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Krippen mit Indio-Energie

Drei sehr unterschiedliche Krippen in der Abtei bringen uns das göttliche Geschehen und die Sicht von Menschen aus Südamerika und Afrika ein Stück näher

Die Weltkirche ein Stück näher bringen drei Krippen in der Abtei Münsterschwarzach. Imposant die Krippe in der Abteikirche, anrührend die Darstellung im Gästehaus (beide aus Peru) und filigran die Szene im Refektorium aus Burkina Faso.

Majestätisch und fast wie Wächter umringen Engel, Mönche, Maria und Josef das göttliche Kind in der Abteikirche. Die Krippe hat wenig mit der Lieblichkeit vieler alpenländischer Krippendarstellungen gemein. Mit den bis zu 1.20 Meter hohen, fast unnahbar wirkenden Figuren fühlt man sich fast etwas beklemmt.

„Das sind ganz besondere Figuren“, erklärt Pater Meinrad Dufner OSB, der seit 1995 die Krippen im Kloster aufbaut. Die Figuren in der Kirche entstammen der traditionellen Keramikkultur der Indios in den Hochanden. Nach der kunstvollen Gestaltung werden die Ton-Figuren mit Holzstämmen umringt, dasGanze angezündet und bei rund 900 Grad gebrannt. Dann werden die Figuren mit Farben bemalt und kommen schließlich nochmals in den Rauchbrand. Dadurch erhalten sie ihre bräunliche Patina. „Da ist noch echte Indio-Energie drin“, sagt Pater Meinrad. Er schätzt, dass die komplette Herstellung einer Figur rund 100 Stunden dauert.

Während die Krippe in der Abteikirche durch ihre majestätische und fast barock anmutende Art besticht, ist die kleine Krippe im Gästehaus naiv und anrührend. Hier dominiert ein übergroßes Jesuskind die Szene und macht damit deutlich: Das Kind in der Krippe ist am wichtigsten. Die farbenfrohen Figuren drücken Staunen und Freude über das heilvolle Geschehen aus.

Aus Afrika kommt die Krippe im nicht für die Öffentlichkeit zugänglichen Refektorium, wo sie vor dem großen Christbaum steht. Sie ist aus Messing gefertigt und wirkt elegant und edel. „Das nennt man verlorenen Guss“, erklärt Pater Meinrad. Die Figuren werden zunächst kunstvoll mit Bienenwachs modelliert, dann mit flüssigem Ton ummantelt und erhitzt, so dass das Wachs schmilzt. In diese Tonform wird dann flüssiges Metall eingegossen. Nach der Abkühlung wird die Tonform außen zerschlagen, die Metallfigur bleibt übrig. Deshalb spricht man von verlorenen Guss, weil die Gussform unwiederbringlich verloren ist. Pater Meinrad: „Jede Figur ist so ein Unikat.“

Gefertigt hat die Figuren eine Künstler-Initiative aus Burkina Faso. Das verwendete Messing ist recycelt und war früher als Kühler in Autos oder als Wasserhahn verbaut. In der Krippenszene kann man auch ein Stück zentralafrikanischer Lebenskultur erkennen: Traditionelle Instrumente und im Zug der drei Weisen zur Krippe Elemente aus dem Königsritual.

Walter Sauter