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Liturgische Gefäße im XXL-Format

Gold- und Silberschmiede der Abtei fertigt Set aus großen und dazu passenden kleineren Hostienschalen und Kelchen – Idee von Prof. Martin Stuflesser - Erster Einsatz bei Gottesdienst in Belgien

Was tun, wenn bei einem großen Gottesdienst viele Menschen zur Kommunion gehen wollen? Nicht nur 100 oder 200, sondern vielleicht 1000 oder mehr? Dann findet sich auf dem Altar oft ein buntes Sammelsurium von Kelchen und Hostienschalen, zumal wenn der Leib des Herrn in zweierlei Gestalten gereicht wird. Die Idee des Würzburger Liturgiewissenschafters Prof. Martin Stuflesser: Liturgische Gefäße in XXL-Größe.

Umgesetzt hat diese Idee die Gold- und Silberschmiede der Abtei Münsterschwarzach. Sie schuf ein Set aus jeweils einem sehr großen und vier kleineren Gefäßen. Die Kelche und Hostienschalen wurden dabei so gearbeitet, dass sie gut miteinander harmonieren und eine ästhetische Einheit bilden. Beim Gottesdienst werden die Hostien und der Wein erst in den großen Gefäßen gewandelt, ehe sie auf die kleineren Gefäße verteilt werden.

Eine durchschnittliche Hostienschale fasst ca. 200 bis 300 Hostien, die jetzt in Münsterschwarzach gefertigte große Schale zwischen 1000 und 1500. Der Clou: Man kann die vier kleinen Hostienschalen schön ineinander stapeln. So kann man sie sowohl gut transportieren und sie verkratzen bei Transport und Lagerung nicht so leicht. Daher gehört auch eine Box zur Aufbewahrung des Sets dazu.

Der große Kelch wiegt rund ein Kilo und fasst zweieinhalb Liter. Sinnvoll sind allerdings maximal zwei Flaschen Wein, also eineinhalb Liter. Goldschmied Andreas Jurowski: „Der Kelch ist dann zu zwei Dritteln gefüllt und auch bei leichten Bewegungen schwappt nichts über.“ Doch nicht nur dieses Handling wurde getestet, auch das Trinken und Ausgießen aus dem Kelch wurden gründlich erprobt. „Es geht erstaunlich gut“, resümiert Jurowski. Was nicht zuletzt dem gut gewählten Schwerpunkt und der Abrundung der Kanten des Kelchs zu verdanken ist.

Die Herstellung der liturgischen Gefäße lief in der Goldschmiede wie immer bei größeren Projekten im Teamwork. Zunächst hatte Andreas Jurowski bei seinen Entwürfen auf eckige Formen gesetzt. Doch die wurden in Absprache mit Prof. Stuflesser und Goldschmiedechefin Sabine Bechtel rasch verworfen. „Die sahen eher aus wie Blumenkübel“, lacht er. Die Umsetzung lag dann wesentlich in den Händen von Goldschmied Michael Hornung. Insgesamt 4,7 Kilogramm Silber hat er für das Set verarbeitet. Innen sind die Kelche und Schalen vergoldet. Der Nodus der Kelche ist aus Zwetschgenholz.

Das Team der Goldschmiede hat bei der Fertigung auch daran gedacht, dass es weitere Interessenten für die XXL-Gefäße geben könnte. Deshalb besteht die Grundform aus gedrücktem Eisen. „So wären später auch größere Stückzahlen möglich“, erklärt Sabine Bechtel.

Zum ersten Mal zum Einsatz gekommen sind die Gefäße bei einem Gottesdienst im belgischen Leuven. Dort feierte die Societas Liturgica, eine internationale Vereinigung von Liturgiewissenschaftlern, vom 7. bis 12. August ihr 50jähriges Bestehen mit einem großen Kongress. Stuflesser: „Die Gefäße werden künftig bei Hochschulgottesdiensten in Würzburg Verwendung finden. Wir verleihen die Gefäße aber gerne, an Bistümer, Gemeinden oder für den Katholikentag.“