Über das Leben Benedikts erzählt die Münsterschwarzacher Kleinschrift "Benedikt von Aniane" von Dr. Gabriele Ziegler mit interessanten Originaltexten eines Chronisten namens "Ardo". Benedikt von Aniane wurde in jungen Jahren am Königshof Pippins aufgezogen und leistete später Kriegsdienst.
Bereits zu dieser Zeit haderte er allerdings mit seinen Aufgaben und wendete sich immer mehr Gott zu. "Drei Jahre lang verbarg er dieses Geheimnis im Herzen, Gott allein reservierte er es", schreibt Ardo über diese Zeit. Ein Schlüsselerlebnis war die Rettung seines Bruders vor dem Tode aus einem reißenden Fluss. Heimlich, nach der Rückkehr in seiner Heimat, schmiedete Benedikt von Aniane mit einem Mönch namens Widmar den Plan, in das Kloster des heiligen Sequanus bei Dijon zu gehen. Er hielt dort strenge Askese, nahm kaum Nahrung zu sich, schlief kaum und nahm die untersten Dienste an. Schließlich wurde ihm die Aufgabe des Cellerars übertragen und er gewann an Ansehen beim Abt. Als besonders umgänglich wird er beschrieben: "Er redete wenig, gehorchte sofort, war empfänglich für Ermahnungen."
Nach dem Tod des Abtes sollte er ihm nachfolgen. Doch es kam anders. Er war den Mönchen zu streng, verließ das Kloster und erbaute auf seinem eigenen Grund in Aniane eine kleine Cella. Eine Parallele zu Benedikt von Nursia, dessen Lebensstil in seinem ersten Kloster ebenfalls zu radikal gesehen wurde. Und das neue Kloster von Benedikt von Aniane beginnt zu wachsen, immer mehr Männer schließen sich seiner Gemeinschaft an, er muss den Klosterbau vergrößern. "Obwohl die Zahl der Brüder stetig wuchs, pochte er stets auf mehr Armut und mehr Erniedrigung."
Nachdem ein Brand das Kloster zerstörte, sollte es Benedikt von Aniane auf Weisung Karl des Großen prachtvoll wieder aufbauen: "Im Jahr 782, Karl der Große regierte im vierzehnten Jahr, begann er mit Hilfe der Herzöge und Grafen eine weitere und zweifelsohne ziemlich große Kirche zu Ehren unseres Herrn und Retters zu errichten." Besonders erwähnenswert ist die Unterstützung Karls des Großen – ohne die hätte Benedikt wahrscheinlich nicht so opulent gebaut. Die Exposition von weltlicher Macht in Kirchenbauten war damals üblich. Das zeigte sich auch darin, dass das neue Kloster "Haupt aller Klöster" genannt, urkundlich durch den Kaiser gewürdigt und die Benediktsregel die Grundlage monastischen Lebens wird. Benedikt reist zu anderen Klöstern, hilft ihnen, geistlich zu wachsen. Er tut das aus Liebe zu Gott, nicht aus Eigennutz.