Predigten

...mit Heiligem Geist und mit Feuer

Predigt von P. Fidelis Ruppert OSB zum 2. Adventssonntag in der Abteikirche Münsterschwarzach.

...mit Heiligem Geist und Feuer

Liebe Schwestern und Brüder!
Die Stimmung, die das heutige Evangelium verbreitet, unterscheidet sich gewaltig von der Stimmung, die derzeit vorweihnachtlich durch die Kaufhäuser und Fußgängerzonen klingt und glitzert.
Das hängt wohl damit zusammen, dass Johannes der Täufer nichts verkaufen will, sondern er will aufwecken, aufschrecken.
Dazu braucht er weder Musik noch Lautsprecher,
er selber ist die Botschaft, so wie er lebt, sein Lebensstil verwundert die Menschen und macht sie hellhörig.
Er steht draußen in der Wüste, wo nicht viel zu holen ist. Er hat ein Gewand aus Kamelhaaren, ein Bußgewand, das auf der Haut kratzt, er ernährt sich von wildem Honig, was noch recht angenehm klingt, während sich die Heuschrecken nicht gerade appetitlich anfühlen. Anscheinend lebt er halt von dem, was eben in der kargen Landschaft der Wüste zu finden ist.
Trotzdem wirkt er nicht schwächlich oder heruntergekommen, er redet mit Schwung zur Menge, redet den Leuten ins Gewissen. Er versteht sich als die Stimme, die den Messias ankündigt. Er will in den Herzen und Gedanken der Menschen Platz machen für das Neue, für den Neuen…der da am Kommen ist….
„Kehrt um, bereitet den Weg, macht gerade, was krumm ist im Leben, räumt aus, was sein Kommen blockiert.“
Das ist nicht nur eine freundliche Einladung, er verbindet seine Worte mit einer Drohung: zweimal droht er denen die Hölle an, die nicht aufräumen wollen – in ihrem Herzen und in ihrem Leben.
Und seine Worte wirken, viele lassen sich taufen, wollen umkehren,
sie merken, dass einiges krumm und dunkel in ihrem Leben ist.
Er hat den Leuten den Kopf gewaschen, und sie haben ihr Herz geöffnet.
Sie wollen aufgeräumt sein, wenn der Messias kommt, offen und hell.
Die Taufe der Umkehr ist das leibhafte Zeichen für diese innere Bereitschaft.

Aber Johannes, dieser Feuerkopf, droht nicht nur mit dem Höllenfeuer, sondern er kündigt auch ein anderes Feuer an, wenn er sagt:
„Ich taufe euch mit Wasser zur Umkehr. Der aber, der nach mir kommt…… er wird euch mit Heiligem Geist taufen und mit Feuer.“

Das weist schon auf Pfingsten hin. Damals fiel dann Feuer auf die Apostel,
es verwandelte sie von innen her, sie leben begeistert weiter und stecken viele Menschen an, so dass das Feuer auch bei denen weiterbrennt.
Da geschah nicht eine mühsame Bekehrung, sondern ein inneres Feuer hat die Herzen weit und das Leben ansteckend gemacht.

Wenn Johannes heute im Evangelium von der Taufe redet, die Jesus bringen wird, dann redet er bereits von uns, von mir persönlich, von uns persönlich.
Wir haben diese Taufe ja empfangen, ergänzt durch die Firmung.
Aber das Feuer und die Lebendigkeit des Heiligen Geistes – wo sind sie? Gibt es sie bei mir, in meinem Leben?
Vielleicht möchten wir bedauernd den Kopf schütteln.
Aber vielleicht erinnern wir uns doch an Situationen, wo so ein inneres Feuer in uns lebendig war, wo wir aufgewacht sind, Freude an Gott hatten, wenigstens für kurze Zeit und immer wieder mal. Ohne solche Erfahrungen hätten wir wohl keinen Grund mehr, immer noch in die Kirche zu gehen, an unserem Glauben festzuhalten…..Wir leben von solchen Erfahrungen und von der Sehnsucht danach.
Und dann ist das Feuer immer wieder wie weg – aber erloschen ist es nicht.
Es ist zugedeckt, zugemüllt von vielen, vielen Dingen.
Jetzt bräuchten wir einen Johannes, der uns in die Wüste führt, nicht geographisch in eine Sandwüste, aber in einen freien Raum, wo alles Unnötige abfallen darf, wo Müll entsorgt und innen aufgeräumt wird, damit das innere Feuer wieder eine Chance hat aufzuflammen…. es wartet schon darauf.

Ein Mönchsvater aus der ägyptischen Wüste kann uns da Mut machen. Er spricht einmal über die Lampen der klugen Jungfrauen, die den Bräutigam erwarten. Dann sagt er: „So werden alle Christen….vom göttlichen Feuer, vom Sohne Gottes, entzündet und beginnen zu leuchten,
sie haben brennende Lampen in ihren Herzen.“ (Makarius-Homilie 43,1)
Sie haben brennende Lampen in ihren Herzen……
d.h. die Lampe in der Hand ist ein Zeichen für das Feuer, das im Herzen glüht.

Das ist so ähnlich wie manche Adventserfahrung:
Wenn wir in eine brennende Adventskerze anschauen, rührt sie oft ganz innerlich etwas an; da wird es warm ums Herz, da bricht in uns eine Sehnsucht auf und beginnt zu brennen.
Aber warum rührt uns der Schein der Kerze innerlich so an?
Doch wohl nur, weil das Herz dieses Licht schon kennt, dieses brennende Feuer,
die innere Lampe des Evangeliums, die nach den Worten des alten Mönchsvaters in unserer Seele verborgen ist, und nur still darauf wartet, dass sie immer mehr aufleuchten darf;
so wie das Adventslicht jeden Sonntag weiterwächst und heller wird.
Ebenso will das Feuer, das Jesus bei der Taufe in uns geworfen hat, immer mehr wachsen, tief auf dem Grund unseres Herzens und zugleich – durch uns hindurch – ausstrahlen in unsere Welt.

So wird Advent dynamisch und geisterfüllt….

Maranatha – komm, Herr Jesus!