaten das seltene Fest des 75-jährigen Professjubiläums begehen.
Wie durch ein Wunder überstand er in den vergangenen zwei Jahren mehrere schwerste körperliche Krisen und erholte sich durch seine robuste Natur stets in kürzester Zeit. Sein letztes Leiden währte nur zwei Tage, bis Gott ihn gnädig erlöste.
Lange und geduldig hat Br. Ignatius auf seinen Heiland gewartet; möge ihm der Herr dies alles reichlich lohnen. RIP

Requiem und Beerdigung feiern wir am Montag, den 6. September 2010 um 14 Uhr

Münsterschwarzach, den 02. September 2010
Abt Michael und Konvent